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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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aus dem Tal der tausend Flüsse“, sagte sie mit tiefer, rauer Stimme. Sie stemmte die Hände in die Hüften und trat einen Schritt auf Moa zu, so dass sich ihre Schuhe beinahe berührten.
    Moa fühlte sich unter ihrem Blick bloßgestellt, doch sie wich nicht zurück. „Ich befinde mich anscheinend in der Schatzkammer der Klippen“, erwiderte sie mit einer Geste auf die Körbe und Fässer um sie herum. Das Grollen ertönte und schüttelte die Höhle, bevor sie weitersprechen konnte. „Und das“, sagte Moa, nachdem das Donnern abgeklungen war, „ist vermutlich die Brandung.“ Sie erwiderte den Blick der Frau ohne zu blinzeln. „Wer seid Ihr?“
    Die Augen der Frau wurden zu Schlitzen. „Ihr lasst Euch nicht einschüchtern“, stellte sie fest. Dann lächelte sie. „Das gefällt mir. Mein Name ist Pavae. Ich bin die Wetterleserin dieses Dorfes.“ Sie griff nach der Strickleiter und winkte Moa zu sich heran. „Rauf mit Euch, Hoheit.“ Sie nickte in Richtung der Falltür. „Ihr werdet bereits erwartet.“
    Moa zögerte. „Joesin“, begann sie. „Ist er ... er ...“ Sie unterbrach sich und atmete tief durch. Es wäre vermutlich unklug, in diesem Moment die Fragen zu stellen, die ihr auf der Zunge brannten. Sie beschloss, den Anweisungen der Frau vorerst zu folgen.
    Vorsichtig löschte sie die Öllampe, platzierte sie auf einem Fass und trat vor die Strickleiter. Pavae stellte einen Fuß auf die unterste Sprosse und hielt so die Leiter straff. „Ich hoffe, Ihr entschuldigt die ungemütliche Unterkunft“, sagte sie, „aber wir mussten Euch vor den Aschejägern verbergen. Ein besseres Versteck gibt es nicht.“
    Moa griff nach einer Sprosse. „Es freut mich zu hören, dass das der Grund ist“, sagte sie und erklomm die Leiter.
    Pavae führte sie zwei weitere Räume hinauf. Mit Hilfe stabiler Holzeitern kletterten sie durch Dachluken dem Tageslicht entgegen. Hinter sich klappte Pavae die Falltüren zu und sicherte sie mit schweren Ketten.
    Schließlich gelangten sie in einen hohen, runden Raum, an dessen Wänden sich eine steile Treppe emporstreckte. Hier oben war das Rauschen der Wellen deutlich zu hören. Moa konnte das Salz des Meeres auf ihren Lippen schmecken. Ohne auf Pavae zu warten, die sich an der letzten Falltür zu schaffen machte, trat sie durch die schmale Öffnung ins Freie.
    Der Wind verschlang sie förmlich und peitschte ihr die offenen Haare und salzige Meeresluft ins Gesicht. Moa atmete den Duft des Ozeans wie Balsam in ihre Lungen und blickte um sich. Sie stand am Rande der Klippen.
    Es sah aus, als sei die Welt abgebrochen und einfach ins Meer gestürzt. Über ihr spannte sich ein graublauer Himmel und der Weg zum Wasser hinab war ein langer, tiefer Fall. Mit urtümlicher Gewalt warfen sich die Wellen gegen die schroffen Felsen, in einem Rhythmus, der wie der stetige Herzschlag eines gewaltigen Lebewesens unter Moas Füßen vibrierte. Sie zerschellten an den Steinen mit einem ohrenbetäubenden Krachen in tausend glänzende Schaumspritzer wenn sie auseinanderbrachen und sich wieder vereinigten. Es klang wie Musik in Moas Ohren.
    Ihr Herz klopfte wild vor Aufregung, als sie die überwältigende Weite des Ozeans zu begreifen versuchte. Sie hatte sich das Meer immer wie einen großen, blauen See vorgestellt. Wie falsch diese Idee gewesen war. Es war so voller Bewegung und unterschiedlicher Farben, facettenreich wie die Flügel der Schmetterlinge in ihrem Schloss: Moa sah Blautöne aller Art, das Grün von Frühlingsblättern und Gras im Herbst, das Braun der Erde und frisch geschnittenen Holzes, Schiefergrau und alles Grau der Wolken, sogar das Lila von Glockenblumen. Und Weiß, reines Weiß, das auf den Wellenkämmen ritt.
    „Prinzessin?“
    „Es ist ehrfurchtgebietend“, murmelte Moa ergriffen und sah hinaus zu den Wellen. Beim Anblick der Berge, die das Tal der tausend Flüsse umringten, hatte sie stets ähnlich empfunden. Sie fühlte sich jedes Mal winzig und unbedeutend und doch geborgen in Anbetracht solcher Erhabenheit.
    Pavae trat neben sie. Sie hatte einen graugrünen, ölig glänzenden Umhang um ihre Schultern gelegt und reichte Moa einen ebensolchen entgegen. Die Falten auf ihrem Gesicht erinnerten Moa an das Muster der Wellen und sie fragte sich, wie es wohl war, sein ganzes Leben dem Rhythmus des Meeres zu unterwerfen.
    „Nehmt den Umhang, Prinzessin“, sagte sie.
    Rasch warf Moa sich den Umhang um die Schultern und wickelte sich hinein. Er hielt den Wind ab, als habe

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