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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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Todesurteil, wurde ab sofort derjenige bestraft, der betrunken mit dem Gesetz in Konflikt geraten war: ›Wir wollen und befehlen auch, dass die Trunkenheit zu keiner Entschuldigung verdienter Strafen, sonderlich bei Totschlägen oder anderer schwerer Verbrechen, angenommen wird, sondern vielmehr, wenn aus Trunkenheit ein Delikt begangen, soll die Strafe dadurch schwerer gemacht werden, damit jedermann sehen möge, dass die Trunkenheit nicht die geringste Ursache der Strafen gewesen, zu welchem Ende dann in solchen Fällen, wenn es auf Geld-, Gefängnis- und dergleichen geringe Strafen ankommt, selbige verdoppelt, und wenn das Leben verwirkt, die Art des Todes verschärft und nach Befinden anstatt des Schwertes der Strang, anstatt des Stranges das Rad oder andere Steigerung verfüget werden soll.‹

    Den Gegnern des Branntweins und Befürwortern des viel gesünderen Biers waren solche Edikte selbstverständlich hochwillkommen.

     
    Auch wenn es immer mal wieder Engpässe bei der Versorgung mit Gerste gab, so erarbeitete Ulrich sich die Anerkennung der Weferlinger durch harte und redliche Arbeit. Inständig hoffte er für die Zukunft auf zwei Dinge, die ihm den Erfolg und damit gutes Bier garantierten:

    Das eine war, endlich wieder bei Gerste und Malz aus dem Vollen schöpfen zu können. Der andere Wunsch ging bereits vor Ende der ersten Saison in Erfüllung. Der 27. Februar 1652 war ein Dienstag. Am Vortag hatte Ulrich wieder einmal die Prozedur des Mahlens erledigt, das Ziesezeichen gegen den Mahlschein getauscht und den Mahlschein gegen die Müllersarbeit. Lange vor Sonnenaufgang, um vier Uhr früh, hatte Ulrich dann mit der Brauerarbeit begonnen. Den ganzen Tag über hatte es wie aus Kübeln geschüttet; ein geradezu bösartiger Regen, in den sich Schnee und Eis gemischt hatten und der die Pflastersteine draußen in eine gefährliche Rutschpartie verwandelt hatte. Das war das beste Wetter, um drinnen, im warmen Brauhaus, seiner Arbeit nachzugehen. Nun, am Nachmittag, war der Sud erfolgreich im Gärkeller gelandet. Der Regen hatte etwas nachgelassen. Die Hauptarbeit war getan, das Putzen konnte beginnen. Dazu würde er gleich seine Knechte rufen. Während er sich kurz ausruhte und sich seine Pfeife ansteckte – sein jüngster Zeitvertreib, den er, da er jetzt ein eigenes Brauhaus leitete, seinem neuen Status geschuldet sah –, hörte er draußen, auf dem Pflaster des Brauereihofes, Hufe klappern. Der Ärmste, war Ulrichs erster Gedanke. Bei diesem Wetter jagt man doch keinen Hund vor die Tür. Ein einzelner, groß gewachsener Reiter, mit triefend nassem Umhang und einem Schlapphut, der vollgesogen an allen Seiten tief herunterhing, ritt heran; ein langer, grauer Bart verdeckte den Rest des Gesichtes. Gleich darauf klopfte es an der Tür zum Brauhaus. Ulrich öffnete die Tür, um dem Bemitleidenswerten ein Dach über dem Kopf anzubieten, ganz gleich, wer er war und was er wollte. Er erstarrte vor Überraschung, als er seinen Gast erkannte.

    »Mein Vater, Ihr seid grau geworden.«

    »Mein Sohn, du bist groß geworden.«

    Schon lagen sie einander in den Armen.  

     

2.
    Am nächsten Morgen waren beide wie gerädert. Ulrich hatte, wie selten zuvor in seinem Brauerleben, das Putzen sein lassen – das war sowieso der Teil, den er am Wenigsten mochte, auch wenn er mehr beaufsichtigte als selbst Hand mit anzulegen – und sich mit seinem Vater in die Braumeisterstube zurückgezogen. Es wurde viel geredet und noch mehr getrunken. Acht Stunden lang hatten sie aus ungeheuren Humpen um die Wette getrunken. Solange, bis keiner von beiden mehr in der Lage gewesen war, einen sichtbaren Sieg davonzutragen. Jeder hatte viel zu erzählen gehabt.

    Ulrich hatte um seine Stiefmutter getrauert und um das Leid, das seinem Vater in Bitburg widerfahren war, sich aber über die Nachricht gefreut, dass sein bester Freund seine Halbschwester geheiratet hatte. ›Wir müssen ihnen bald einmal einen Brief schreiben‹, hatten sie lautstark beschlossen. Cord Heinrich Knoll hatte, ebenfalls mit einer Mischung aus Bewunderung und Trauer, die letzten Erlebnisse auf der Wanderschaft seines Sohns vernommen. Der erste Teil war ihm bereits aus Johann Flügels Erzählungen bekannt gewesen. Besonders der Besuch Magdeburgs hatte ihn jedoch mit Wehmut erfüllt und ihm Tränen in die Augen getrieben.

    ›Wartet, ich muss Euch etwas zeigen‹, hatte Ulrich plötzlich eifrig gerufen, war in seine Schlafstube im ersten Stockwerk gelaufen und mit

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