Der Fluch des Khan
wir bereits einen Rückgang der Importe durch die Zerstörungen bei Ras Tanura. Infolgedessen reagieren die Märkte sehr nervös. Zumal die Besorgnis durch Gerüchte weiter geschürt wird, denen zufolge Terroristen für die Schäden an beiden Hafenanlagen im Persischen Golf verantwortlich sein sollen.«
»Ist an diesen Behauptungen irgendwas dran?«, fragte der Präsident seinen Nationalen Sicherheitsberater, einen ernsten Mann mit schmalem Gesicht.
»Soweit wir feststellen konnten, nicht«, erwiderte er mit ruhiger Stimme. »Ich werde veranlassen, dass sich Langley die Sache noch mal genauer ansieht, aber sämtliche Hinweise deuten auf ein Erdbeben hin. Dass sich zwei derart verheerende Erschütterungen so nahe beieinander ereigneten, scheint eine Laune der Natur zu sein.«
»Meinetwegen, aber wir sollten trotzdem kein Risiko eingehen, was die einheimischen Fanatiker betrifft, die diese Situation möglicherweise für eine Schlagzeile nutzen wollen. Dennis, ich möchte, dass der Heimatschutz erhöhten Terroralarm für alle Seehäfen anordnet. Außerdem sollten wir dafür sorgen, dass die Überwachung unserer Ölhäfen verstärkt wird, vor allem entlang der Golfküste.«
»Wird erledigt, Mr. President«, erwiderte der Abteilungsleiter für den Heimatschutz, der dem Staatsoberhaupt gegenübersaß.
»Garner, meiner Meinung nach könnte man der allgemeinen Hysterie rasch Herr werden, wenn ein Teil der strategischen Erdölreserve freigegeben wird.« Dieser Vorschlag kam von Vizepräsident James Sandecker, einem Admiral im Ruhestand und früheren Leiter der NUMA. Er war ein kleiner, aber energischer Mann mit funkelnden Augen und feuerrotem Spitzbart. Als alter Freund des Präsidenten redete er seinen Boss nur selten mit dem Titel an. »Der Ölmarkt wird sich mit der Zeit wieder beruhigen. Aber wenn wir einen Teil der Reserven freigeben, sollte das die unmittelbaren Ängste der Bevölkerung vor einer Ölknappheit etwas dämpfen und vielleicht auch das Vertrauen in die Märkte stärken.«
Der Präsident nickte. »Setzen Sie einen entsprechenden Präsidentenerlass auf«, befahl er einem Assistenten.
»Ein paar aufmunternde Worte von höchster Stelle könnten auch nicht schaden«, fügte Sandecker hinzu und warf einen kurzen Blick auf ein großes Porträt von Teddy Roosevelt, das an der Seitenwand hing.
»Ich werde meinen Teil dafür tun«, pflichtete ihm der Präsident bei. »Setzen Sie sich mit den Nachrichtenagenturen in Verbindung und beraumen Sie für morgen Abend eine Fernsehansprache an«, erklärte er. »Ich werde mich für eine freiwillige Benzinrationierung in den nächsten dreißig Tagen einsetzen.
Könnte dazu beitragen, dass die Raffinerien mit der Versorgung nachkommen. Zuerst müssen wir die Bevölkerung beruhigen, dann überlegen wir uns, wie wir aus diesem Schlamassel rauskommen.«
»Es gibt einige Möglichkeiten zu bedenken«, warf der Stabschef ein. »Ein vorübergehendes Einfrieren der Preise sowie eine gesetzlich vorgeschriebene Treibstoffrationierung ließen sich rasch durchsetzen.«
»Möglicherweise wäre es ganz klug, in der Öffentlichkeit für Sparmaßnahmen einzutreten und hinter den Kulissen ein bisschen Druck auszuüben«, sagte Sandecker. »Vermutlich können wir einige unserer ausländischen Lieferanten dazu überreden, die Ölförderung zu steigern. Vielleicht sind die einheimischen Produzenten bereit, uns ebenfalls weiterzuhelfen, obwohl die Alaska-Pipeline meines Wissens derzeit auf Hochbetrieb läuft.«
»Ja, die Förderung in der Arktis wurde bereits gesteigert«, bestätigte der Wirtschaftsberater. »Sonst stünden wir im Augenblick viel schlechter da. Die angesprochenen Maßnahmen sind ja alle schön und gut, aber auf die Nachfrage im Inland werden sie nur geringe Auswirkungen haben. Und auf den Weltmarkt so gut wie gar keine, das ist die traurige Wirklichkeit. Was wir brauchen, sind umfangreiche Reparaturmaßnahmen, damit die Versorgung gewährleistet ist.
Aber es wird Monate dauern, bis Saudi-Arabien und der Iran so weit sind. Ich muss leider feststellen, dass wir im Moment nur wenig tun können, um den weltweiten Ölpreis nachhaltig zu beeinflussen.«
Daraufhin kehrte bedrücktes Schweigen ein. Schließlich ergriff der Präsident wieder das Wort.
»Na schön, meine Herren, bringen Sie alles zur Sprache. Ich möchte sämtliche Möglichkeiten in Betracht ziehen, auch die allerschlimmsten. Und ich nehme an, wir sollten rasch etwas unternehmen. Wenn der Ölpreis auf dem
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