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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sichtbar an Kraft zu gewinnen. Der appetitliche Duft der Blüten verursachte Covenant eine flüchtige Vision von sich selbst, wie er auf Händen und Knien fraß, so wie die Pferde.
    »Verdammte Pferde«, murmelte er mit unterdrückter Wut, »sie leben ja besser als unsereins.«
    Seilträger Rustah lächelte auf merkwürdige Weise. »Das Kraut ist für Menschen giftig. Es ist Amanibavam , die Blume von Gesundheit und Wahnsinn. Pferde genesen davon, aber Männer und Frauen ... ach, sie sind für so etwas zu gering.«
    Covenant schenkte ihm bloß einen stieren Blick und bemühte sich, das Stöhnen seines Hungers zu dämpfen. Er verspürte ein perverses Verlangen danach, das Kraut zu kosten; es schien seine Sinne mit verführerischen Sirenenklängen zu reizen. Doch der Gedanke, so weit heruntergekommen zu sein, verbitterte ihn, und statt von Nahrung zehrte er von dieser Bitternis. Was die Pferde anging, so wirkte die Pflanze tatsächlich nahezu Wunder. Bald soffen und futterten sie wieder wie ganz normal und sahen gestärkt aus, um ihre Reiter erneut zu tragen. Das Aufgebot beendete die Mahlzeit und packte danach die Vorräte zusammen. Die Seilträger meldeten die Pferde fertig zum Weitermarsch. Kurze Zeit später befanden sich die Reiter über die gedrungenen Hügel von Ra auf dem Weg nach Süden, und die Ramen hielten mühelos zu Fuß mit. Unter den Hufen der Pferde glitt die Graslandschaft heran und vorbei wie in sanften Wogen, vermittelte dem Aufgebot den Eindruck von Schnelligkeit. Man ritt auf dem herben Gras über niedrige Hügel dahin, eher Bodenwellen zu nennen, durch flache Täler, zwischen Gehölzen und beschaulichen Wäldchen, neben schmalen Flüßchen, durch weite Senken. Dieser Landstrich war von rauher Natur. Abgesehen von den zuverlässig überall antreffbaren Aliantha -Sträuchern fehlte es in der Gegend an Fruchtpflanzen, Obstbau oder irgendwelchen Blumen außer den Amanibavam . Dennoch wirkten die Ebenen voll von elementarem Leben, als wären die kleinen, kurzstreckigen Hügel durch den Pulsschlag des Erdreichs aufgeworfen worden, und das steife Gras war saftig genug, um jedes Lebewesen zu ernähren, das seine Herbheit verdauen konnte. Als die Sonne zu sinken begann, schimmerte das Farnkraut an den Hängen purpurrot. Aus den Gehölzen kamen Herden von Antilopen, um an den Flüssen zu saufen, und Schwärme von Raben ließen sich lautstark auf den breitkronigen, fleckigen Bäumen nieder, die vereinzelt aus dem Flachland aufragten. Aber die Reiter widmeten ihre Aufmerksamkeit vornehmlich den Ranyhyn, die umherstreiften. Ob sie nun wie Siegesfahnen einhergaloppierten oder in geselligem abendlichen Spiel Kapriolen vollführten, den großen Pferden war unweigerlich eine Aura des Majestätischen zu eigen, als wäre der Erdboden selbst, auf dem sie dahindonnerten, stolz auf ihre Schöpfung. In feuriger Freude wieherten sie jenen Ranyhyn zum Gruß zu, die die Bluthüter trugen, und diese Rösser tänzelten auf ihren Hufen, als könnten sie die begeisterte Freude über ihre Heimkehr nicht länger bezähmen. Dann sprengten die freien Ranyhyn weiter, voller lustigem Blut und ungebändigter Kraft, wieherten noch im Davonstieben. Ihre Laute erfüllten die Luft mit Schwingungen von Vitalität. Bald darauf verschwand die Sonne im Westen hinterm Horizont, entbot den Ebenen mit einem orangeroten Aufflammen einen Abschiedsgruß. Covenant beobachtete ihren Untergang mit griesgrämiger Befriedigung. Er hatte die Pferde satt – war der Ranyhyn, Ramen, Bluthüter, Lords und kühnen Unternehmungen überdrüssig, der Ruhelosigkeit des Lebens müde. Er begehrte Dunkelheit und Schlaf, trotz der blutigen Glut auf seinem Ring, des erneuten Mondaufgangs und der Geierschwingen des Schreckens.
    Doch als die Sonne fort war, wandte sich Rustah mit der Eröffnung an Prothall, sie müßten weiterreiten. Gefahr bestünde, behauptete er; andere Ramen hätten im Gras Warnzeichen hinterlassen. Sie müßten weiter, bis die Gegend wieder sicher sei – um noch ein paar Längen. Also setzten sie den Ritt fort. Einige Zeit später ging der Mond auf, und sein besudeltes Silber verwandelte die Nacht in ein Blutmeer, holte sich eine düsterrote Antwort von Covenants Ring und seiner hungrigen Seele. Endlich ließ Rustah die Reiter verlangsamen, mahnte sie jedoch zum Schweigen. So verstohlen wie möglich erklomm die Truppe den Südhang eines Hügels und hielt knapp unterhalb von dessen Kuppe. Das Aufgebot stieg ab – einige Bluthüter blieben als

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