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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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wüster Schreie aus. Seine Augen funkelten unnatürlich, und seine Lippen schienen beim Sprechen zu flattern. »Aber ja!«, platzte er heraus. »Zur Hölle, ja. Nichts können wir weniger brauchen.«
    Ich wich zurück und ließ dabei seine Hände nicht aus den Augen. Ackerman war nirgends zu sehen, aber ich hörte das meckernde Stakkato seiner Stimme, auch wenn es aus vielen 100 Meilen Entfernung zu kommen schien. Er war vorn am Bug, wo er mit einem Fischhaken in der Hand auf und ab tigerte, auf Änderungen
der Windrichtung lauerte und gegen Lichter auf einer weit entfernten Klippe anschrie.
    »Ihr hirnloses Japsenpack!«, brüllte er. »Löscht die gottverfluchten Lichter!«
    Captain Steve beugte sich inzwischen übers Heck und ließ noch ein Würstchen am Ende unserer Angelschnur zum Schein der Taschenlampe ins Wasser sinken. »Was, zum Teufel, ist denn in die Japse gefahren?« , grummelte er. »Versuchen sie etwa, uns reinzulotsen?«
    »Ja«, sagte ich. »Ist ein alter Key-West-Trick  – mit einem falschen Leuchtturm werden die Boote auf die Felsen gelockt.«
    Plötzlich sprang er zurück und schrie: »O mein Gott, eine Seeschlange!«
    »Was?«
    »Eine Seeschlange«, sagte er und zeigte hinunter ins Wasser. »Tödliches Gift, keine Rettung! Das Vieh ist hoch gekommen bis an meine Hand!«
    Ich zuckte die Achseln, spritzte einen weiteren Strahl Kerosin auf den Hibachi und schickte dadurch den nächsten gelben Feuerballon in die Nacht. Ich schnappte mir den Wassereimer, den ich für Notfälle auf dem Deck stehen hatte. Captain Steve stolperte zur Seite, schützte seine Augen vor den Flammen. »Sei vorsichtig!« , rief er. »Lass das Feuer zufrieden!«
    »Keine Angst«, sagte ich. »Ich weiß, was ich tue.«
    Seine Hände klaubten fahrig in seinen Taschen. »Wo ist es?«, fauchte er. »Hab ich dir die Flasche gegeben?«
    »Welche Flasche?«
    Er fiel zur Seite und hielt sich am Stuhl fest, als uns wieder eine große Welle in die Höhe hob. »Das Zeug !«, schrie er. »Wer hat das verdammte Zeug ?«
    Ich hielt krampfhaft ein Blechbein des Hibachi fest, der beinahe umgefallen wäre. Schließlich war die Woge vorüber, und wir dümpelten wieder im ruhigeren Wellental. »Du Spinner«, sagte ich. »Es ist weg. Du hast es mit runtergenommen.«
    »Was redest du denn da?«, brüllte er mich an. »Mit runter wohin?«
    Ich sah ihm kurz in die Augen, schüttelte den Kopf und ging in die Kabine zurück, um mir ein Bier zu holen. Captain Steve hatte noch nie Meskalin probiert, und ganz offensichtlich stieg es ihm jetzt zu Kopf. An seinen verwirrten Blicken war deutlich zu erkennen, dass er sich absolut nicht mehr daran erinnern konnte, unser letztes Fläschchen Aufputschmittel in der Tasche seiner Badehose mitgenommen zu haben, als er mit Gerät getaucht war, um unsere Ankerleine in ungefähr 30 Meter Tiefe an einem großen Felsbrocken auf dem Meeresgrund zu befestigen. Ich hatte ihm die Flasche sofort weggenommen, als er wieder aufgetaucht war, und gut die Hälfte der salzig-bitteren Mischung mit einem Schluck vertilgt. Ackerman hatte die tragische Situation sofort kapiert und den Rest geschluckt.
    Uns blieb keine andere Wahl. Es hat keinen Sinn, mit Salzwasser vermischtes Kokain aufzubewahren. Captain Steve hatte also seinen Anteil nicht bekommen  – absolut fair, dachte ich, und eigentlich auch besser so. Denn ein Irrer, der mit zwei Gramm Kokain in der Badehosentasche auf den Grund des Pazifischen Ozeans
taucht, kann auch allen möglichen anderen Schaden anrichten. Und jetzt wird er nicht mal mit der psychedelischen Wirkung des Meskalins fertig.
    Üble Sache das, dachte ich. Es wird Zeit, die Messer einzusammeln.
     
     
    Als ich bei Sonnenaufgang erwachte, sah ich Ackerman wie ein totes Tier daliegen, besinnungslos nach einer Überdosis Dramamine. Captain Steve hingegen tobte hektisch ums Cockpit, versuchte, verhedderte Leinen zu entwirren, und wiederholte unentwegt: »Heiliger Sohn Gottes, Mann! Hilf uns, hier rauszukommen!«
    Sobald ich ganz wach war, stolperte ich aus der Kabine, in der ich zwei Stunden auf einem Kissen geschlafen hatte, das von Angelhaken bedeckt war. Wir befanden uns noch immer im Schatten der Klippen und der Morgenwind war kalt. Das Feuer war erloschen, und unsere Thermoskanne mit Kaffee war irgendwann im Laufe der Nacht aufgegangen. Das Deck war überschwemmt von einer glitschigen Mischung aus Kerosin und schwimmenden Rußflocken.
    Aber der Wind hatte sich nicht gedreht. Wie er bekundete, war

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