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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Zauberer der Bruderschaft heimlich zu ihr gesprochen. »Ich wurde zu dir gesandt«, so hatte er gesagt, »weil ein Omen dem Hüter des Althainturmes verraten hat, daß, zum Guten oder zum Bösen, du der einzig lebende Geist bist, der Arithon jemals wirklich kennenlernen wird. Sollte dein Herr der Schatten dich enttäuschen oder du ihn, so wird großes Unglück hieraus erwachsen.«
    Für sie konnte es keine Entscheidung geben, das erkannte Elaira mit eisiger Ruhe. Und so zitterte auch ihre Stimme nicht, als sie sagte: »Ich werde die Bitte meiner Obersten erfüllen.«
    Seide raschelte. Ein Hauch von Lavendel wirbelte durch die Luft, als Morriel ihren Kopf neigte. »So soll es sein. Händige dein Juwel aus, auf daß es eingestellt werde.« Eine Hand, dürr wie ein trockener Weidenzweig, hob sich von ihrem Schoß, und die klauenartigen Finger krümmten sich, bereit, den Edelstein zu ergreifen.
    Elaira löste einen klaren Quarz, gleich einer Träne, gefroren mitten im Fall, von der geflochtenen Kette. Leichtfüßig und zierlich, daran gewöhnt, sich wie ein Taschendieb zu verstellen, zeigte sie eine beeindruckende Courage, als das Juwel den Besitzer wechselte. Tiefes Einverständnis herrschte in diesem Moment zwischen der Greisin und der jungen Frau, die sich für ein Schicksal entschieden hatte, das sie zu zerstören imstande war.
    Dann verzog Elaira die Lippen zu einem unverfrorenen Lächeln. »Auch ich wünsche diese Veränderung.«
    »Ein Beweis dafür, wie dumm du bist«, schnappte die Oberste Zauberin. »Du hast gewiß deine Qualitäten, aber Weisheit zählt nicht dazu.« Sie drückte die preisgegebene Kette mit dem Juwel an ihre Brust und forderte in einem verdrossenen Ton: »Sag mir, wo glaubst du, hält sich der Herr der Schatten verborgen?«
    Erfüllt von Erschütterung und innerer Abwehr blieb Elaira doch keine Wahl, als zu antworten. »Wo ist Lysaer?«
    Lirenda warf verärgert den Kopf zurück.
    Doch Morriel entschied, daß diese Rückfrage keineswegs als Impertinenz zu werten war. »Der Prinz von Tysan marschiert auf Erdane, um seine Rechte an der Charta von Avenor geltend zu machen.«
    Elairas Ruhe wurde brüchig. In demselben Zusammentreffen hatte Traithe ihr auch versichert, daß ihr Gehorsam gegenüber ihrer Obersten keine zusätzliche Bedrohung für Arithon würde darstellen können. Gebunden durch die gefährlichen Bande der Ordensgelübde, antwortete sie, obgleich dies ihrem eigenen Trachten zutiefst widersprach. »Dann solltet Ihr den Herrn der Schatten in den Städten an der Ostküste suchen. Soweit ich es beurteilen kann, werdet Ihr ihn so weit von Avenor entfernt finden können, wie das Land ihm zu gehen erlaubt.«
    »Ein feinsinniger Schluß. Zur Sonnenwende werden wir entlang dem Siebten Weg suchen und überprüfen, ob deine Theorie zutreffend ist.« Von dem Gespräch erschöpft, schickte Morriel sie mit einem Fingerzeig davon.
    »Du auch«, verdonnerte die Oberste Lirenda, die, bereit, weiterhin über Elairas Privileg des langen Lebens zu diskutieren, auf ihre Chance lauerte. Bekümmert ob des zutage tretenden Makels im Charakter ihrer Ersten Zauberin, der allmählich ein Ausmaß erreichte, das es unmöglich machte, ihn noch länger zu leugnen, zupfte Morriel ihre Robe über ihren fleischlosen, knochigen Knien zurecht. »Ich beabsichtige, während der nächsten Stunde ungestört zu meditieren.«
    Lirenda knickste und rauschte dann, Elaira direkt auf den Fersen, zur Tür hinaus, wobei die raschelnde Seide ihrer Robe die sanft schimmernde Luft über den feurigen Kohlen in Bewegung versetzte.
    Allein mit ihren trüben Gedanken, preßte die Oberste Korianizauberin die fahlen Lippen zusammen. Ihr blieb nicht genug Zeit, sich nach einer besser qualifizierten Nachfolgerin umzusehen; wenn ihre derzeitige Erste Zauberin auch Charaktermängel aufwies, die Disziplin erforderten, so verfügte sie doch auch über eine außergewöhnliche Begabung. Zudem sah sich Morriel gezwungen, den Reiz dieser Angelegenheit anzuerkennen. Strahlend ruhte in ihrer Erinnerung jeder Winkel, jede Linie und widerwillige Kurve des Musters, aus dem die Aura des s’Ffalenn-Prinzen geformt war.
    Die Kraft dieses Mannes war beängstigend.
    Wäre sie nicht alt und schmerzgepeinigt, würde sie sich nicht Tag für Tag nach der Erleichterung eines natürlichen Todes sehnen, dann hätte sie vielleicht ebenso geweint wie Elaira.
    Statt dessen hielten ihre zarten Finger den Zauberkristall fest umklammert, den die Novizin ihr unter

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