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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hinter ihr umständlich eine roh ins Gestein gehauene Treppe, die über eine eckige Abzweigung des Hohlwegs auf die Seite des Berges führte. Als sie den Grund des Einschnitts erreichten, setzten sie ihren Weg darin fort, ungeachtet des verstreuten Gesteinsschutts, der ihn recht beschwerlich machte, während sich der schmale Streifen Himmel über ihnen immer mehr verengte und die Seitenwände des Einschnitts sich einander zuneigten. Ein kräftiger Geruch von Feuchtigkeit umgab sie, und die kühlen Schatten vertieften sich ständig, bis Lenas dunkles Gewand vor Covenant sich nur noch schwach erkennen ließ. Dann bog der Einschnitt scharf nach links ab und endete abrupt vor einem kleinen, von der Sonne erhellten Tal, durch dessen Mitte ein funkelnder Bach floß, an dessen Rändern hohe Kiefern aus dem Gras aufragten.
    »Hier«, sagte Lena mit glücklichem Lächeln. »Wo könntest du besser als hier Heilung finden?« Covenant blieb stehen und schaute bezaubert über die Fläche des kleinen Tals aus. Es war nicht länger als fünfzig Meter, und am jenseitigen Ende verschwand der Bach nach links zwischen zwei kahlen Felswänden. In dieser winzigen Tasche inmitten der Weitläufigkeit des Berges, abgesondert von der überwältigenden Landschaft unterm Kevinsblick, war der Untergrund grün und behaglich sonnig, und die Luft war frisch und zugleich lau, getränkt von Kiefernduft, köstlich vom Frühlingserwachen. Als er mit der Luft auch die Schönheit und Stimmung dieser Stätte einatmete, fühlte Covenant seine Brust vom vertrauten Gram über sein Leiden schmerzen. Um sich von dem Druck zu befreien, trat er vor. Das Gras unter seinen Füßen stand so dicht und hochgeschossen, daß er es durch die strapazierten Bänder seiner Knie und Waden spüren konnte. Es schien ihn zu ermutigen, er möge dem Bach näher treten, sich der Reinigung seiner Wunden widmen. Das Wasser war zweifellos kalt, aber das bereitete ihm gegenwärtig keinen Kummer. Seine Hände waren zu gefühllos, um Kälte rasch zu bemerken. Er kauerte sich am Ufer des Bachs auf einen flachen Stein, tauchte sie ins Wasser und rieb sie aneinander. Er spürte die eisige Kälte fast sofort an den Handgelenken, aber seine Finger übermittelten ihm nur vage Wahrnehmungen des Wassers; und es tat nicht weh, die Kratzer und Abschürfungen kräftig zu scheuern.
    Er war sich beiläufig dessen bewußt, daß sich Lena bachaufwärts entfernt hatte, allem Anschein zufolge auf der Suche nach irgend etwas, aber er war zu sehr beschäftigt, um sich zu fragen, was sie da treibe. Nach gründlichem Reiben und Waschen der Hände ließ er sie abtropfen und rollte sich dann die Ärmel hoch, um seine Ellbogen zu betrachten. Sie waren gerötet und wund, doch war die Haut unversehrt. Als er sich die Hosenbeine in die Höhe zog, mußte er jedoch feststellen, daß seine Knie und Schienbeine erheblich mehr gelitten hatten. Die verfärbten Flecken seiner Blutergüsse verdunkelten sich bereits, und binnen kurzem würden sie so gut wie schwarz sein; der haltbare Stoff seiner Hose war aber intakt geblieben, und dank dessen war auch an seinen Beinen die Haut unverletzt. Auf ihre Art waren die Blutergüsse für ihn allerdings so gefährlich wie Hautverletzungen, aber ohne Medikamente konnte er sie nicht behandeln. Mit einiger Willenskraft unterdrückte er seine Beunruhigung und widmete seine Aufmerksamkeit nochmals seinen Händen. Aus den Handballen und den Fingerspitzen sickerte noch immer Blut, und als er es abwusch, sah er, daß tief in einigen Kratzern schwarze Körnchen von Dreck staken. Aber bevor er sie noch einmal zu waschen anfangen konnte, kehrte Lena zurück. Ihre zu einem Gefäß aneinandergelegten Hände waren voll dickem, braunem Lehm. »Das ist Heilerde«, sagte sie ehrfürchtig, als spreche sie von einer kostbaren Seltenheit. »Du mußt sie auf alle deine Wunden legen.«
    »Diesen Schlamm?« Seine eingeübte Leprakranken-Vorsicht ließ ihn zurückschrecken. »Ich brauche Seife, nicht noch mehr Dreck.«
    »Das ist Heilerde«, wiederholte Lena. »Sie ist zum Heilen.« Sie trat näher und hielt ihm den Schlamm entgegen. Er glaubte, er könne darin das Glitzern winziger Goldkrümel sehen. Er starrte ihn fassungslos an, entsetzt aufgrund der Zumutung, er solle auf seine Kratzwunden Schlamm schmieren. »Du mußt sie nehmen«, beharrte Lena. »Ich weiß, was das ist. Verstehst du nicht? Das ist Heilerde. Höre, mein Vater ist Trell, Glutsteinmeister des Rhadhamaerl . Er arbeitet mit

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