Der Fluch des Verächters - Covenant 01
Wachen für die Pferde zurück – und folgte den Seilträgern auf die Anhöhe. Nordwärts erstreckte sich ein flacher, ebener Landstrich. Die Seilträger spähten für eine Weile in diese Richtung, dann deuteten sie hinunter. Covenant bekämpfte die Ermüdung seiner Augen und die dunkelrote Düsternis, bis er meinte, er könne einen dunklen Flecken erkennen, der sich durchs Flachland nach Süden bewegte. »Kresch« , flüsterte Hurn. »Gelbe Wölfe ... Fangzahns Geschmeiß. Sie sind über die Wanderlust-Furt gekommen.«
»Wartet hier auf uns«, sagte Rustah leise. »Wir werden eure Sicherheit gewährleisten.« Er und die anderen Seilträger verschwanden in der Nacht.
Unwillkürlich rückte das Aufgebot enger zusammen; seine Mitglieder starrten aus Augen, die vor Überanstrengung pochten, durch das schwache rote Licht, das von dem Dunklen drunten wie Schweiß auszugehen schien, in die Ferne. Angespannt und lautlos standen sie beieinander, wagten kaum zu atmen. Pietten saß auf Llauras Armen, hellwach wie ein Nachtwächter. Später erfuhr Covenant, daß das Rudel fünfzehn Exemplare jener großen gelben Wölfe umfaßte. Sie reichten mit ihrer Schulterhöhe einem Menschen bis zur Taille; sie besaßen wuchtige Kiefer voller Reihen krummer, fürchterlicher Zähne und unheilvolle gelbe Augen. Sie seiberten sich die Fährte zweier Ranyhyn-Fohlen entlang, die nur geschützt waren durch einen Hengst und seine Stute. Die Sagen der Ramen berichteten, daß der Atem eines Kresch heiß genug sei, um den Untergrund zu versengen, daß sie einen Striemen der Pein im Gras erzeugten, wohin immer ihre Räubereien sie führten. Jetzt jedoch sah Covenant nichts als einen Flecken aus Dunkelheit, der näher rückte, sich mit jedem Moment ausdehnte. Dann bemerkten seine unsicheren Augen hinten im Rudel ein kurzes Aufwirbeln von Unruhe; und als die Wölfe weiterzogen, glaubte er, daß er zwei oder drei dunkle Punkte reglos daliegen und zurückbleiben sehen könne. Dann wirbelte das Rudel erneut durcheinander. Diesmal brachen mehrere abgehackte Laute eines Geheuls der Überraschung und Furcht die Stille. Ein heiseres Knurren erstickte urplötzlich. Im nächsten Moment verfiel das Rudel in gestreckten Lauf direkt auf das Aufgebot zu, ließ fünf weitere Punkte zurück. Nun war sich Covenant jedoch dessen völlig sicher, daß es sich bei den Punkten um tote Wölfe handelte. Noch drei Kresch nahmen ein Ende. Jetzt sah Covenant von den gefällten Raubtieren drei Gestalten fortspringen und dem Rest des Rudels nacheilen. Sie verschwanden in Schatten am Fuße des Hügels. Aus der Dunkelheit drangen Kampfgeräusche – wutentbranntes Knurren, das Krachen von Kiefern, die ins Leere schnappten, Knacken von Knochen. Dann flutete Schweigen zurück in die Nacht. Die Anspannung des versteckten Aufgebots wuchs, denn nichts war zu sehen; die Schatten reichten fast bis zur Kuppe des Hügels, worauf es sich befand. Auf einmal vernahm man die Geräusche schnellen Rennens. Sie kamen geradewegs herauf. Prothall sprang vorwärts. Er hob seinen Stab, und aus dessen Spitze flammte blaues Feuer. Der unvermittelte Lichtschein enthüllte einen einzelnen Kresch , der sich ihm flink wie ein Windhund und mit grimmigem Haß in den Augen näherte. Tuvor gelangte um einen Sekundenbruchteil früher an Prothalls Seite als Schaumfolger. Aber der Riese stürmte weiter, um sich dem Wolf entgegenzuwerfen. Da erhob sich blitzartig aus einer Deckung direkt vorm Wolf Seilträger Grave. Sie führte die Erledigung des Wolfes so anmutig durch, als tanze sie. Beim Aufstehen löste ein rascher Ruck ihrer Hand das Seil von ihren Hüften. Als der Wolf nach ihr sprang, warf sie ihm eine Schlinge um den Hals und schwang sich behende zur Seite, vollführte dabei eine Drehung, um ihre Fersen in den Untergrund zu stemmen. Die Kraft, die im Sprung des Wolfes war, brach ihm das Genick. Der Ruck riß Grace von den Füßen, aber sie rollte sich ab und bewahrte Halt am Seil, und sie kam in einer Haltung wieder auf die Beine, die es ihr ermöglichte, dem Kresch , falls er noch lebte, den Rest zu geben.
Das Fähnlein widmete ihrer Leistung ein leises Murmeln der Bewunderung. Sie schaute herauf und lächelte im blauen Schein von Prothalls Stab gleichmütig, dann drehte sie sich um und begrüßte die anderen Seilträger, als sie aus den Schatten des Hügels gelaufen kamen. Sie waren unversehrt. Alle Wölfe dagegen waren tot.
Prothall senkte seinen Stab und erwies den Seilträgern mit einer Verbeugung
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