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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Covenants Brustkorb. Sein ungeschlachtes, augenloses Gesicht war ausdruckslos und doch von grausamer Wildheit. Als er sich auf Covenant warf, tastete er wie besessen nach dessen linker Hand. Die Wucht des Anpralls schleuderte Covenant zurück, zur Seite der Grube. Für einen Sekundenbruchteil fehlte es ihm an der Wahrnehmung dieser Gefahr. Der Urböse beanspruchte seine Aufmerksamkeit. Er zerrte Covenants Linke dicht vor sein Gesicht und schnupperte seibrig an den Fingern, als suche er etwas, dann versuchte er, sich den Ringfinger in den unregelmäßig geformten Mund zu schieben. Covenant taumelte noch einen Schritt rückwärts; sein Fuß geriet vom Sims. In diesem Augenblick kam ihm der Abgrund zu Bewußtsein, der da klaffte. Unwillkürlich schloß er vorm Gesicht des Urbösen seine Faust und achtete nicht weiter darauf. Indem er seinen Stab mit aller Kraft seiner Halbhand umklammerte, streckte er ein Ende Bannor entgegen. Der Bluthüter griff bereits nach seinem Schutzbefohlenen. Nun packte Bannor den Stab. Für einen flüchtigen Moment konnte Covenant seinen Griff um den Stab beibehalten. Aber an seinem linken Arm hing das volle Gewicht des Urbösen. Er verlor seinen Halt am Stab. Zusammen mit dem Geschöpf, das sich unermüdlich darum bemühte, ihm den Finger mit dem Ring abzubeißen, torkelte er über den Rand und fiel. Bevor er bloß einen Schrei des Entsetzens ausstoßen konnte, krachte er mit einer Wucht auf, als wäre er gegen einen Findling gerannt, und der Aufprall puffte ihm die Luft aus seinen Lungen, so daß er erbärmlich keuchte, während er weiter hinabpurzelte. Mit eingeschnürter Brust, röchelnd, dazu außerstande, einen Laut herauszubringen, schwand ihm die Besinnung.
    Als er sich nach dem Sturz wieder zu regen begann, mußte er sich erst einmal mit einem ganzen Gesicht voll Dreck befassen. Er lag mit dem Kopf nach unten auf einem steilen Hang aus Schieferbrocken, Lehm und Abfällen, und was von alldem, verursacht durch seinen Sturz, ins Rutschen gekommen war, bedeckte jetzt sein Gesicht. Für einen längeren Moment konnte er nichts tun als würgen und husten. Seine Plackerei schüttelte ihn durch, ohne ihn von dem Unflat zu befreien. Dann endlich wälzte er sich mit einer Anstrengung herum, die ihn ins Zittern brachte, und hob den Kopf. Er hustete einen Klumpen Schmutz aus und stellte fest, daß er atmen konnte. Aber zu sehen vermochte er nichts. Es dauerte einen Moment, bis diese Tatsache ihm ins Bewußtsein drang. Er untersuchte sein Gesicht und fand heraus, daß seine Augen unbedeckt waren und offen. Dennoch nahm er mit dem Augenlicht nichts wahr als vollständige, trostlose Finsternis. Es war, als sei er aus Panik erblindet – als wären seine Sehnerven aus Entsetzen betäubt. Eine Zeitlang empfand er nun tatsächlich Panik. Ohne Sicht war ihm zumute, als sauge die leere Luft an ihm wie Treibsand, in dem er versackte. Ringsum schlug die Nachtschwärze ihre nackten Schwingen wie Geier, die sich auf totes Fleisch hinabschwangen. Sein Herz schlug in wuchtigen Zuckungen von Furcht. Er kauerte auf den Knien, von allen und allem verlassen, beraubt ums Sehen, um Licht, durch die Außerordentlichkeit seiner Gefährdung obendrein um den klaren Verstand, und sein Atem winselte ihm in der Kehle. Doch sobald die erste Aufwallung seiner Panik abebbte, blickte er wieder durch. Furcht – das war eine Emotion, die er verstand, ein Teil seiner Lebensumstände. Und sein Herz schlug weiter. Es schlurrte, als sei es wund, aber es hielt ihn am Leben. Plötzlich riß er seine Fäuste hoch und schlug sie beiderseits seines Kopfs auf den Schiefer, hämmerte im Takt seines Pulsschlags darauf ein, als wolle er sich aus dem Stein der Erde Rationalität hauen. Nein! Nein! Ich werde ÜBERLEBEN! Diese Geltendmachung beruhigte ihn. ÜBERLEBEN! Er war ein Lepraleidender, gewöhnt an Furcht. Er wußte, wie er sich damit auseinanderzusetzen hatte. Disziplin! Disziplin! Er preßte sich die Hände auf die Augäpfel; farbige Flecken zuckten durch die Finsternis. Er war nicht blind. Er sah Dunkelheit. Er war aus dem Bereich des einzigen Lichts in den Katakomben gefallen; natürlich konnte er nichts sehen. Hölle und Verdammnis! Gewohnheitsmäßig betastete er seine Hände, erschrak über die Blutergüsse, die er sich zugezogen hatte. Disziplin! Er war allein ... allein ... Ohne Licht irgendwo am Fuße eines Felsgesimses, inmitten einer unterirdischen Verwerfung, viele Längen von der

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