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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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gewaltigen Energierückschlag abzufangen.
    Mit einem Donnergrollen schoß das Licht zum Himmel hinauf. Sand fing sich in dem Griff eines Wirbelsturmes und überzog die Umgebung mit dem Kreischen gepeinigter Energie. Lysaers Knie gaben nach, doch Arithon fing seinen Sturz ab. Ohne den Schutz der Barriere umklammerte er seinen Halbbruder mit beiden Armen und stürzte gemeinsam mit ihm auf das helle, quecksilberfarbene Schimmern des Tores zu.
    Dunkelheit senkte sich wie ein Vorhang über sie. Noch immer bei Bewußtsein fühlte Arithon eine eisige Kälte in seinem Leib. Dann umfing Magie seinen Geist. Ein schriller Schrei kam über seine Lippen und verstummte abrupt, als der weißglühende Hauch des Tores ihn der Vergessenheit anheim gab.

 
Räuber
     
    Ein Mann durchquert einen nebligen Irrgarten aus Morast, sumpfige Pfuhle erbeben unter seinen Tritten, und das Geräusch von Schritten folgt ihm auf seinem Weg, doch er schenkt dem allen keine Beachtung, sondern schreitet voran und bohrt seinen Stab schlichter grauer Asche in die trügerischen Inseln unsicheren Grundes …
     
    In Leder und Pelz gehüllt, liegen bewaffnete Männer neben ihrem bärtigen Anführer in einem Hinterhalt, während ein Wagenzug mit Seide und Kristallen aus einem nebelverhangenen Tal hinausfährt …
     
    Eine schwarze, geflügelte Bestie verengt ihre scharlachroten Augen und taucht von einem Riff in die Wolken hinab. Mit einem langen, klagenden Ruf gibt sie ihr Wissen an die anderen weiter, die dem Flug ihres geschuppten Leibes folgen …

 
4
DER BANN DES NEBELGEISTES
     
    Der silbrige Schein des Westtores bebte, brach und spie zwei Leiber aus in die vernebelte Wildnis Atheras. Wie verlorenes Gold glänzte blondes Haar zwischen den wirren Wedeln nassen Farnkrautes hervor.
    »S’Ilessid!« Dakars Ausruf schüttelte Regentropfen von den Pinien, die sich über ihren Köpfen neigten, während er gleich einem unbeholfenen grauen Geier hervorstürzte, um sich seinen Preis zu sichern.
    Der Zauberer Asandir folgte ihm würdevoller, wenngleich nicht minder enthusiastisch. »Vorsichtig, sie könnten verwundet sein.« Neben Dakar blieb er stehen und beugte sich herab, um die beiden Neuankömmlinge aus Dascen Elur eingehend zu betrachten.
    Schmutzig, abgemagert und von großer Not gezeichnet lagen zwei junge Männer bewußtlos vor ihnen auf der Erde. Die glatte Haut eines der Männer offenbarte die Herkunft aus dem Geschlecht derer zu s’Ilessid. Des anderen Mannes Gesicht wurde von schwarzen Haaren und einem dunklen Stoppelbart verdeckt, doch Asandir konnte genug sehen, um anzunehmen, daß seine Augen, wenn er sie erst aufschlug, ihm in strahlendem Grün entgegenblicken würden.
    Als sich keiner der Reisenden rührte und wieder zu Bewußtsein kam, legte Asandir besorgt die Stirn in Falten. Er bückte sich weiter und legte seine langen zarten Finger auf die nächste, sonnenverbrannte Stirn. Der neblige Wald verschwand ebenso wie Dakars Geplapper, als er sein Bewußtsein in den Geist des Mannes unter seinen Händen projizierte. Der Kontakt enthüllte ihm sogleich die Gefahr.
    Der Zauberer richtete sich auf, und die Frage auf Dakars Lippen erstarb, kaum hatte er den stählernen Blick des Magiers bemerkt. »Sie sind von den Schatten von Mearth berührt worden. Wir müssen sie sofort in Sicherheit bringen.«
    Dakar zögerte. Die heiklen Konsequenzen dieser Angelegenheit lähmten seine Zunge. Die Macht der Schatten lieferte den Geist dem Wahnsinn aus. Schon in diesem Augenblick konnte Atheras Hoffnung auf die Rückkehr des Sonnenlichtes verloren sein. Scharfe Worte zerrten den Wahnsinnigen Propheten zurück in die Wirklichkeit.
    »Achte auf den Prinzen, oder du verlierst deine Wette.« Schnell nahm Asandir seinen Umhang ab und wickelte den dunkelhaarigen Mann in die mitternachtsblauen und goldenen Falten des Stoffes.
    Ein bleicher und ungewöhnlich nüchterner Dakar tat das gleiche mit dem s’Ilessid. Dann zwang er seinen fetten Körper zu rennen und die Pferde loszubinden.
     
    Am Vortag hatte Asandir einen Holzfäller gebeten, sein Haus nutzen zu dürfen. Seit der Nebelgeist Himmel und Sonnenlicht beherrschte, mieden die Menschen die alten Orte der Macht, und das Westtor bildete keine Ausnahme. Die Hütte des Holzfällers lag fünf Wegestunden von diesem Ort entfernt, sieben Stunden mit zwei Männern auf einem Pferd, und in diesem nebelverhangenen Wald wurde es nur allzu schnell dunkel.
    Dakar verfluchte die Dunkelheit. Zweige kratzten ihn, seine

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