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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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aufgepaßt! Sobald er auf sich achtzugeben aufhört, beginnt die Taubheit sich wieder auszubreiten. Und dann folgt die entscheidende Schlappe. Auf einmal stellt er fest, daß er hinterrücks – während er sich darum nicht sorgte, geschweige denn dagegen vorbeugte – von seiner Familie abgesondert worden ist. Sie nimmt keinen Anteil an seinen Problemen – davon ist sie weit entfernt. Sie möchte ihn loswerden, wieder so leben wie vorher. Also packt man seinen Kram, um ihn wieder ins Leprosorium zu schicken! Aber als sie das Flugzeug bestiegen haben – in seinem Heimatland gibt's auch keine Flugzeuge –, sucht er die Toilette auf, in einer Stimmung, als sei er enterbt worden, ohne daß ihm jemals jemand gesagt hätte, warum, und schneidet sich die Pulsadern auf.« Aus geweiteten Augen stierte Covenant ins Knäuel seiner Erzählung. Er wäre dazu bereit gewesen, gerne bereit gewesen, um diesen Mann zu weinen, hätte er das schaffen können, ohne seine eigene Abwehr gegen Gefühlsduselei zu schwächen. Aber er konnte nicht weinen. Statt dessen schluckte er mühsam und brachte sich erneut in Fahrt, um die Geschichte fortzusetzen. »Ich muß noch etwas zum Kulturschock anmerken. Jede Welt hat ihre besondere Methode des Freitods, und es fällt viel leichter, sich auf eine Art umzubringen, mit der man nicht vertraut ist. Ich könnte mir nie die Pulsadern aufschneiden. Ich habe zuviel darüber gelesen ... zuviel davon geredet. Es ist mir zu lebhaft vorstellbar. Das schreckt ab. Aber ich wäre dazu fähig, in die Welt jenes Mannes zu gehen und ohne ein Wimpernzucken Belladonna-Tee zu trinken. Einfach weil ich darüber zuwenig weiß. Auf mich wirkt diese Methode vage, irgendwie uneinsichtig ... als könne sie irgendwie gar nicht wirklich tödlich sein. Jedenfalls, der arme Kerl saß also eine Stunde lang in der Toilette des Flugzeugs und ließ sein Blut ins Waschbecken laufen. Er dachte nicht daran, Hilfe zu rufen, bis ihm urplötzlich auffiel, daß er dadurch sterben würde und anschließend so gut tot sei, als hätte er in seiner Heimat Belladonna-Tee getrunken. Da wollte er raus, die Tür öffnen – aber er war bereits zu sehr geschwächt. Und er kannte sich nicht aus mit dem Knopf für den Notruf. Schließlich entdeckte man ihn in grotesker Haltung am Fußboden, die Finger gebrochen, als habe er ... als habe er unter der Tür durchzukriechen versucht. Er ...«
    Covenant vermochte nicht weiterzusprechen. Elend erstickte seine Stimme, brachte ihn zum Schweigen, und er saß für eine Weile stumm da, während am Bug mit verschwommenem Greinen Wasser vorüberwinselte. Er fühlte sich krank, von verzweifeltem Verlangen nach Überleben besessen; er durfte diesen Verführungen nicht erliegen. Endlich drang Schaumfolgers Stimme an sein Ohr. »Hast du darum«, fragte der Riese leise, »das Geschichtenerzählen aufgegeben?«
    Covenant sprang auf, fuhr in urplötzlich aufgeloderter Wut herum. »Euer Land hier versucht mich kaltzumachen«, schnauzte er grob. »Es ... ihr wollt mich hier zum Selbstmord treiben! Weißgold! Berek! Andelainische Geister! Ihr zwingt mir Dinge auf, mit denen ich unmöglich fertig werden kann! Diese Art von Mensch bin ich nicht ... ich lebe nicht in dieser Art von Welt. All diese ... Verlockungen! Hölle und Verdammung! Ich bin leprakrank. Begreift ihr das denn nicht?« Für einen langen Moment erwiderte Schaumfolger Covenants heißen Blick, und das Mitgefühl in den Augen des Riesen hemmte seinen Ausbruch. Er stand mit zu Klauen verkrümmten Fingern und stierte zu dem Riesen empor, während Schaumfolger ihn trübsinnig, traurig ansah. Er merkte deutlich, daß der Riese ihn nicht verstand; Lepra war ein Wort, das hier im Lande keine Bedeutung besaß. »Na schön«, sagte er mühevoll. »Lach drüber. Freude ist in den Ohren, die hören.« Da aber bewies Schaumfolger, daß er zumindest etwas verstand. Er langte unter sein Wams und brachte ein ledernes Päckchen zum Vorschein, das er auseinanderfaltete, um ihm ein großes Stück geschmeidiger Haut zu entnehmen. »Hier«, sagte er. »Davon wirst du noch viel zu sehen bekommen, ehe du dem Lande den Rücken kehrst. Das ist Clingor . Vor langen Zeitaltern geriet es mit uns Riesen in dies Land ... aber diesmal will ich uns beiden die Anstrengung ersparen, diese Geschichte ausführlich zu erzählen.« An einer Ecke des Stücks riß er ein kleines Viereck ab und reichte es Covenant. Es war auf beiden Seiten klebrig, ließ sich jedoch leicht von einer in die

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