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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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bis zum Rande Trothgards, über hundert Längenmaße weit, hast du nur geschlafen.« Für einen Moment schwieg er. » Diamondraught wirkt bisweilen so auf Menschen«, beschloß er dann seine Ausführungen. »Aber du hattest die Erholung ohnehin nötig.« Einen Moment lang saß Covenant reglos und still, starrte die Bodenplanken an, als suche er die richtige Stelle zum Draufschlagen. Sein Mund zuckte aus Verbitterung, als er den Kopf hob. »Dann bin ich ja jetzt erholt«, sagte er. »Kann ich irgendwie helfen?«
    Schaumfolger antwortete nicht unverzüglich. Anscheinend erwog er hinter der beinernen Festung seiner Stirn gewisse Unklarheiten, bevor er sich auf eine Antwort einließ. »Stein und See!« stieß er dann gedämpft hervor. »Natürlich kannst du's. Und doch beweist die bloße Tatsache, daß du erst fragen mußt, du kannst es nicht. Irgendein Mangel an Bereitschaft oder einfach Unwissenheit hindert dich.«
    Covenant begriff, was er meinte. Er konnte dunkle Schwingen hören, sah gemordete Wegwahrer. Wilde Magie! stöhnte er innerlich auf. Heldentum! Das ist unerträglich. Mit einer ruckartigen Wendung seines Kopfes verwarf er alle denkbaren Überleitungen. »Möchtest du meinen Ring?« fragte er rundheraus in barschem Ton.
    »Möchten?« krächzte Schaumfolger und zog eine Miene, als fühle er sich eigentlich zum Lachen gereizt, brächte es aber nicht fertig. »Möchten?« Seine Stimme bebte aus innerer Aufwühlung, als sähe er sich zu irgendeiner Art von Ungehörigkeit gezwungen. »Verwende dies Wort nicht, mein Freund. Möchten ist etwas Natürliches, und man kann etwas, das man möchte , erlangen oder nicht, ohne daß daraus ein Übel entstehen muß. Sprich lieber von habsüchtigem Verlangen. Nach etwas mit Habsucht trachten, das heißt etwas verlangen, das nicht gegeben werden soll. Ja, ich bin habsüchtig nach deinem unirdischen, wild-magischen, friedensstörerischen Ring aus weißem Gold, denn es heißt:
     
    ›Wilde Magie, gedruckt in jeden Stein,
    harrt weißen Goldes, das sie freiläßt oder bändigt ...‹
     
    Ich gebe meine Habsucht zu. Doch führe mich nicht in Versuchung. Macht pflegt sich an jenen zu rächen, die sie ergreifen. Ich nähme den Ring nicht, bötest du ihn mir an.«
    »Weißt du denn wenigstens, wie man ihn verwendet?« erkundigte sich Covenant mit träger Stimme, halb umnachtet aus seiner soeben aufgekommenen Furcht vor der Antwort.
    Diesmal lachte Schaumfolger. Seine Erheiterung war ausgelaugt, bloß noch ein Abklatsch seines vorherigen Humors, aber sie war gutmütig und redlich. »Ach, wie gut gesprochen, mein Freund! So scheitert meine Habsucht an ihrer eigenen inneren Torheit. Nein, ich weiß es nicht. Läßt sich die wilde Magie nicht durch den bloßen Willen zu ihrem Gebrauch anwenden, dann verstehe ich überhaupt nichts davon. Riesen besitzen keine solchen Kenntnisse. Wir haben immer alles mit eigener Hand getan ... wenngleich wir Hilfsmitteln wie dem Güldenfahrt nicht abgeneigt sind. Nun, jetzt habe ich den Lohn für meine unwürdigen Gedanken. Vergib mir, Thomas Covenant.«
    Wortlos nickte Covenant, als sei ihm eine unerwartete Vergünstigung zuteil geworden. Er wünschte nicht zu wissen, wie wilde Magie funktionierte; er wollte nicht einmal an sie glauben. Es war schon gefährlich genug, mit dem Ring herumzulaufen. Er bedeckte den Ringfinger der Linken mit seiner rechten Hand und blickte stumpfsinnig, ratlos auf zu dem Riesen. Gleich darauf vertrieb Schaumfolgers Mattigkeit seine Belustigung wieder. Der Glanz wich aus seinen Augen, die Atemzüge seufzten kraftlos zwischen seinen erschlafften Lippen ein und aus. Er sank über der Ruderpinne zusammen, als habe das Lachen ihn lebenswichtige Kraftreserven gekostet.
    »Wohlan, mein Freund«, sagte er kaum vernehmlich. »Mein Mut hat mich nahezu verlassen. Jetzt muß ich von dir eine Geschichte hören.«
    Geschichte? dachte Covenant. Ich weiß keine Geschichten. Ich habe sie verbrannt. Er hatte sie verbrannt – sowohl seinen angefangenen neuen Roman wie auch seinen Bestseller. Sie waren beide so belanglos gewesen, so hoffnungslos unwichtig im Vergleich zu einem Leben mit der Leprose, die verstohlen und unberechenbar hinter jeder physischen oder moralischen Existenz lauerte ... und so völlig ihrer eigenen Kurzsichtigkeit unbewußt. Sie waren Kadaver – so wie er selbst, er selbst – und für nichts anderes gut als die Flammen. Welche Geschichte sollte er jetzt noch erzählen können? Aber er mußte in Bewegung bleiben,

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