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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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einem Munde an zu singen:
     
    »Wilde Magie, gedrückt in jeden Stein,
    harrt weißen Goldes, das sie freiläßt oder bändigt,
    Goldes, von seltenem Erz, fremd dem Schoß des Landes,
    unbeherrscht, unbezähmt, ungemäßigt
    durchs Gesetz, wonach das Land erstanden
    – denn schön ist das Land
    wie einer hehren Seele Eintrachts- und Friedenstraum,
    doch Schönheit ist undenkbar ohne Zucht,
    und das Gesetz, das Zeit gebar,
    das ist des Landesschöpfers Selbstzucht –
    vielmehr Grundstein, Achse, Angelpunkt
    der Wirrnis, woraus Zeit geschaffen,
    und zugleich mit Zeit die Erde,
    mit Erde jene, die drauf wandeln:
    wilde Magie, gefangen in jedem Teilchen Sein,
    gebändigt oder frei durch Gold
    – dem Schoß des Landes fremd –,
    weil dessen Macht der Anker ist des Lebensbogens,
    der Zeit, da über sie gewölbt, auch meistert,
    und Weiß – des Goldes Weiß –,
    nicht Schwarz, Rot, Grün, nicht des Fleisches Färbung,
    denn Weiß ist des Gebeines Farbe,
    das Haltung gibt dem Fleisch,
    dem Leben Zucht.
    Diese Macht, sie ist ein Widerspruch,
    weil Macht ohne Gesetz ein Unding ist,
    und wilde Magie kennt kein Gesetz.
    Das Weißgold ist ein Widerspruch,
    spricht zwar fürs Gebein des Lebens,
    doch hat es keinen Teil am Land.
    Wer wandelt mit dem weißen Golde wilder Magie,
    der wandelt als ein Widerspruch,
    denn alles ist er und doch ein Nichts,
    Held und Tor,
    machtvoll und hilflos,
    mit einem Wort aus Wahrheit oder Trug
    kann er die Erde verwüsten oder retten,
    denn er ist wirr im Geist und dennoch heil,
    ohne Herz und doch voll Leidenschaft,
    verloren und zugleich gefunden.«
     
    Es handelte sich um einen reichlich verwickelten Gesang, sonderbar harmonisiert, ohne auflösende Rhythmen, die dem Zuhörer seine Ruhe gelassen hätten. Und in seinem Takt hörte Covenant wie auf Geierschwingen Fouls Stimme mitschweben. ›Du hast nun viel Macht, aber du wirst sie niemals richtig begreifen. Zuletzt wirst du mich doch nicht schlagen können.‹ Als der Gesang endete, fragte sich Covenant, ob sein inneres Ringen den Machenschaften des Verächters diente oder entgegenwirkte. Er wußte es nicht zu sagen. Aber er haßte und fürchtete die Wahrheit in Fouls Worten. Er sprach in das Schweigen, welches sich der von den Lords gesungenen Hymne anschloß. »Ich habe keine Ahnung, wie man's verwendet. Ich möchte es auch gar nicht wissen. Das ist nicht der Grund, warum ich den Ring trage. Sollte jemand glauben, ich sei so etwas wie die Verkörperung des Heils ... dann ist das ein Irrtum. Ich bin Lepraleidender.«
    »Ach, Ur-Lord Covenant ...« Prothall seufzte, während die Lords und Schaumfolger sich wieder setzten. »Laß es mich nochmals sagen: Bitte vergib uns. Wir verstehen nun viel mehr ... warum du ins Land geholt worden bist ... wieso Allholzmeister Baradakas dir so begegnete, wie er's tat ... weshalb Seibrich Felswürm dir das Frühlingsfest zur Falle machte. Aber du mußt deinerseits verstehen, daß die Kenntnis um den Ring für uns unentbehrlich ist. Deine Ähnlichkeit mit Berek Halbhand besteht nicht grundlos. Doch zu unserem Bedauern können wir dir erst recht nicht kundtun, wie man das Weißgold anwendet. Wir finden uns schlecht genug mit dem Wissen zurecht, das wir besitzen. Ich fürchte gar, hätten wir auch Kenntnis aller Sieben Kreise des Wissens sowie aller Sieben Worte der Macht und verstünden wir das alles, so läge die wilde Magie noch immer außerhalb unseres Begriffsvermögens. Die Kunde vom Weißgold ist durch uralte Prophezeiungen zu uns gelangt – durch Voraussagen, die doch, wie schon Salzherz Schaumfolger so trefflich bemerkt hat, vieles sagen, aber wenig erklären –, aber uns ermangelt's vollkommen am Verständnis der wilden Magie. Die Prophezeiungen sind allerdings völlig klar hinsichtlich deiner Wichtigkeit. Daher heiße ich dich ›Ur-Lord‹, denn du wirst alle Angelegenheiten mit dem Großrat der Lords teilen, die ihn beschäftigen, bis du wieder von uns Abschied nimmst. Wir müssen dir Vertrauen schenken.«
    »Ungefähr das gleiche hat auch Baradakas gesagt«, brummte Covenant, der nun hin und her schritt, als folge er abwechselnd den einander widerstrebenden Triebkräften seiner gegensätzlichen Bedürfnisse. »Hölle und Verdammnis! Ihr Leutchen macht mir angst und bange. Wenn ich vernünftig zu sein versuche, nehmt ihr mich in die Zange ... und wenn ich euch außer Fassung bringe ... Nie stellt ihr die richtigen Fragen. Ihr habt nicht die geringste Ahnung, was es bedeutet, an Lepra erkrankt

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