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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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in den Süden, zuerst nach Genf, wo er Französisch lernte sowie Reit- und Fechtunterricht nahm. Dann, derart und hinreichend gerüstet, reiste er weiter nach Frankreich und Italien. Drei Jahre dauerte das Abenteuer, bis der Prinz reifer und gesetzter 1653 nach Homburg zurückkehrte. Kurz darauf trat er dem Palmenorden bei, einer Akademie zur Pflege der Sprache, mit dem schönen Namen ›Fruchtbringende Gesellschaft‹. Mitglied der Akademie war unter anderem auch der General Hans Christoffer von Königsmarck, dessen Weg er später im Fall Weferlingen erneut kreuzen sollte. Trotz des geheimnisvollen und heute lächerlich anmutenden Brimboriums, den die sehr einflussreichen und größtenteils adligen Mitglieder veranstalteten, sollte die Arbeit dieser Akademie nicht unterschätzt werden. Friedrichs Spitzname – alle Namen in diesem Verein hörten sich etwas seltsam an, war ›Der Klebrichte‹, sein Wahlspruch war ›Hält an sich‹. Erwähnenswert ist diese Mitgliedschaft insofern, als es die einzige Überlieferung von Friedrichs Interesse für die Muse ist. Den Rest seines Lebens widmete er dem Militär, seinen Ehefrauen und – dem Bier.

     
    Zuerst kam das Militär. Mit fünfzehn Jahren hatte er, oder besser gesagt seine Mutter, ein großzügiges Angebot abgelehnt. Da war der französische Feldherr Turenne bei der Quartiersuche auf dem Weg nach Homburg gewesen. Die Mutter des Prinzen hatte ihren verwegenen Jungen mit einem Brief an Turenne und der Petition losgeschickt, nicht in Homburg zu nächtigen. Normalerweise hätte einen Mann wie Turenne ein solches Ersuchen einen Dreck geschert. Der forsche, junge Mann jedoch und die Art, wie er das Gesuch seiner Mutter so furchtlos überbrachte, hatten ihm imponiert. So hatte er nicht nur dessen Bitte nachgegeben, sondern ihm auch gleich angeboten, in seine Dienste zu treten, er werde für die weitere Ausbildung des jungen Hessenprinzen aufkommen.

    Nun, die Mutter wollte nicht.

    Noch nicht.

    Sechs Jahre später war es dann so weit: Mit einundzwanzig Jahren trat er in schwedische Dienste ein. 1654 hatte die schwedische Königin Christine zu Gunsten ihres Cousins Karl X. Gustav abgedankt. Die Tochter des ›Löwen aus Mitternacht‹ hatte Schweden durch die zweite Hälfte des großen Krieges wie auch in den Westfälischen Frieden geführt, das Land aber durch ihren prunkvollen Hof an den Rand des Ruins getrieben. Ihr Nachfolger, der bereits einen Tag nach ihrer Abdankung den schwedischen Thron bestiegen hatte, wurde in barocker Manier bald der ›Nordische Alexander‹ genannt und Schweden sollte unter ihm seine größte Ausdehnung erfahren. Karl X. Gustav fackelte nicht lange und zettelte den Zweiten Nordischen Krieg an, in dem es um die Vorherrschaft über das Baltikum ging, Schweden aber auch Lehnsherr über Preußen werden sollte. Vorrangig sollten durch den Krieg jedoch die Staatsfinanzen saniert werden.

    So reiste Prinz Friedrich von Homburg bereits im Jahr der Thronbesteigung nach Stockholm und erhielt als Erster neuer Offizier des frischgebackenen Königs sein Patent als Oberst zu Ross. Dann ritt der junge, forsche Oberst zurück nach Hause und verbrachte ein Jahr lang damit, Männer für sein zukünftiges Regiment anzuwerben. Dies war alles andere als einfach. Der große Krieg hatte den meisten jungen Männern die Lust auf das Soldatenleben gründlich vergällt. Hierbei trat er dann zum ersten, aber beileibe nicht zum letzten Mal seinem späteren Landesherrn, dem preußischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, auf die Füße, der es gar nicht gern sah, dass in seinem Reich Truppen für ausländische Mächte angeworben wurden.

    Und wie der Zufall wollte, war der Gegner seines ersten Gefechts eine polnische Einheit, die jedoch zu allem Überfluss zu den preußischen Truppen gehörte. Im weiteren Kriegsverlauf war den Schweden – und somit auch Friedrich von Homburg – das Glück hold, und so fand er sich im nächsten Jahr zurück in der Heimat, um neue Truppen auszuheben.

    Mittlerweile war er zu einem selbstbewussten, um nicht zu sagen frechen, jungen Offizier herangewachsen, der nach dem Motto lebte: ›Was kostet die Welt?‹ Unter seiner markanten Nase, die sich aus den ansonsten feinen Gesichtszügen wie ein Turm hervorhob, zierte ein feiner, dünner Schnurrbart die Oberlippe. Der Haarschopf war meist versteckt unter einer Allonge-Perücke, während die großen, hellen Augen energischen Willen verrieten. Seine volltönende Stimme beherrschte sowohl den

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