Der Fluch Des Bierzauberers
wurden nicht nur viele Gefangene gemacht, sondern der Hessenprinz erbeutete ein schönes Pferd, einen feurigen Rappen.
Am selbigen Abend sprach der Feldwebel bei Friedrich vor und meldete: »Die Polen haben alle Brunnen vergiftet vor ihrer Flucht.«
Friedrich war ratlos. Ohne Trinkwasser waren Männer wie Pferde aufgeschmissen. Kurzerhand schickte er einen Trupp in die Stadt, um Bier zu requirieren. Danzig hatte in dieser Zeit etwa dreihundertfünfzig Brauereien. In der Brauerei Witt in der Ritterstraße wurden sie fündig. Großes Gejohle begrüßte die Männer, als sie einige Stunden später mit zwei großen Fuhrwerken voller Bierfässer ins Lager rumpelten. Wieder wurde fleißig gezecht, um den gigantischen Durst nach dem Kampf zu stillen. Das wahre Unglück begann dann am nächsten Morgen: In Ermangelung von Trinkwasser mussten die Soldaten und auch ihre Pferde Bier trinken. Nicht mehr ganz nüchtern stieg Friedrich von Homburg auf sein ebenfalls nicht mehr nüchternes Pferd, und das Unheil nahm seinen Lauf. Ohne erkennbaren Grund – außer der Trunkenheit am Morgen, fiel Friedrich vom Pferd, mit Kopf und Oberkörper traf er genau auf einen Baumstumpf. Blut spritzte aus Nase und Ohren. Mehrere gebrochene Rippen sowie ein angebrochenes Schulterblatt ließen das Schlimmste befürchten. Ohnmächtig wurde er in einem Wagen zurück ins Lager gebracht. Eine Nacht und einen Tag lang regte er sich nicht. Es wurde bereits ein Sarg angefertigt. Trauer breitete sich im Lager aus. Zwei weitere Tage wartete man ab, dann wurde das Begräbnis angesetzt. Plötzlich, als hätte er lediglich keine Lust, in den Sarg gesteckt zu werden, kam wieder Leben in den Prinzen. Er zappelte mit den Beinen, das Begräbnis wurde verschoben. Es dauerte allerdings noch eine Weile, bis er Kopf und Arme wieder bewegen konnte. Noch Monate danach war er außer Gefecht gesetzt.
Neue Bündnispartner taten not, und so schlossen sich nach der Eroberung Danzigs die Schweden mit Preußen zusammen, um kurz darauf gemeinsam in der Schlacht von Warschau die polnische Armee zu besiegen. Damit begann Preußens Marsch in die Souveränität, die innerhalb von nur vier Jahren abgeschlossen sein sollte. All das als schwedischer Dank für die preußische Hilfe im Nordischen Krieg.
4.
Im folgenden Jahr griff Dänemark in den Krieg ein. Der Schwerpunkt verlagerte sich nach Norden, dadurch, dass die Schweden Kopenhagen angriffen, während Friedrich mit seinem Regiment in Polen blieb.
Die erste Belagerung Kopenhagens war eines der kühnsten Wagnisse der jüngeren Geschichte und wurde von vielen mit Hannibals Überquerung der Alpen verglichen. In dem extrem kalten Winter 1657/58 gefror die Ostsee. Und der Nordische Alexander wagte etwas Beispielloses: Er setzte mit seinem kompletten Heer, mit Wagen, Geschützen und Pferden, über den Belt, die zugefrorene, dänische Meerenge. Das Unglaubliche trat ein: Das Eis hielt. Eine Insel nach der anderen wurde den völlig überraschten, konsternierten Dänen entrissen: Fünen, Langeland, Laaland, Falster, Möen. Dann standen die Schweden vor Seeland, vor Kopenhagen. Bei den Dänen brach Panik aus. In aller Eile, um ihre Hauptstadt nicht zu verlieren, schlossen sie einen schmachvollen Friedensvertrag mit Schweden ab. Mit einer großen Versöhnungsfeier im Schloss Frederiksborg wurde der ›Ewige Friede von Roskilde‹ begossen.
Der ewige Friede hielt ziemlich genau ein halbes Jahr. Dann beschuldigte Dänemark den schwedischen König, den Panikfrieden durch einen Bluff erzielt zu haben. Diplomatischer Streit folgte, bis schließlich die Schweden erneut in Richtung Kopenhagen marschierten. Diesmal, bei der zweiten Belagerung, war der Hessenprinz dabei. Die Dänen hatten indes aus ihren Fehlern gelernt, ließen sich nicht vom ersten Angriff in Panik versetzen und schlugen die Angreifer zurück. Im Herbst 1658 begann so eine fünfmonatige Belagerung der dänischen Hauptstadt, die das Ende von Friedrichs militärischer Karriere bedeuten sollte.
Dieses Ende kam allerdings nicht mit dem Sturm auf Kopenhagen Anfang Februar, sondern drei Wochen früher. Bei dem Versuch, eine Insel auf der weniger stark befestigten Seite Kopenhagens einzunehmen, geriet Friedrich mit seinem Regiment unter starken Artilleriebeschuss. Drei Stunden lang attackierten sie zurück und schossen aus ihren modernen, schnellen Steinschlossgewehren – die mit Flintsteinen ausgerüstet waren und daher nach kurzer Zeit Flinten genannt wurden – was
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