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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nachzudenken.
    »Ah!« Atiaran keuchte. »Er kennt mich. Als Lehrwart brachte er mir die ersten Gebete bei. Er wird sich an mein Versagen erinnern und meinem Auftreten mißtrauen.« Kummervoll schüttelte sie den Kopf. Einen Moment lang dachte sie nach. »Und du hast das gewußt«, fügte sie dann hinzu. »Du weißt alles. Warum vergnügst du dich damit, mich für die Unausgegorenheit meines Wissens zu beschämen? Das ist nicht freundlich.«
    »Hölle und Verdammung!« brauste Covenant auf. Ihr Vorwurf erfüllte ihn mit plötzlicher Wut. »Jeder in diesem ganzen Affentheater, du und ...« – aber er brachte es nicht fertig, Lenas Namen auszusprechen – »alle anderen behaupten von mir, ich sei irgendeine Art von Geheimexperte. Ich sage dir, ich weiß nicht die klitzekleinste Kleinigkeit von allen diesen Angelegenheiten, solange mir nicht jemand etwas erklärt. Ich bin nicht euer blöder Berek.« Atiaran musterte ihn mit einem langen Blick voller gewohnheitsmäßigem Zweifel – der Frucht langgehegter, rücksichtsloser Zweifel an sich selbst –, und als Reaktion darauf verspürte er unvermittelt den Drang, sich vor ihr irgendwie zu beweisen. Er blieb stehen, richtete sich trotz des Gewichts des Bündels zu seiner vollen Körpergröße auf. »Dies ist die Botschaft von Lord Foul dem Verächter: ›Richte dem Großrat der Lords und dem Hoch-Lord Prothall, Sohn des Dwillian, von mir aus, daß die äußerste Frist ihres restlichen Verweilens im Lande von heute an noch siebenmal sieben Jahre beträgt. Ehe diese Zeit verstrichen ist, werde ich die Gewalt über Leben und Tod in meiner Hand halten.‹« Mit einem Ruck brachte er sich zum Verstummen. Seine Worte schienen wie Raben den Hohlweg hinabzuschwirren, und er fühlte in seinen Wangen die Hitze typischer Leprakranken-Scham, als habe er diesen Tag entweiht. Für einen Moment umgab ihn vollständige Stille – die Vögel waren so ruhig, als seien sie vom Himmel geschmettert worden, der Bach schien in Lautlosigkeit erstarrt zu sein. Er spürte in der mittäglichen Wärme klammen Schweiß auf seiner Haut.
    Für die Dauer dieses Augenblicks sah Atiaran ihn nur in fassungslosem Entsetzen an. »Melenkurion abatha!« rief sie dann. »Sprich sie nicht aus, ehe du's nicht mußt! Ich vermag uns vor solchen Übeln nicht zu schützen.«
    Die Stille erbebte, verging; das Bächlein begann wieder zu gluckern, ein Vogel zwitscherte, als er über ihre Köpfe hinwegsegelte. Mit zittriger Hand wischte sich Covenant die Stirn. »Dann hör endlich auf, mich wie jemanden zu behandeln, der ich nicht bin!«
    »Wie soll ich das tun?« erwiderte sie mit gepreßter Stimme. »Du bist mir verschlossen, Thomas Covenant. Ich erkenne dich nicht.«
    Sie verwendete das Wort erkennen auf eine Weise, die er nicht begriff. »Was meinst du damit, du erkennst mich nicht?« wollte er mißgelaunt wissen. »Ich stehe doch direkt vor dir.«
    »Du bist mir verschlossen«, wiederholte sie. »Ich weiß nicht, ob du wohl oder übel bist.«
    Er blinzelte sie an, angesichts ihrer Unsicherheit selber ratlos, dann befand er, daß sie ihm unbeabsichtigt die Gelegenheit lieferte, sie endlich über seine Leprose aufzuklären. Er nahm die Gelegenheit wahr; seine Stimmung war wieder schlecht genug und gerade dazu recht, um diese Aufgabe hinter sich zu bringen. »Natürlich bin ich übel dran«, schnarrte er, indem er vorerst seinen Mangel an Durchblick mißachtete. »Ich bin Lepraleidender.«
    Da stöhnte Atiaran auf, als habe er soeben das größte Verbrechen gestanden. »Dann wehe dem Land, denn dir ist die wilde Magie gegeben, und du kannst uns alle ins Verderben stürzen!«
    »Wirst du wohl endlich mit diesem Quatsch aufhören?« Er hob seine linke Faust. »Das ist nur ein Ring«, knirschte er. »Er erinnert mich an alles, ohne das ich nun leben muß. Aber mehr ist er nicht ... er hat nicht mehr wilde Magie als ... als ein Stein.«
    »Die Erde ist die Quelle aller Kraft«, sagte Atiaran im Flüsterton. Mit erheblicher Mühe konnte sich Covenant davor zurückhalten, sie aus Verdruß anzubrüllen. Sie redete an ihm vorbei, benahm sich ganz so, als bedeuteten seine Worte etwas, das er gar nicht hatte sagen wollen. »Nun mach mal einen Moment halblang«, sagte er brüsk. »Wir müssen uns erst einmal richtig verständigen. Ich habe dir gesagt, ich sei wegen meiner Krankheit übel dran. Was heißt das nun für deine Begriffe? Kennt ihr in dieser Welt denn gar keine Krankheiten?«
    Für einen Augenblick bildeten Atiarans

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