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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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und Niedermünster. Offiziell dürfen die nur für ihren eigenen Hausgebrauch Bier herstellen, verkaufen es aber heimlich überall in der Stadt, um die Klosterkassen aufzubessern. Habt ihr nie davon gehört?«

    Die beiden schüttelten leicht betreten die Köpfe. Sie waren den ganzen Winter über so beschäftigt gewesen, dass sie vom Regensburger Alltag bemerkenswert wenig mitbekommen hatten.

    Emmeran fuhr fort: »Ich frage mich, wie lange unser Magistrat sich das noch gefallen lässt? Sicher wird er bald Klage führen vor dem Reichshofrat. Unser Herr Bischof lässt sein Weißbier derzeit in Wörth brauen. Und er ist der Einzige, der ohne Herzogsprivileg Weißbier brauen darf. Ich habe jedoch läuten hören, dass er bald hier in der Stadt ein neues Weißbrauhaus errichten wird. Also, wenn ihr als bürgerliche Brauer Weißbier herstellen wollt, dann solltet ihr wandern! Und zwar nach Osten.«

    Ulrich und Johann beschlossen sofort, ab Ende April nach einem herzoglichen Weißbier-Brauhaus Ausschau zu halten. Die Wintersaison hatte aber noch eine große Überraschung und ein dickes Ende parat. Denn Ulrich kannte natürlich den Schwur seines Vaters und bekam plötzlich, aus heiterem Himmel, Gelegenheit, ihm bei der Umsetzung seines Gelübdes tatkräftig zu helfen.  

     

3.
    »Unser Herr wird zu uns auf Besuch kommen. Sein Feldzug scheint vorbei zu sein und er möchte sich nun hier niederlassen.« Emmerans Worte waren an die beiden Brauer gerichtet, die gerade auf der Tenne das Malz für die finalen Sude der Saison aufsammelten.

    »Ich finde, wir sollten ihn nicht enttäuschen und unser Bestes geben für die letzten Märzenbiere, damit sie möglichst lange vorhalten.« Emmeran senkte die Stimme, als ob ein ungebetener Zuhörer anwesend wäre und fuhr im Flüsterton fort: »Wer weiß, vielleicht fällt für uns noch eine schöne Belohnung ab für ein gutes Bier. Man kennt doch diese Soldaten; die sind in guter Laune genauso freigiebig, wie sie in schlechter Stimmung grausam sind.«

    »Dann lasst uns seine Laune heben«, stimmte Ulrich zu. »Wann dürfen wir den hohen Herrn erwarten?«

    »Für nächsten Freitag hat er sich mit einem Brief angekündigt.« Emmeran schüttelte verwundert den Kopf. »Mir fällt erst jetzt auf: Sollte er etwa lesen und schreiben können? Das wäre fürwahr ein seltsamer Landsknecht. Na ja, mir soll’s recht sein, dann ist er wenigstens kein Barbar.«

    »Du kennst ihn gar nicht?«, fragte Johann verwundert.

    »Oh nein«, erwiderte Emmeran, »er hat den Kauf des Brauhauses über einen Treuhänder abgewickelt, den Regensburger Kaufmann Andreas Kaltenhauser. Der zahlt mir und euch auch den Lohn und gibt mir Geld für den Kauf von Gerste und Malz.«

     
    Am Freitag zu Mittag ritt der von seinen Angestellten mit großer Neugierde erwartete Besitzer des Brauhauses zwar allein, aber in vollem Putz, in Regensburg ein. Er stellte sein Pferd vor dem ›Nackenden Bauch‹ ab, ging hinein und schwenkte seinen südländischen Trinkbeutel aus Leder, der innen mit Pech beschichtet war. Dazu rief er laut, mit herablassender, befehlsgewohnter Stimme: »Füllt mir meine Bota mit Wein. Ich bin durstig wie ein trockener Schwamm! Gebt mir zu essen, ich bin hungrig wie ein Wolf!« Den Wein trank er schnell, das Brot warf er wutentbrannt zurück in die Küche. »Was ist das? Gehärtete Kuhscheiße? Gebt mir Schinken und Speck.«

    Ulrich und Johann standen hinter der Theke und trauten ihren Augen kaum. War das zu glauben? Eigentlich nicht. Aber, kein Zweifel, er war es. Beide hatten den Mann, der sich früher, zumindest damals in Bitburg, Hauptmann Hernandez genannt hatte, sofort wiedererkannt. Sie schauten einander an, und beide wussten im gleichen Moment: Das war eine günstige Gelegenheit sich zu rächen.

    Sie brauchten keine Sorge zu haben, erkannt zu werden. Die Belagerung und die Gässestrepper-Geschichte waren zum einen über acht Jahre her, zum anderen waren sie noch Jungen gewesen, die auf den Gassen gespielt hatten. Aber niemals würden sie die herrische, arrogante Stimme des spanischen Soldaten vergessen, niemals die Szene, in der Ulrichs Vater auf Hernandez’ splitternacktem Adjutanten geritten war, ihm die Peitsche auf den Arsch gegeben und die Sporen in die nackte Haut getrieben hatte. Ulrich würde auch niemals die Tränen seiner Stiefmutter vergessen, da er damals zum ersten Mal in seinem Leben aus nächster Nähe die Brutalität des Krieges erfahren hatte. Erinnerungen an die Kakushöhle

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