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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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darin, ausschließlich Bier aus Gerstenmalz herstellen zu wollen. Der Vorschlag kam zwar von Ulrich, sein Vater unterließ es jedoch wohlweislich, mit ihm darüber zu streiten.

    »Weizen ist für Kuchen da, der Hafer für die Pferde, aber die Gerste bleibt uns fürs Bier. Das hat unser Herrgott gut eingerichtet.« Nichts war mehr übrig von Cord Heinrichs Begeisterung für den Broyhan und andere Biere mit Weizen. Das lange Elend des Kriegs hatte ihn in jeder Hinsicht einsichtiger gemacht.

    »Wenn ich etwas gelernt habe auf meiner langen Wanderschaft«, erklärte Ulrich daraufhin, »dann, wie es mit dem Bier und der Bierkultur bergab gegangen ist in diesem Krieg. Überall haben sich die Leute gar fürchterliche Schimpfnamen ausgedacht für das Bier, je nachdem, welche Wirkung es sofort hat auf die Trinker, oder auch, wie man sich am nächsten Tag fühlt.«

    »Welche Namen denn zum Beispiel?«, hakte sein Vater nach.

    »In Eisleben nennt man das Bier ›Krabbel-an-die-Wand‹, in Küritz heißt es ›Mord-und-Totschlag‹, in Torgau gibt es den ›Kopfbrecher‹, in Tangermünde den ›Kuhschwanz‹ und in Wernigerode das ›Lumpenbier‹.«

    Knoll Senior wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Zu sehr bestürzte ihn der offensichtliche Niedergang seines Getränks, zu kurios waren aber wiederum die Namen.

    »Wartet, ich bin noch nicht fertig!« Ulrich geriet jetzt richtig in Fahrt. »In Stade heißt das Bier schlicht und ergreifend ›Kater‹ – warum wohl? –, in Wollin ist es der ›Rachenputzer‹, in Wittenberg der ›Kuckuck‹. Und in Bautzen ist das Wort ›Klotzmilch‹ eine schwere Ehrenbeleidigung. So schwer, dass man nur das Bier dort so nennen darf. In Osnabrück ist mittlerweile sehr wenig Hopfen im Bier – stattdessen nehmen sie Waldmyrthe, und zwar derart viel, dass die dortigen Studenten das Bier ›Brusepuse‹ nennen. In Jena heißen die Biere ›Dorfteufel‹ oder auch ›Maulesel‹, weil man sich hinterher fühlt, als wäre man von einem getreten worden. Vom Eckernförder Bier kannst du so gut seffern«, er lachte und korrigierte sein Rotwelsch, »ich meine scheißen, dass es ›Cacabulle‹ genannt wird. Und die Leute aus Schweidnitz, Grimma und Mewe sind am direktesten, deren Biere heißen ›Bauchweh‹, ›Auweh‹ und ›O Jammer‹.«

    Cord Heinrich fasste sich an den Kopf. »Bist du bald am Ende?«

    »Gleich, ein paar Namen habe ich noch. Wie wäre es mit der ›Sauren Maid‹ aus Königsberg, oder einem ›Wehre Dich‹ aus Danzig. Ich habe auch noch von einer ›Krebsjauche‹ gehört, einem ›Kranken Heinrich‹ und einer ›Spülekanne‹, weiß jedoch nicht mehr, wo die herkommen. Belassen wir es zum Schluss mit dem Biernamen aus Lauenburg: ›Es-wird-nicht-besser!‹«

    »Und in all diesen Bierstädten bist du gewesen?«

    »Nein, nein, nein«, wiegelte Ulrich gleich ab. »Die Namen finden von selbst ihren Weg auf die Straße. Wir haben Volk von überall getroffen. Und da wir Brauer sind, haben wir viel übers Bier geredet. Es sieht verheerend aus, allerorts, mit unserem Bier. Und wie Ihr von der Herkunft der Namen erkennen könnt, ganz besonders im Norden und Osten Deutschlands. Da, wo der Krieg am schlimmsten gewütet hat.«

    Knoll gab sich resigniert. »Nun verstehe ich, wie sich der Branntweinkrebs in unser Fleisch gesetzt hat. Wie kann aus einem Medikament nur ein Volksgetränk werden? Und wir Brauer tragen Mitschuld!«

    »Womit habt Ihr denn in Bitburg gebraut im Krieg?« Ulrich erinnerte sich zwar aus seiner Ausbildung an einige Zutaten außer Malz und Hopfen, war aber doch noch sehr jung gewesen. Und alles hatten die Väter ihren Söhnen eben nicht gezeigt. Das wollte Knoll nun nachholen.

    »Wir haben einiges versucht, als großer Mangel herrschte. Aber selbst das Quassiaholz haben wir aufgegeben, sobald es wieder Hopfen gab. Am meisten haben wir mit Biberklee gewürzt.«

    »Wir haben unterwegs Biere mit vielerlei Zutaten getrunken.« Jetzt wollte Ulrich seinem Vater auch ein wenig mit seiner gewonnenen Erfahrung imponieren. »Bier mit Gurkensamen, Ingwerbier, Wermutbier, Fichtensprossenbier.«

    Knoll schüttelte sich vor Grausen. »Vielleicht müssen unsere Regierungen hart durchgreifen, damit die Brauer wieder anständiges Bier brauen. Und bei den Leuten braucht es vielleicht einen Bierzwang, damit das Branntweinsaufen aufhört.«

    »In Bayern gibt es das alles schon!« Knoll staunte. »Zumindest ist es Vorschrift«, relativierte Ulrich sofort.

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