Der Fluch des Verächters - Covenant 01
Verteidigung des Landes irrezuführen. Gib uns ein Zeichen, Zweifler.«
In seinem Beben spürte Covenant, wie sich die unanfechtbaren Umstände seiner Traumwelt wie Zangen unentrinnbar fest um ihn schlossen, ihm bereits jedes bloße Verlangen nach Hoffnung oder Unabhängigkeit versagten. Er raffte sich empor, um in diesem kritischen Moment aufrecht dazustehen.
»Sag's ihnen!« schnauzte er, um auch auf die entfernteste Unterstützung zurückzugreifen, Schaumfolger an. »Sag ihnen, daß Atiaran sich selbst dessentwegen Vorwürfe gemacht hat, was beim Frühlingsfest passierte. Weil sie die Warnungen mißachtet hatte. Sag's ihnen!«
Er musterte Schaumfolger wutentbrannten Blicks, um ihn zu nötigen, daß er ihm beim letzten Ringen um seine Selbständigkeit beistehe.
»Mein Freund Thomas Covenant spricht auf seine Weise die Wahrheit«, gestand der Riese nach einer feierlichen Pause zu. »Atiaran, Trells Gemahlin, hegte von sich selbst die schlechteste Meinung.«
»Nichtsdestotrotz!« brauste Osondrea auf. »Vielleicht machte sie sich Vorwürfe, weil sie ihn an den Ort des Frühlingsfestes geleitet hatte – weil sie ermöglichte, daß ... Auf jeden Fall ist ihr Kummer für ihn keine Rechtfertigung.«
»Dein Zeichen, Covenant«, mahnte Prothall leise, aber hartnäckig. »Uns obliegt die Pflicht der Urteilsfindung. Du mußt zwischen dem Land und des Landes Verächter wählen.«
›Covenant, hilf ihnen!‹ »Nein«, röchelte Covenant heiser und wirbelte herum, wandte sich an den Hoch-Lord. »Es war nicht meine Schuld! Seht ihr denn nicht, daß das genau das Verhalten ist, wie's Foul von euch erhofft?«
Prothall erhob sich, stützte sich auf seinen Stab. Seine Erscheinung schien sich, als er aufrecht stand, unterm Einfluß seiner Machtfülle auszudehnen. »Nein, das sehe ich nicht. Du bist mir verschlossen. Du verlangst Vertrauen, aber weigerst dich, deine Vertrauenswürdigkeit zu beweisen. Nein, ich fordere von dir das Zeichen, das du uns verweigern willst. Ich bin Prothall, Dwillians Sohn, durch des Großrates Beschluß Hoch-Lord, und ich fordere es!«
Für einen langen Moment verharrte Covenant in der Anspannung inneren Widerstreits. Sein Blick fiel in die Grube mit dem Glutgestein. ›Covenant, hilf ihnen!‹ Mit einem Stöhnen fiel ihm ein, wieviel Atiaran dafür geopfert hatte, um ihn an diesen Ort zu bringen, wo er sich jetzt befand. ›Auf jeden Fall ist ihr Kummer für ihn keine Rechtfertigung.‹ Wie zur Entgegnung hörte er Bannor ›Zweitausend Jahre‹ sagen. ›Leben oder Tod. Woher sollten wir wissen ...?‹ Aber das Gesicht, das er im Glutgestein sah, war das seiner Frau. Joan! schrie er innerlich. War ein kranker Körper wichtiger als alles andere? Er riß sich das Hemd auf, als versuche er sein Herz zu entblößen. Er zerrte aus dem Stück Clingor auf seiner Brust seinen Ehering, rammte ihn auf seinen linken Ringfinger, hob die Faust wie in einer Geste des Trotzes. Aber er empfand keine Spur von Trotz.
»Ich kann ihn nicht gebrauchen«, rief er jämmerlich, als wäre der Ring noch ein Symbol der Ehe, kein Talisman wilder Magie. »Ich bin Lepraleidender!«
Staunen breitete sich in der Klause aus, die Veränderung der Atmosphäre vollzog sich so wahrnehmbar wie mit Glockenläuten. Die Herdwarte und Garth wirkten wie zu Stein erstarrt. Prothall schüttelte den Kopf, als versuche er zum erstenmal in seinem Leben zu erwachen. Intuitives Begreifen schlug sich in Mhorams Miene nieder wie mit einer Bugwelle, und er sprang in versteifter, respektvoller Haltung auf. Schaumfolger erhob sich ebenfalls und grinste beifällig. Auch Lord Osondrea folgte Mhorams Vorbild, aber Covenant sah ihr an, wie sie sich vielmehr durch diesen ganzen Rattenschwanz von Wirrnissen an den Kern des Ganzen klammerte – sah ihr an, wie sie unablässig Rettung oder Untergang, Rettung oder Untergang dachte. Anscheinend begriff unter den Lords nur sie, daß selbst dies Zeichen keine hinreichende Gewähr bot. Schließlich hatte sich der Hoch-Lord wieder in der Gewalt.
»Nun wissen wir endlich, wie wir dich ehren können«, erklärte er mit gedämpfter Stimme. »Ur-Lord Thomas Covenant, Zweifler und Träger des Weißgolds, sei willkommen und getreu. Vergib uns, denn wir waren ohne Wissen. Dein ist die wilde Magie, die den Frieden zerstört. Und Macht ist allzeit ein furchtbar Ding.«
Die Lords salutierten vor Covenant auf eine sonderbare Weise, als wollten sie ihn sowohl beschwören wie auch ihn bannen, dann fingen sie wie aus
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