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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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forschen, rhythmischen Melodie trunkener Tanzesfreude über. Die Mienen der Gäste, apathisch von dem reichhaltigen Mahl, nahmen einen Ausdruck stumpfsinniger Überraschung an. Was auch immer sie erwartet haben mochten, dies gewiß nicht: Die draufgängerische, fröhliche Melodie schien so unpassend wie ein zorniger Hieb mit einer Feder.
    Mit seiner reinen, provozierenden, schöpferischen Gabe zog Halliron, der Meisterbarde, sie in seinen Bann. Die lustige Melodie ließ die Luft erbeben und ging so sehr zu Herzen, daß die Lippen der hochgestelltesten Bürger Jaelots sich zu einem Lächeln bogen, während die Menschen unter Mißachtung jeglicher Schicklichkeit mit den Füßen den Takt zu klopfen begannen.
    Die Augen im Kampf mit seinen Seelenqualen fest geschlossen, stand Medlir reglos wie ein Stein zwischen den Schäften zweier Hellebarden. Allein mit seiner Erkenntnis und der Pein schleichender Furcht hilflos ausgeliefert, wußte er, daß dies die Ballade war, die Halliron für Jaelot geschrieben hatte, ohne ihm zu gestatten, sie vor diesem Fest zu hören.
    Ein Akkord prasselte hervor, dann noch einer, so schwebend und flink wie der Flug einer Schwalbe. Jemand begann im Rhythmus der Weise in die Hände zu klatschen. Der Statthalter hatte ein albernes Lächeln aufgesetzt, während seine Frau ihre offenstehenden, spitzen Lippen hinter den Händen verbarg. Unbeachtet lag ihr Fächer gleich einem flügellahmen Vogel auf dem Rand ihres Kuchentellers. Nur noch einen Augenblick, und die Etikette würde dem Drang zu tanzen unterliegen; doch nun legte Halliron den Kopf zurück und begann zu singen.
    Die Worte ergaben keinen Sinn, waren nur Silben, aneinandergereiht um des rhythmischen Klanges willen. Vor dem Hintergrund des überragenden Gewebes seines Lyranthespiels, erinnerten Konsonanten und Vokale an strahlende Juwelen in einem edlen Gobelin. Ergriffen von dem Wunder schlugen gar die Herzen im Takt. Damen, fest eingeschnürt in ihre ausgepolsterten Mieder, begannen, sich gleich den Mägden in den Tavernen auf ihren Sitzen im Takt zu wiegen. Neben ihnen klatschten ihre Ehegatten, mit den Füßen stampfend und vor Vergnügen jauchzend, Beifall, während das Lied sich zu einer Melodie der Freude entwickelte, die selbst die Soldaten der Stadtgarde verführte, mit ihren Waffen auf dem Boden den Takt zu schlagen.
    Die Veränderung trat so subtil ein, daß allein Medlir den Augenblick wahrnahm, in dem die bedeutungslosen Silbenfolgen sich plötzlich zu sinnvoller Ordnung aufreihten. Getragen von der Fülle der Melodie gingen volle drei Strophen dahin, ehe irgendein Gast des Statthalters auf die satirischen Worte aufmerksam wurde. Eines weiteren Zeitraumes der Bestürzung bedurfte es, ehe die Gäste fähig waren, die Geschichten dieser Ballade mit vertrauten Namen und Gesichtern in Verbindung zu bringen. Aus den gesammelten Gerüchten der vergangenen sechs Monate hatte Halliron ein Lied herausgearbeitet, um nun mit seiner Kunst und herzzerreißender Lasterhaftigkeit die Geheimnisse aus den Boudoirs und Ratszimmern hervorzuzerren, Angelegenheiten des Herzens und solche des Ehrgeizes offenzulegen und Wollust und Inkompetenz der hochangesehenen Bürger bis in den innersten Kreis der Ratsmitglieder zur Schau zu stellen.
    Das Stampfen der Füße wurde nun rasch leiser und verstummte bald zur Gänze. Ehegatten bedachten ihre untreuen Gemahlinnen mit zornigen Blicken oder wandten sich mit finsterer Miene fluchend jenen Rivalen zu, die sie zu Betrogenen gemacht und ihnen Hörner aufgesetzt hatten. Die Gesellschaft lauschte in krankhafter Faszination, wie ihre Nachbarn geschmäht wurden, wobei ein jeder beständig fürchtete, in der nächsten Zeile selbst entlarvt und um seinen guten Ruf gebracht zu werden. Die Bloßstellung der Korruption in seinem Bezirk und der lächerlichen Treulosigkeit in seiner Ehe, veranlaßte den obersten Ratsherrn der Stadt, sich zu krümmen, als säße er nackt auf glühenden Kohlen. Paralysiert, schweigend, gleichsam gebannt der provokativen Ungewißheit des Liedes folgend, lauschten die wohlgeborenen Bürger Jaelots aufmerksam jeder Zeile, während nach und nach die respektabelsten, angesehensten Familien von Hallirons güldener Zunge bloßgestellt wurden.
    Die Feindschaft eines Meisterbarden konnte ein unerfreuliches Vermächtnis hinterlassen. Vor einer Stadt, die die Belange der Gerechtigkeit ignoriert und ihn in seinem Stand verunglimpft und gekränkt hatte, brachte Halliron den explosiven inneren Haß

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