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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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so früh gestorben,vielleicht hätte er ihr noch ein bißchen Vernunft eintrichtern können.«
    Richard schwieg für einen Moment, ehe er weitersprach. »Ich bin ja froh, daß sie ein Hobby hat, aber ich finde, sie sollte sich nicht das ganze Leben damit verpfuschen.«
    »Ich bin völlig deiner Meinung, Richard.«
    Wieder schwiegen beide, und Richard spielte gedankenverloren mit seiner Schreibzeugschale. Er hatte eine Frage an Janice, aber er fürchtete sich davor, sie zu stellen.
    »Was hieltest du davon«, fragte er schließlich doch, »wenn ich zu ihr nach Ägypten fliege?«
    Schweigen.
    »Janice?« rief Richard, schon besorgt, die Verbindung könnte unterbrochen sein.
    »Ägypten! Richard, du kannst doch nicht einfach deine Praxis im Stich lassen!«
    »Schwierig wäre es, aber es ließe sich einrichten, wenn’s sein muß. Ich kann mir ja einen Vertreter besorgen.«
    »Tja … vielleicht ist das eine ganz gute Idee. Aber ich bin mir nicht sicher. Erica hat immer ihren eigenen Willen gehabt. Hast du einmal mit ihr über so was gesprochen?«
    »Nein, niemals. Ich glaube, sie nahm einfach an, ich könnte nicht ohne weiteres fort.«
    »Vielleicht würde das ihr deutlich machen«, sagte Janice nachdenklich, »daß du dich um sie sorgst.«
    »Um sie sorgen! Mein Gott, sie weiß, daß ich eine Anzahlung auf das Haus in Newton geleistet habe.«
    »Na, das ist vielleicht nicht unbedingt das, was Erica sich vorstellt, Richard. Ich glaube, das Problem liegt darin, daß du eure Beziehung zu lange hast schleifen lassen,und deshalb ist es möglicherweise ein guter Einfall, nach Ägypten zu fliegen.«
    »Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Aber jedenfalls danke ich dir, Janice.«
    Richard legte den Hörer zurück auf den Apparat und blickte auf die Liste der für den Nachmittag angemeldeten Patienten. Der Tag sollte sich noch lange hinziehen.

 
Kairo, 21 Uhr 30
     
    Erica lehnte sich zurück, als die beiden beflissenen Kellner das Geschirr abräumten. Yvon war so barsch und kurzangebunden zu den beiden gewesen, daß es ihr direkt peinlich war. Aber offensichtlich war Yvon an tüchtigeres Personal gewöhnt. Sie hatten bei Kerzenlicht ausgiebig von den stark gewürzten einheimischen Gerichten gegessen, die Yvon mit großer Sachkunde ausgewählt hatte. Das Restaurant trug unangebrachterweise den romantischen Namen Casino de Monte Bello und stand auf dem Kamm der Mukattamhöhen. Von ihrem Platz auf der Veranda aus konnte Erica ostwärts ins zerklüftete Bergland Arabiens schauen, das über die arabische Halbinsel bis nach China verlief. Im Norden sah sie die vielen Arme des Nildeltas sich verästeln, mit denen sich der Fluß seinen Weg in das Mittelmeer suchte, und im Süden kam der Strom wie eine flache, schimmernde Schlange aus dem Herzen. Die eindrucksvollste Aussicht jedoch hatte man nach Westen, wo die Minarette und Kuppeldächer Kairos die Dunstglocke der Stadt durchbrachen. Am dunklen Himmel erschienen nacheinander die Sterne, im gleichen Maße, wie unten in der Stadt die Lichter angingen. Bilder von arabischen Nächten stiegenin Erica auf. Die Stadt besaß eine exotische, sinnliche und rätselvolle Ausstrahlung, die alle Scheußlichkeiten des Tages in den Hintergrund drängten.
    »Kairo hat seinen eigenen sehr starken und herben Charme«, sagte Yvon. Sein Gesicht blieb im Dunkel. Erst als die Glut seiner Zigarette beim Inhalieren hellrot aufleuchtete, traten seine scharfgeschnittenen Gesichtszüge hervor. »Die Stadt hat eine wahrhaft unglaubliche Geschichte. Korruption, Brutalität und Gewalt haben so fantastische Ausmaße angenommen, daß es grotesk ist.«
    »Hat sie sich seit früher denn sehr verändert?« fragte Erica und dachte an Abdul Hamdi.
    »Weniger, als die Leute meinen. Die Unredlichkeit gehört hier zur Lebensweise, und die Armut ist die gleiche geblieben.«
    »Und die Bestechlichkeit?« fragte Erica.
    »Daran hat sich überhaupt nichts geändert«, antwortete Yvon und tippte behutsam die Asche seiner Zigarette in den Aschenbecher.
    Erica trank einen Schluck Wein. »Sie haben mich davon überzeugt, daß es besser ist, sich nicht an die Polizei zu wenden. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich die Mörder Mr. Hamdis identifizieren könnte, und es wäre das Allerletzte, was ich mir wünschte, in den Sumpf kleinasiatischer Intrigen zu geraten.«
    »Das ist eine kluge Entscheidung. Glauben Sie mir.«
    »Trotzdem bin ich unruhig. Ich kann mir nicht helfen. Ich habe das Gefühl, meine Verantwortung als

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