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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Fächermappen, prall gefüllt mit vergilbten Schriftstücken.
    »Staubige alte Akten? Was sollen wir denn damit?«
    »Lies mal den Namen, der da drauf steht«, sagte Cordelia. »Bren, du hattest recht!« Sie drückte ihm einen der dicken Ordner in die Hand.
    Er las den Stempelaufdruck am oberen Rand: »RUTHERFORD WALKER, Dr. med. … unser Ururgroßvater.« Nachdenklich untersuchte Brendan den Ordner von allen Seiten. Die Porträts der Familie Kristoff auf der Galerie fielen ihm wieder ein. Die Zeit macht tatsächlich viele Dinge wichtig, schoss es ihm durch den Kopf. Früher waren das alles langweilige Akten. Jetzt sind sie Geschichte. Meine Geschichte. Fast hatte er Angst, sich die alten Papiere genauer anzusehen. Er dachte an seine Eltern, die immer noch verschwunden waren, und dass er in gewisser Weise auch verschwunden war. Wahrscheinlich berichten sie bereits in den Nachrichten über das Verschwinden der Geschwister Walker. Was ist, wenn meine Geschichte mit mir endet?
    »Was sind das für Papiere?«, fragte Eleanor.
    »Anscheinend handelt es sich um Arztberichte, Krankenakten«, klärte Will sie auf.
    »Ja, sieht so aus«, sagte Cordelia und blätterte in dem Ordner auf ihrem Schoß. »Dr. Walkers Berichte über alle seine Patienten. Zum Beispiel hier … ›Mrs Mary Worcester, Duboce Avenue, San Francisco. Datum des ersten Besuchs: Sechzehnter März 1899. Beschwerden: Nervenleiden. Behandlung: ein Krafttonikum.‹ Hui.«
    »Was ist ein Krafttonikum? So was wie Red Bull?«, fragte Eleanor weiter.
    »Nein, glaub ich nicht. Eher so etwas wie …«
    »Quacksalberei«, unterbrach Will.
    »Wie bitte?«, fragte Brendan.
    »Es ist ziemlich eindeutig, dass euer Ururgroßvater ein Kurpfuscher war.«
    »Ein was?«
    »Ein Quacksalber, Schwindler, Schein-Apotheker.«
    »Apotheker? Nein, er war Arzt! Dr. med., hallo?«, empörte sich Brendan.
    »Das mag sein, aber er hat offenbar Wundermittel verschrieben, die …«
    »Er konnte Wunder vollbringen? So wie Jesus?«, fragte Eleanor.
    »Nein, nein. Wundermittel nennt man Medizin, die Menschen einnehmen, weil sie glauben, dass man damit nahezu alle Krankheiten heilen kann«, erklärte Will. »Seht euch die ganze Liste an. Mrs Worcester hat alle zwei Wochen ein neues Krafttonikum zum Preis von vierzig Cent bekommen, gegen ›wechselhafte Ausbrüche‹ und gegen ›Nervenschmerzen‹. Ein ganzes Jahr lang war sie immer wieder in Behandlung, bis ihr Mann ihr wahrscheinlich verboten hat, ständig zu diesem Quacksalber Walker zu laufen …«
    »Hey, Vorsicht, wir sprechen hier von unserer Familie!«
    »Reg dich doch nicht so auf! Man kann dem Mann ja nicht einmal Vorwürfe machen. Ihr Yankees seid immer ganz versessen auf ›Heilmittel‹ und ›Nahrungsergänzungsmittel‹ und ›Coca-Cola‹. Kaum lest ihr etwas von ›Gesundheit‹ auf der Verpackung, schon kauft ihr es massenhaft ein. So kann man sich in Amerika eine goldene Nase verdienen!«
    »Stimmt irgendwie«, sagte Cordelia. »Wie zum Beispiel diese Acai-Beeren, mit denen man angeblich schneller abnimmt. Ist auch egal, ich will lieber wissen, ob wir in diesen Akten einen Hinweis auf die Verbindung zwischen Rutherford Walker und Denver Kristoff finden.«
    Zehn Minuten lang durchstöberten die Geschwister die alten Aufzeichnungen ihres Ururgroßvaters. Der Gedanke, dass der Mann möglicherweise ein Betrüger war, gefiel ihnen überhaupt nicht. Irgendwie erinnerte es sie an den »Vorfall«, wegen dem ihr Vater seinen Job verloren hatte. Leider fanden sie in den Aufzeichnungen nichts, was die Glaubwürdigkeit ihres Urahnen untermauert hätte. Außer diversen Kraftelixieren hatte Rutherford Walker seinen Patienten hauptsächlich Mittel wie »Katarrh-Schnupftabak« und »Indische-Wurzel-Pillen« verschrieben.
    »Seht euch das an! Er hat sogar Schneckenöl verkauft«, ekelte sich Cordelia, als sie auf ein Rezept für »Stanleys Schneckenöl zum Einreiben« stieß.
    »Das ist echt deprimierend«, sagte Brendan. »Mir reicht’s, ich will das Zeug nicht mehr lesen.« Er tauchte mit beiden Händen in die Truhe und warf die restlichen Ordner wütend beiseite – sie waren am Grund der Truhe angekommen. Als er schon aufspringen und aus dem Zimmer rennen wollte, blieb er plötzlich wie angewurzelt stehen und starrte ungläubig auf ein Buch, das am Boden der Truhe zum Vorschein gekommen war: Das Buch des Verderbens und Verlangens.
    »Ich fass es nicht«, sagte Brendan. »So einfach war das?«
    Auf dem Umschlag prangte das Auge, das die

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