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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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kollidieren. Eine Aufwallung von Wahnsinn schien seine Füße zu beschleunigen; er holte Atiaran ein, bevor sie die Hälfte der Entfernung zur Radnabe zurückgelegt hatte. Er ließ sie hinter sich und stürzte weiter vorwärts, auf die unerbittlich im Vordringen begriffene Keilspitze zu, angefeuert von der blindgläubigen Überzeugung, die Mitte des Tanzes eher erreichen zu müssen als die Schwärze. Atiaran folgte ihm. »Hüte dich und gib acht«, rief sie ihm nach. »Es sind Urböse! Dämondimische Verderbtheit!«
    Er hörte sie kaum. Seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich darauf, den Mittelpunkt der Mulde zu erreichen. Um schneller voranzukommen, lief er aufrechter, legte den Kopf zur Seite, sobald ein Geist in seiner Augenhöhe leuchtete. Mit einem letzten Sprung gelangte er in die leere Nabe des Rades aus Flammen.
    Er verharrte. Nun war er nahe genug, um zu erkennen, daß der Keil aus großen, dicht aneinandergedrängten Gestalten bestand, die eine so schwarze Haut besaßen, daß darauf kein Lichtschein einen Schimmer oder bloß Widerschein erzeugte. Die Angreifer verschlangen die wehrlosen Geister gerade so, wie sie ihrem Keil in die Quere kamen. Die Urbösen näherten sich; an der Spitze des Keils befand sich eine einzelne Gestalt, die größer war als die anderen. Covenant konnte sie deutlich erkennen. Sie ähnelte einem übergroßen Wegwahrer – langer Rumpf, vier kurze Gliedmaßen von übereinstimmender Länge, spitze Ohren hoch am Schädel, ein augenloses Gesicht, das weite Nüstern fast völlig ausfüllten. Der schlitzartige Mund schnappte jedesmal, wenn er in die Reichweite einer Flamme gelangte, wie eine Falle zu. Aus den Nüstern sickerte Schleim und wehte an beiden Seiten des Schädels in Flocken davon. Als Covenant dem Wesen entgegentrat, zuckten die Nüstern, als witterten sie eine neue Art von Spiel, und es stieß ein akzentuiertes Knurren aus, das wie eine an die übrigen Kreaturen gerichtete Ermunterung klang. Begierig rückte der gesamte Keil weiter vor.
    Atiaran kam an Covenants Seite geeilt. »Deine Hand!« schrie sie ihm ins Ohr. »Schau deine Hand an!«
    Er hob ruckartig seine Linke. Ein Flammengeist hing noch am Ehering, tanzte gleichgültig, loderte weißlich. Im nächsten Augenblick betrat der Anführer der Urbösen die Nabe des Flammenrades und blieb stehen. Die Horde der Angreifer verharrte hinterm Anführer, stand Schulter an Schulter zusammengedrängt. Finster, grobschlächtig und grausam lüstern seiberten sie unaufhörlich und schnappten nach den hilflosen Geistern. Covenant zögerte, als hätte sich sein Herz plötzlich in einen schlaffen Sack verwandelt. Aber Atiaran bestürmte ihn mit Wutschreien. »Jetzt! Jetzt schlag sie!« Zittrig trat er vor. Er wußte nicht im geringsten, was er anfangen sollte.
    Sofort zückte der vorderste Urböse ein langes Messer mit einer Klinge, die blutrot wallte. Die Klinge strahlte eine mörderische Gewalt aus; wider ihren guten Willen schraken Covenant und Atiaran zurück. Der Urböse hob seine Hand zum Stich. Spontan fuhr ihm Covenant mit der weißlichen Flamme ins Gesicht. Mit einem Fauchen des Schmerzes sprang das Lebewesen rückwärts. Covenant hatte eine plötzliche Eingebung. Augenblicklich hielt er ein Ende seines Stabes in die Glut des Flammengeistes. In heftigem Auflodern schossen aus dem Stab lebhafte weiße Flammen, hellten die goldene Färbung des Tanzes auf, boten sich als Waffe gegen die Herausforderung durch die Urbösen an. Deren Anführer wich erneut zurück. Aber er faßte sich sofort wieder. Er sprang vorwärts und stach mit seiner blutroten Klinge ins Herz des weißen Feuers. In der Nabe des Geisterreigens prallten ungeheure Kräfte aufeinander. Die Klinge des Urbösen waberte wie glutheißer Haß, und der Stab flackerte wild. Ihr Widerstreit versprühte Funken, als wüte es in der Luft von Blitzschlag und Blutregen. Aber der Urböse war ein Meister im Kampf. Seine Gewalt füllte die gesamte Mulde mit einem dumpfen, geknirschten Grollen, als zerbräche unter ungeheuerlichem Druck ein riesiger Felsklotz. Urplötzlich erlosch Covenants Feuer infolge einer erhöhten Anstrengung seines Gegners. Die Wucht des Angriffs warf ihn und Atiaran rücklings ins Gras. Mit einem Knurren des Triumphs drängten die Urbösen näher, um den beiden lästigen Störenfrieden den Garaus zu machen. Covenant sah die rote Klinge herankommen und kauerte sich furchtsam zusammen, den Verstand verdunkelt durch den eisigen Mantelzipfel des Todes, der ihn

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