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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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komm und sing dem Steinhausen vor!«
    Für einen Moment verharrte Atiaran reglos, schien sich in ihr Inneres zurückzuziehen. Dann seufzte sie. »Ach, aber mein Lebenswerk hat gerade erst begonnen.« Sie ging zur Tür und schob den Vorhang zur Seite. »Wir haben unsere Mahlzeit noch nicht eingenommen«, sagte sie in die Nacht hinaus. »Ich komme später. Aber nach der Zusammenkunft muß ich mit dem Kreis der Ältesten sprechen.«
    »Wir werden's ausrichten«, erwiderte die Stimme.
    »Gut«, sagte Atiaran. Aber anstatt zum Tisch und zu Covenant zurückzukehren, blieb sie noch unter der Tür stehen, starrte für eine Weile in die Dunkelheit. Als sie den Vorhang endlich wieder fallen ließ und sich Covenant zuwandte, sah er, daß ihre Augen feucht geworden waren, und in ihrem Blick lag etwas, das er zunächst für Niedergeschlagenheit hielt. Doch gleich darauf erkannte er, daß es lediglich der Ausdruck einer Erinnerung an eine vergangene Niederlage war. »Nein, Thomas Covenant«, sagte sie in traurigem Ton. »Ich weiß nichts über dein Geschick. Vielleicht wüßte ich etwas, wäre ich länger an der Schule der Lehre geblieben ... hätte ich dazu die Kraft besessen. Aber ich gelangte dort an meine Grenzen und kehrte heim. Ich kenne gewisse Bestandteile der alten Lehre, aber es ist zuwenig. Alles, woran ich mich in bezug auf jemanden wie dich zu erinnern vermag, ist ein Hinweis auf eine wilde Magie, die den Frieden stört:
     
    ›Wilde Magie, gedrückt in jeden Stein,
    harrt weißen Goldes, das sie freiläßt oder bändigt ...‹
     
    Die Bedeutung dieser Worte oder ihr Sinn für die heutige Zeit jedoch sind mir verborgen. Somit liegt ein zweifacher Grund vor, warum wir zum Großrat der Lords müssen.« Sie schaute Covenant offen ins Gesicht. »Ich will's dir unumwunden sagen, Thomas Covenant«, fügte sie hinzu. »Wenn du gekommen bist, um am Lande Verrat zu üben, dann vermögen nur die Lords darauf zu hoffen, dir Einhalt gebieten zu können.«
    Verrat? Das war ein völlig neuer Gesichtspunkt. Ein längerer Moment verstrich, ehe er in vollem Umfang begriff, wovon Atiaran sprach. Doch bevor er irgendeinen Widerspruch einlegen konnte, meldete sich Lena zu seinen Gunsten zu Wort. »Mutter! Er rang auf dem Kevinsblick mit einer grauen Wolke. Ich habe es selbst gesehen. Wie kannst du an ihm zweifeln?« Ihre Reaktion besänftigte seine Streitlust. Ohne es zu beabsichtigen, hatte sie ihn in ein übertriebenes Licht gestellt. Er war nicht soweit gegangen, sich mit Lord Foul in einen Kampf einzulassen.
    Trells Rückkehr verhinderte jede Erwiderung, die Atiaran vielleicht zu äußern gedachte. Der Hüne stand für einen Moment ruhig auf der Schwelle und ließ seinen Blick von Atiaran über Lena zu Covenant schweifen. »So«, sagte er unvermittelt, »schwere Zeiten stehen bevor.«
    »Ja, Trell, mein Gemahl«, bestätigte Atiaran gedämpft. »Schwere Zeiten.«
    Da bemerkte er die Bruchstücke der Steingutschüssel am Fußboden. »Schwere Zeiten, fürwahr«, schalt er nachsichtig, »wenn Steingut zerbricht, und man läßt die Stücke liegen, auf daß sie unter den Füßen zu Staub werden.«
    Diesmal zeigte Lena aufrichtige Beschämung. »Vergib mir, Vater«, bat sie. »Ich war in Furcht.«
    »Sei getrost.« Trell trat zu ihr und legte ihr seine Hände – aus Zuneigung federleicht – auf die Schultern. »Viele Wunden lassen sich heilen. Ich fühle mich heute stark.« Sobald er das gesagt hatte, schaute Atiaran ihn voller Stolz an, als habe er soeben eine Heldentat vollbracht. »Nimm Platz, Gast«, sagte er dann, wie um Covenants Verwirrung noch zu steigern. »Das Mahl wird bald bereitet sein. Ans Werk, Lena.« Die beiden Frauen begannen sich am Kochstein zu betätigen.
    Covenant sah zu, wie Trell die Scherben der zerbrochenen Schüssel aufsammelte. Die Stimme des Glutsteinmeisters brummte leise beim Gesang eines uralten hintergründigen Liedes. Behutsam brachte er die Scherben zum Tisch und häufte sie neben dem Leuchtgefaß auf. Dann nahm er selber am Tisch Platz. Covenant setzte sich neben ihn, von der Frage bewegt, was nun geschehen solle. Während er zwischen zusammengebissenen Zähnen sein abgründiges Lied knurrte, fügte Trell die Scherben der Schüssel wieder ineinander, als handle es sich um ein Puzzle. Stück für Stück drückte er zurück an den ursprünglichen Platz, wo jedes blieb, ohne daß Covenant ihn irgendein Bindemittel gebrauchen sah. Trell arbeitete mit peinlicher Genauigkeit, behandelte jedes Fragment mit

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