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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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die von vergangenen Stürmen entwurzelt wurden, lagen im Schatten wuchernder Wildkräuter. Die Hütte mit dem Dach aus Zedernholz bebte unter dem Ansturm der Winde, während die halbfertige Schaluppe ruhig auf ihren Stützen lag.
    Schwer wie feuchte Wolle hingen die tiefen Wolken an diesem Morgen, an dem die Hämmer stumm geblieben waren, am Himmel.
    Die Röcke gehoben, um sie von dem Schmutzwasser fernzuhalten, das vom Fischmarkt aus über das Muschelfeld floß, suchte sich die Besucherin einen Weg durch Haferbüschel und durchquerte ein wenig vertrauenerweckendes Tor, das mit Dakars löchrigen Socken geschmückt war. Das zögerliche Knirschen ihrer Schritte verstummte, als jenseits der Holzstapel glockenhell eine Stimme erklang, erfüllt von einem Humor, wie ihn nur wenige Menschen je gehört hatten.
    »Oh nein, mein Lieber, das ist nicht geschickt von dir. Du mußt mit der Maserung arbeiten, nicht quer dazu.« Umrahmt von den Rundungen des unfertigen Rumpfes, beugte sich der Sprecher über zwei aufmerksame, zerzauste Köpfe, legte seine schmalen Finger über die kurzen, schmutzigen eines Kindes und korrigierte die Richtung der Hobelarbeit.
    Unter sicherer Führung glitt die Klinge über das frische Fichtenholz und rasierte einen hauchdünnen Streifen sich aufwickelnden Holzes von der Planke. Das Kind mit dem Werkzeug stieß einen Jubelschrei aus, während das andere an dem freien Arm des Mannes zerrte und lautstark nach einer Wiederholung verlangte.
    In diesem Augenblick sah Arithon von Rathain auf.
    Die Zauberin, die in seine Intimsphäre vorgedrungen war, war darauf gedrillt, jede Nuance seiner Person schonungslos bis ins Detail zu interpretieren. Sie betrachtete seine Tunika, die zwar sauber, doch zerknittert war, wie zum Zeichen der Zurückweisung seines königlichen Erbes; das dunkle, lange Haar, das den Eindruck gütiger Unordentlichkeit mit einer Wahrnehmung verknüpfte, die doch magisch geschult und so scharf wie ein Rasiermesser war; die Sonnenbräune und das Hemd, die zusammen die alten Narben verbargen, und, über all das hinaus, Verblüffung, die sich durch hochgezogene Brauen Ausdruck verschaffte.
    Die Hobelgeräusche erstarben. Die Zwillinge wandten ihr ihre teerbeschmutzten Gesichter zu und starrten sie an. Das Kind, das durch seine Beharrlichkeit in den Besitz von Werkzeug gekommen war, blies Hobelspäne von der Klinge und verlangte zu erfahren: »Wer ist denn die da?«
    »Hat eure Mutter euch beigebracht, daß man so Fremde begrüßt?« tadelte die Dame lächelnd.
    »Seid Ihr denn fremd?« konterte Arithon, dessen Fassade beinahe gut genug war, seine innere Besorgnis zu verbergen.
    Die Besucherin, die nicht auf den Sprung vorbereitet gewesen war, den ihr Herz tat, als er sie betrachtete, strich mit den Fingern über das Ende der Spiere. Die liebevolle Sorgfalt, mit der sie geformt worden war, vibrierte durch jede Faser des Holzes; so überraschend, wie auch die Wahrnehmung jener Hände, die diese Arbeit getan hatten. Ihre Maske des Banalen brach in sich zusammen. »Ich weiß es nicht«, sagte sie.
    »Aber wer ist sie?« drängte der zweite Zwilling, ein Mädchen, dessen Hand ganz instinktiv, besitzergreifend Arithons Arm festhielt.
    »Die Dame heißt Elaira«, sagte Arithon, und seine Bardenstimme ließ den Namen zu Musik werden. Der Klang allein beruhigte seine Besucherin, als er sich ihr erneut direkt zuwandte. »Seid Ihr gesandt worden, mich aufzusuchen, oder wollt Ihr Dakar sprechen?«
    Besorgt wegen seines Einfühlungsvermögens, das inzwischen durch seine Studien unter Hallirons Anleitung zu großer Kraft gereift war, entgegnete die Zauberin: »Ich kam als Freund.«
    »Aber Eure Art geht nirgendwo ohne einen Grund hin.« Der gelangweilte Ausdruck, der plötzlich über Arithons Gesicht huschte, als er auf die wackelige Hütte deutete, verlieh dieser Wahrheit einen noch schmerzhafteren Stich. »Ihr könnt ebensogut hereinkommen.« Einer seiner Mundwinkel wanderte aufwärts. »Oder ziehen es Korianischwestern vor, ihre Angelegenheiten knöcheltief in einer Schlammpfütze zu regeln?«
    Nun erst bemerkte Elaira die tropfnassen Flecken, die den Saum ihres Kleides verdunkelten, und sie trat einen Schritt zurück. Zu ihrem Glück nahm niemand von ihrem verlegenen Lachen Notiz, da Arithon damit beschäftigt war, die Kinder zu versorgen.
    »Dort drüben«, sagte er zu ihnen. »Seht ihr die Planke? Die könnt Ihr auf die Böcke legen und mit dem Hobel üben. Wenn ihr sauber arbeitet, dann dürft ihr

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