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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Bewegungen eines Seemanns zog er sich auf einen Ast und setzte sich nieder.
    Unter ihm kämpfte Madreigh, halb blind von dem Blut, das aus einer Schnittwunde über seinem rechten Auge lief.
    Arithon zog das Messer, das er an seinem Gürtel trug, zielte, warf, und traf einen Gegner, der soeben zu einem niedrigen, auf Jieret gerichteten Schwerthieb angesetzt hatte.
    Madreigh setzte seinem Angriff mit einem gezielten Tritt in das Gesicht des gestürzten Mannes ein Ende. Von Klingen bedroht, rief er: »Wenn Ihr einen Weg wißt, uns zu retten, dann tut es.«
    Schon lagen zwei weitere Clankrieger im Sterben, und ein Verwundeter würde ihnen bald folgen. Schmerzlich zerrte die Verschwendung solcher Tapferkeit an ihm, doch er beruhigte seine Nerven und richtete all sein Streben auf emotionslose Absicht. Der Armbrustschütze mußte als erster ausgeschaltet werden.
    Er suchte die Wälder nach seinem Versteck ab, konnte es aber nicht finden. Dies war ein herber Rückschlag, mußte er sein Ziel doch ohne einen breiten Einsatz seiner Schatten erreichen. Auch konnte er sich keine umfassenden Illusionen leisten, die eine ganze Armee in die Flucht schlagen würden. Wenn es ihm nicht gelang, inmitten der Clans seine Anonymität zu wahren, so wäre alles verloren, was zählte.
    Umgeben von Kampfhandlungen, die seine Konzentration in Mitleidenschaft zogen, distanzierte Arithon dennoch sein Fühlen, wandte sich von der äußeren Wahrnehmung ab und verschloß sich gegenüber allem, was außerhalb der Luft in der direkten Umgebung seiner Person lag. Der Bann, den er wob, war riskant und kompliziert, bedeutete eine Verschmelzung schwarzmagischer Künste mit göttlicher Erleuchtung, wie er sie nie angewandt hätte, um sein eigenes Leben oder das seines Vaters zu schützen.
    Doch gegenüber den Clans von Deshir hatte er einen Eid geschworen. Steivens Männer hätten sich dieser vernichtenden Gewalt nie gegenüber gesehen, wäre da nicht seine Verbindung mit Rathain.
    Die Mächte, derer er sich bediente, waren einem jeden rechtschaffenen Magier verboten. Die kleinste Fehlkalkulation, nur ein falscher Schritt, und der Strudel, den er heraufbeschwor, könnte ihn selbst, den Baum und den letzten von Jierets Beschützern mit sich reißen. Trotz seiner Gewißheit, daß die Städter schießen würden, wenn sich ihnen nur ein Mann als Ziel bot, lauschte Arithon angestrengt den entferntesten Bereichen seines Wissens. Seine Aufmerksamkeit mußte so fest wie geflochtener Draht sein. Er durfte weder die Wunde in seiner Schulter fühlen, noch auf das erstickte Würgen eines Sterbenden achten, nicht einmal einen Gedanken durfte er darauf verwenden, daß all seine Clankrieger bereits tot darniederliegen mochten. Verbunden mit gefährlichen Energien, berührte Arithon die Luft, wurde Luft, wurde eins mit ihren Strömungen und den zarten Brisen, die durch die zahllosen Blätter der Bäume wehten.
    Luft fühlte sich lebendig an. Sie registrierte Schreie wie einen Rhythmus, konzentrisch wie ringförmige Wellen auf einer durchbrochenen Wasseroberfläche. In der Luft herrschte Frieden und die unfaßbare Schönheit der Weltenordnung des Schöpfers Ath, bis eine Unruhe aufkam, hastend und auf Tod bedacht, wie ihn nur der menschliche Erfindungsreichtum ersinnen konnte.
    Arithon schloß das Netz eines Bannes, der gerade erst aufgebaut war, ohne daß er ihn auf Schwachstellen hätte überprüfen können. Zu schnell, sich noch zu sorgen, zu spät für Reue, zu spät, ihn abzuwehren, flog der Pfeil des Kopfjägers heran.
    Er war klein, der Pfeil, kaum mehr als eine Handspanne aus Holz und Stahl, Draht, Leim und gefärbten Federn und doch ein Schaft, gekerbt und mit Widerhaken versehen, getrieben von einer Gewalt, die Rüstungen zu durchbohren vermochte. Jeder einzelne Partikel seiner Substanz hatte einen Namen, jedes Stäubchen seiner Masse verfügte über eine Energiesignatur, für die Arithon Aths eigene Ordnung verändert hatte, um einen Bannzauber zu wirken.
    Die Natur selbst gebot, daß jede auflösende Magie eine den Naturgesetzen entgegenstehende Neigung zur Zerstörung beinhaltete. Im Widerspruch zum Großen Gleichgewicht und in Einklang mit dem Chaos neigten die fragilen Strukturen dazu, gefährliche, nicht zu bändigende Fehlschläge herbeizuführen.
    Arithons Bemühungen konnten nur durch einen Wirrwarr aus geheimnisvollen Tricks und Widersprüchen Erfolg zeitigen, durch eine Lücke im Weltengefüge, nur getragen von einer theoretischen Annahme

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