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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Ahnung, wovon du sprichst«, fuhr ihn der Jesuit aufbrausend an. Bonifàcio erschrak, machte einen Satz zurück und ließ die Waffe fallen. Ein entsetzlicher Knall zerriss krachend die Luft. Der Lärm fuhr Jana bis in den letzten Winkel ihres Kopfes. Sie meinte ein Surren zu hören, dann ein Pochen und schließlich nur noch ein leises Summen. Als sie die Augen wieder öffnete, lagen Rauch und der Gestank nach Schießpulver in der Luft. Sie sah zu Richard, der war unverletzt. Dann fiel ihr Blick auf den Jesuiten. Der Mann hatte sich über Bonifàcio gebeugt. Zuerst dachte Jana, der Junge wäre tot. Aber sie irrte sich. Die Pistole hatte ihre Munition in die Luft gefeuert und niemanden verletzt. Der Junge lag weinend und zitternd am Boden und presste sich beide Hände an die Ohren. Heulend schrie er: »Der alte Priester hat Euch erkannt. Er hat mir alles erzählt!«
    »Welcher Priester, wovon sprichst du?« Der Jesuit packte den Jungen an den Schultern und schüttelte ihn so heftig, dass sein Kopf nach allen Seiten geschleudert wurde. Als er ihn wieder losließ, zitterte Bonifàcio noch heftiger als zuvor. Er konnte kaum noch sprechen: »Ich kann mir den Namen der Stadt nicht merken.«
    »Meinst du den Alten in der Kathedrale von San Cristóbal?«
    Bonifàcio nickte.
    »Was hat er dir gesagt?« Der Jesuit fasste erneut nach den Schultern, schüttelte den Jungen aber diesmal nicht, sondern starrte ihn eindringlich an.
    »Sprich!«, forderte er.
    »Francesco Borellis Schwester und sein Sohn sind tot«, sagte Bonifàcio.
    Mit einem Mal veränderten sich die Haltung und die Stimme des Jesuiten. Er ließ den Jungen los und wich zurück.
    »Wiederhole, was du eben gesagt hast«, befahl er.
    Bonifàcio schüttelte den Kopf. Da packte der Jesuit die Kehle des Jungen mit beiden Händen.
    »Wiederhole, was er gesagt hat!«, brüllte er wie von Sinnen.
    Jana wollte schreien, dass er damit aufhören sollte, aber sie konnte nicht. Gebannt starrte sie auf die beiden Männer.
    Krächzend keuchte Bonifàcio: »Francesco Borellis Schwester und sein Sohn sind tot.«
    »Nein!« Der Schrei des Jesuiten zerschnitt die Luft wie zuvor der Schuss. Er stieß den Jungen von sich, so dass Bonifàcio auf den Boden sackte. Der Junge legte sich schützend die Hände vor die Ohren.
    »Was hat er noch gesagt?«, fragte der Jesuit.
    Dem Jungen kullerten Tränen über die Wangen. Er schniefte.
    »Das Kloster ist abgebrannt, und alle Bewohner sind im Feuer gestorben. Er selbst hat überlebt, weil er in einer Stadt war. Aber ich habe den Namen vergessen.« Der Junge zuckte zusammen, so als warte er auf eine Bestrafung, weil er den Namen der Stadt vergessen hatte. Doch der Jesuit stand fassungslos da, ballte die Hände zu Fäusten und schüttelte den Kopf.
    »Das kann nicht sein«, flüsterte er. »Du lügst.«
    »Ich lüge nie!«, konterte Bonifàcio gekränkt, nahm die Hände von den Ohren und richtete sich empört auf. Der Jesuit zuckte unter den Worten zusammen.
    Mit einem tiefen, lauten Schrei öffnete er die Fäuste wieder, zerrte an seiner Kutte und vergrub das entstellte Gesicht in den verkrüppelten Händen.
    »Maria, Stephano. Beide … tot.« Weinend ging er in die Knie und schluchzte. Sein Oberkörper zitterte und krampfte sich zusammen. Plötzlich sprang er unerwartet auf, zerrte die Schatzkarte aus seiner Kutte und zerriss sie in kleine Fetzen. Er warf die Papierstücke in die Grube und sah ihnen kurz nach. Langsam segelten sie zu Boden. Ein paar landeten in der Grube, andere wurden vom Wind weggetragen zum nächsten Busch, wo sie in den stacheligen Blättern hängen blieben. Der Blick des Jesuiten folgte den Fetzen, bis alle einen Platz gefunden hatten, dann griff er nach seinem Messer, das er zuvor weggesteckt hatte, und richtete es gegen sich selbst.
    Bevor Bonifàcio begreifen konnte, was der Mann vorhatte, rammte der Jesuit das Messer direkt in sein eigenes Herz. Er schrie nicht auf, sondern seufzte. So als empfinde er Genugtuung statt Schmerz. Sein Gesichtsausdruck wirkte erleichtert. Stoßweise schoss das Blut aus seiner Wunde. Langsam sackte er zusammen und lag schließlich regungslos am Boden. Nun erst stürzte Bonifàcio zu ihm, rüttelte ihn und schrie.
    »Was habt Ihr getan? Das dürft Ihr nicht tun. Es ist Gott nicht recht!« Der Junge versuchte den Jesuiten aufzusetzen, aber ohne Erfolg. Der Kopf kippte schlaff nach hinten.
    »Das ist Sünde«, jammerte Bonifàcio, und wieder überschlug sich seine Stimme. Er schluchzte auf,

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