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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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kontrollieren die japanischen Fischmakler.
    Die Lizenz, von Hawaii aus Sashimi zu verkaufen, ist mehr wert als die Konzession für Glücksspielautomaten im Flughafen von Las Vegas. Es besteht immer größerer Bedarf an Sashimi, als die Markthändler und Fischer befriedigen können. Lediglich der Preis variiert. Er reicht von zehn und manchmal auch 20 Dollar das Kilo zu Weihnachten bis hinunter zu 40 Cent das Kilo auf dem Höhepunkt der Sportfischer-Saison, die an der Kona-Küste von Mai bis September dauert und den Markt täglich mit fünf- bis zehntausend Kilo Sashimi versorgt.
    Ahi, der große Gelbflossenthunfisch, ist auf dem Pier kein großer Publikumsliebling, bringt aber eine ganze
Menge Geld. Ahi ist der Sashimi- Fisch   – in L. A. und New York ebenso wie in Tokio  –, und in den Wochen vor Weihnachten, wenn die Nachfrage steigt, kann der Preis für einen großen Ahi auf den Kais von Kona auf zehn und manchmal sogar 20 Dollar pro Kilo steigen.
    Gewöhnlich beträgt er ungefähr einen Dollar, und das lohnt den Fang. Aber der Ahi gilt als nicht sonderlich glamouröser Fisch in Kona. Dieser Ort ist berühmt für Marlin. Großen Marlin. Und den will die Menge auf dem Pier sehen. Jedes Boot, das am Heck die traditionelle dunkelblaue Marlin-Flagge gehisst hat, hebt die Stimmung der Menge in Sekundenschnelle.
    Die Kona-Küste ist das Fischereizentrum von Hawaii, Kailua Bay ist die soziale und geschäftliche Achse an der Kona-Küste; und der riesige galgenähnliche Mast der Fischwaage auf dem Pier vor dem King Kam Hotel ist der Sammelpunkt, an dem die Profifischer von Kona jeden Nachmittag der Woche triumphieren oder eine üble Schlappe einstecken müssen  – und das vor Publikum.
    Die Sportfischerei ist in Kona das Big Business, und am Ende des städtischen Piers haben an jedem Nachmittag um vier Uhr die einheimischen Charterkapitäne ihren großen Auftritt. Dorthin bringen sie ihren Fang zum Wiegen und zum Fotografieren, wenn sie richtig Großes zu bieten haben. An der Waage stellen die Sieger ihre Beute zur Schau, und die Verlierer lassen sich gar nicht erst blicken. Boote ohne Blutspuren auf dem Deck kommen nicht an den Pier. Sie nehmen den kürzesten Weg nach Hause, zum Hafen, acht Meilen nördlich. Und diese wenigen letzten Meilen von der Boje aus können ein langer und verdrießlicher Törn für einen
Skipper werden, der es mit einer Bootsladung von Kunden zu tun hat, die 500 Dollar für den Tag bezahlt und rein gar nichts gefangen haben. Honokohau bei Sonnenuntergang ist kein Ort, an dem es besonders munter zugeht. Wann immer ein Boot voller Versager anlegt, rennen die Hafenköter zum Rand der schwarzen Lavaklippe, von der man auf den Kai hinunterblicken kann, und kläffen. Sie sind auf die Überreste der Lunchpakete aus, nicht auf Fisch, und nach einem langen und erfolglosen Tages auf See bildet das für die Fischer einen unwillkommenen und miesen Schlusspunkt.
    Tagtäglich kehren die meisten der Boote direkt nach Honokohau zurück. Einige wenige aber legen am Pier an, wo es total anders zugeht  – besonders an einem »heißen« Tag, wenn die halbe Stadt bereits durch triumphierende Funksprüche von weit draußen auf See aufgescheut und aufgefordert ist, die Waagen klarzumachen, weil die Flotte mächtig Arbeit bringt.
    Gegen drei Uhr sammelt sich die Menge allmählich am Ende des Piers. Jimmy Sloan, der Berufsfotograf mit der Pier-Konzession, steht mit seiner Kamera bereit, um den historischen Moment auf 13 × 18-Hochglanzpapier für zehn Dollar pro Abzug zu verewigen. Und für den Fall, dass jemand einen ausgestopften Fisch als Trophäe mit nach Hause nehmen möchte, steht auch ein Mann von Grey’s Atelier für Tierpräparation bereit.
    Ist das nicht gewollt, wartet der kleine Datsun Pick-up vom japanischen Kühlhaus darauf, die Beute für Bares abzutransportieren. Marlins bringen nicht viel: 50 Cent das Kilo, weil nur Japaner sie essen und der Hauptmarkt in Tokio ist, über 3000 Meilen entfernt.
    Die Jungs an den Waagen wissen so gut wie immer, was hereinkommt, aber sie wissen nicht, wann … man sieht ihnen die Nervosität an, wenn es langsam vier Uhr wird. Jeder Skipper, der bereits einen großen Fisch an Bord gemeldet hat, wird vor Einbruch der Dunkelheit anlegen, und da bleibt nicht viel Zeit.
    Das weiß die Menschenmenge auch. Gerüchte kursieren und die Touristen zücken ihre Fotoapparate. Die Boote werden von Westen her kommen, direkt aus der untergehenden Sonne. An einem ruhigen

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