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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Ägypten?« fragte Erica. »Nein, in Zürich.«
    »In der Schweiz?« stellte Erica ungläubig fest. »Warum in der Schweiz?«
    Jeffrey Rice zuckte die Achseln. »Bei dieser Art von Auktion stellt man keine Fragen. Da gibt’s gewisse Spielregeln.«
    »Wissen Sie«, fragte Erica, »wie sie nach Zürich geraten ist?«
    »Nein«, antwortete Jeffrey Rice. »Wie gesagt, man stellt dort keine Fragen. Die Auktion ist von einer der dortigen Großbanken arrangiert worden, und die sind sehr verschwiegen. Sie wollen nur Geld sehen.« Er lächelte und stand auf, bot Erica an, sie zum Aufzug zu begleiten. Offenbar hegte er nicht die Absicht, ihr darüber mehr anzuvertrauen.
     
    Erica schwirrte der Kopf, als sie ihr Zimmer betrat. Das lag nicht nur an Jeffrey Rices Äußerungen, sondern auch an den beiden Drinks. Während er mit ihr auf den Aufzug wartete, erwähnte er beiläufig, daß die Statue nicht die erste Antiquität gewesen war, die er in Zürich erworben hatte. Er hätte dort schon mehrere goldene Statuen und ein wunderbares Brustgehänge erstanden, alles mit einiger Wahrscheinlichkeit aus der Regierungszeit Sethos’ I.
    Erica legte den Umschlag mit den Fotografien auf den Sekretär und dachte an ihre früheren Vorstellungen vom Schwarzmarkt: Irgendwer fand ein kleines Artefakt im Sand und verkaufte es dem, der es gerade haben wollte. Nun mußte sie sich gezwungenermaßen eingestehen, daß derartige Transaktionen in den getäfelten Konferenzräumen von internationalen Banken stattfanden. Es war unglaublich.
    Erica streifte ihre Bluse ab, betrachtete den Blutfleck und schleuderte das Kleidungsstück dann erbittert vonsich; ihre Hose folgte der Bluse gleich nach. Sie löste den Büstenhalter und bemerkte, daß das Blut sogar hier eingesogen war; aber den BH mochte sie nun doch nicht so geringschätzig aufgeben. Büstenhalter waren für Erica schwierig einzukaufen, und nur wenige Modelle konnte sie wirklich bequem tragen. Ehe sie womöglich überstürzt handelte, öffnete sie die oberste Schublade des Sekretärs, um nachzuzählen, wie viele sie mitgebracht hatte. Aber statt zu zählen starrte sie bloß verdutzt ihre Unterwäsche an. Selbst während ihrer finanziell schwierigen Studienzeit hatte sich Erica immer die Extravaganz kostspieliger Reizwäsche geleistet. Sie genoß das feminine Gefühl teurer Unterwäsche. Infolgedessen ging sie stets vorsichtig damit um, und als sie auspackte, hatte sie sich die Zeit genommen, alles ordentlich einzuräumen. Aber nun sah es in der Schublade wüst aus! Jemand hatte ihre Sachen durchwühlt!
    Erica richtete sich auf und schaute sich im Zimmer um. Das Bett war gemacht, also war das Personal hier gewesen. Aber würde es sich auch ihre Kleidung ansehen? Möglicherweise. Rasch überprüfte sie die mittlere Schublade, zog ihre Levi’s heraus. In der Seitentasche waren die Diamantohrringe, das letzte Geschenk ihres Vaters. In der Gesäßtasche befanden sich das Rückflugticket und die Mehrzahl ihrer Reiseschecks. Nachdem sie ihren wichtigsten Besitz vorgefunden hatte, stieß sie einen lauten Seufzer der Erleichterung aus und schob die Jeans zurück in die Schublade.
    Sie blickte nochmals in die oberste Schublade und überlegte, ob sie nicht vielleicht selbst ihre Wäsche am Morgen so durcheinandergebracht hatte. Dann suchte sie das Bad auf, nahm ihre Make-up-Tasche aus Plastik her und untersuchte den Inhalt. Auf ihr Make-up legte sie keinen so großen Wert, doch sie verwendete die einzelnen Artikel in gewisser Reihenfolge und ordnete sie nach Gebrauch wieder in die Tasche ein. Ihr Spray hätte demnach weit unten liegen müssen; jedoch lag es obenauf. Oben befanden sich auch ihre Verhütungspillen, die sie immer abends schluckte. Erica musterte sich im Spiegel. Sie sah müde und angegriffen aus und hatte einen ähnlichen Gesichtsausdruck wie am Vortag, nachdem der junge Flegel ihr zwischen die Beine gefaßt hatte. Es hatte tatsächlich jemand ihre Sachen durchwühlt. Erica erwog, ob sie den Vorfall der Hoteldirektion melden solle. Aber was konnte sie sagen, da man nichts entwendet hatte?
    Erica betrat den kleinen Flur und verschloß die Tür mit dem Sicherheitsriegel. Dann begab sie sich zur Schiebeglastür und schaute hinaus; die feurige ägyptische Sonne breitete sich gerade über den westlichen Horizont aus. Die Sphinx sah aus wie ein zum Sprung bereiter, hungriger Löwe. Die Pyramiden zwängten ihre wuchtigen Umrisse in einen blutroten Himmel. Erica wünschte, sie könnte sich in ihrem

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