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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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er ungeschoren. Wie in Andelain war das Übel wieder verschwunden, hinterließ bei ihm den Eindruck, über eine Grube sei ein Bretterdach der Vertrauenswürdigkeit geschoben worden. Zur Antwort auf die unausgesprochene Frage der Lords schüttelte er den Kopf.
    »Du hast dergleichen schon zuvor erlebt«, sagte Lord Mhoram nach kurzem Schweigen im Tonfall einer gleichgültigen Feststellung.
    »Ja.« Mühsam nötigte sich Covenant eine wahrheitsgetreue Antwort ab. »Mehrmals ... in Andelain. Vor dem Überfall beim Frühlingsfest.«
    »Die Hand des Grauen Schlächters hat dich berührt«, fuhr Birinair ihn an. Aber er konnte daraus keinen Vorwurf machen. Seine Gliedmaßen schienen sich auf einmal ihres Alters zu entsinnen, und müde erschlaffte er in seiner Haltung, stützte sich auf seinen Stab. »Natürlich, wäre ich jünger«, murmelte er in merkwürdigem Tonfall der Selbstzurechtweisung, als müsse er sich entschuldigen. »Jünger.« Er kehrte den anderen seinen Rücken zu und schlurfte zu seiner Schlafstatt außerhalb des Helligkeitskreises.
    »Warum hast du uns das verschwiegen?« erkundigte sich Mhoram ernst.
    Die Frage erfüllte Covenant unvermittelt mit Scham, als könne man durch den Stoff seiner Hose den Ring sehen. Seine Schultern sanken herab, er stemmte die Hände tiefer in die Hosentaschen. »Ich wollte ... ursprünglich wollte ich nicht, daß ihr merkt, für wie ... wie wichtig mich Foul und Seibrich halten. Später ...« Nur mit seinem Blick deutete er an, daß er seine Verstörtheit beim zweiten Gespräch in der Klause meinte. »Später habe ich mich mit anderen Dingen beschäftigt.« Mhoram akzeptierte die Auskunft mit einem Nicken. »Ich habe keine Ahnung, was das ist«, fügte er nach kurzem Schweigen hinzu. »Aber ich spüre es bloß durch meine Stiefel. Mit den bloßen Füßen oder meinen Händen kann ich es nicht wahrnehmen.«
    Mhoram und Prothall wechselten Blicke der Verblüffung. »Zweifler«, sagte nach einem Moment des Nachdenkens der Hoch-Lord, »die Ursache dieser feindseligen Erscheinung übersteigt meine Begriffe. Wieso machen deine Stiefel dich für dies Übel empfänglich? Ich weiß es nicht. Aber Lord Mhoram oder ich müssen jederzeit in deiner Nähe bleiben, damit wir ohne Verzug einzugreifen vermögen.« Die nächsten Worte sprach er über die Schulter. »Blutmark Tuvor. Streitwart Quaan. Habt ihr's vernommen?«
    »Jawohl, Hoch-Lord«, antwortete Quaan, indem er vortrat.
    »Ein Überfall steht zu erwarten«, drang aus dem Hintergrund gedämpft Tuvors Stimme. »Wir haben es vernommen.«
    »Höchste Bereitschaft ist vonnöten«, betonte Mhoram grimmig, »dazu starke Herzen, um einen Hinterhalt von Urbösen, Wölfen und Höhlenschraten unerschrocken zu vereiteln.«
    »So ist's«, bestätigte seinerseits der Hoch-Lord. »Aber alles kommt zu seiner Zeit. Nun müssen wir ruhen. Wir müssen bei Kräften bleiben.«
    Gemächlich begann das Aufgebot sich zur Nachtruhe zu begeben. Schaumfolger streckte sich am Untergrund aus, die Arme um seinen Schlauch mit dem Diamondraught geschlungen, und summte bei sich sein Riesen-Liedchen. Während die Bluthüter auf Wache gingen, breiteten die Krieger für sich und die Lords Decken aus.
    Covenant legte sich mit Befangenheit nieder, als fühle er sich von seiner gesamten Begleitung beobachtet, und war froh, daß die Decken ihm halfen, den Ring zu verbergen. Er lag bis spät in die Nacht hinein wach, weil es ihm zum Schlafen zu kühl war; die Decken konnten nicht die Kälte vertreiben, die sein Ring verbreitete. Aber er hörte Schaumfolger summen und sah Prothall am niedergebrannten Feuer sitzen, bis er endlich einschlief; Riese und Hoch-Lord wachten gemeinsam, zwei alte Freunde des Landes, die sich zur Vorbeugung gegen nahes Unheil eine nächtliche Wache teilten. Der folgende Tag dämmerte grau und freudlos heran – Wolken im Grau von Ascheschwaden verhängten den Himmel –, und in diesen Tag ritt Covenant so gebeugt hinaus, als trüge er einen Mühlstein um den Hals. Mit dem Untergang des Mondes hatte sein Ring die rötliche Färbung verloren; der Anblick der Farbe haftete jedoch noch in seinem Bewußtsein, und der Ring lastete so schwer an ihm wie die Schuld eines sinnlosen Verbrechens. Ratlos erkannte er, daß er eine Abhängigkeit aufgezwungen erhielt, die er nie gewählt hatte, niemals wählen würde; die Beweise kamen ihm unwiderleglich vor. Wie der Mond fiel er Lord Fouls Machenschaften zum Opfer. Sein Wille war überflüssig; die Drähte, an

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