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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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vielleicht auch bei Lyn lassen. Ich will sie natürlich nicht von ihm trennen, wenn sie das nicht will, aber da sollten wir den Rat des Psychiaters abwarten.« Er wandte sich von seiner Patientin zu Luke um. »Gibt es jemanden,
bei dem Lyn unterkommen könnte? Bei den Großeltern vielleicht?«
    Luke nickte. »Beide würden die Kinder sofort nehmen. Aber Joss …«
    »Joss wird völlige Ruhe brauchen, Luke. Ich fände es gut, wenn sie ein bißchen aus diesem Haus wegkäme. Nach dem, was Sie erzählen, ist das die Wurzel ihrer Probleme. Sie hat einen massiven emotionalen Schock erlitten, wissen Sie, dadurch, daß sie dieses Haus mit seiner ganzen Geschichte geerbt hat – und wegen der Geburt so bald nach eurem Einzug hatte sie einfach zuwenig Zeit, sich einzugewöhnen. Ich vermute, ein paar Wochen in der Sonne würden ihr am meisten helfen. Ließe sich das arrangieren?«
    Luke blickte düster drein. »Im Moment ist das Geld ein bißchen knapp. Aber wahrscheinlich könnte ich schon etwas organisieren. «
    »Gut.« Simon legte das Stethoskop zusammen. »Denken Sie mal darüber nach. Wir können morgen weiter darüber reden, wenn wir genauer wissen, was ihr fehlt.«
     
    Der Psychiater, ein grauhaariger, bärtiger, netter Mann, saß auf ihrem Bett und aß mit ihr von den Trauben, während sie erzählte. Er nahm kein Blatt vor den Mund. »Eine leichte sogenannte Kindbettpsychose, vermute ich.« Seine ruhige Stimme wirkte trotz der einschüchternden Worte eigenartig tröstlich. »Nach dem zu urteilen, was Ihr Mann, Ihr Hausarzt und auch Sie selbst sagen, würde ich meinen, daß das Ihr Problem ist. Es kann dazu führen, daß Sie sich alle möglichen schrecklichen Dinge vorstellen.« Er blickte sie unter seinen buschigen Augenbrauen hervor an. »Sehr schreckliche Dinge.« Dann machte er eine Pause. »Sind Sie sicher, daß Sie sich nicht erinnern können, weshalb Sie in den Keller gegangen sind?«
    Joss schüttelte den Kopf. In ihrem Gedächtnis war etwas wie eine Mauer, eine undurchdringliche schwarze Wand, hinter die sie nicht blicken wollte.
    Er beobachtete sie gedankenvoll und wartete.
    »Nein.« Sie schüttelte noch einmal den Kopf. »Nein, ich kann mich nicht erinnern.«

    »Na ja, wie ich schon sagte, habe ich mit Ihrem Hausarzt und Ihrem Mann gesprochen, und sie sind beide der Meinung, daß Sie einen Tapetenwechsel brauchen.« Er überlegte einen Augenblick. »Ich werde Ihnen ein paar Tabletten verschreiben, und dann fahren Sie ein paar Tage mit Ihrem Mann weg.« Nach einer weiteren Pause fuhr er vorsichtig fort: »Ich glaube, Ihr Hausarzt hat Ihnen bereits vorgeschlagen, die Kinder eine Weile wegzugeben. Wie denken Sie darüber?«
    »Glücklich macht mich das natürlich nicht«, antwortete Joss zögernd, »aber Lyn würde sich um sie kümmern, vermute ich. Ich… ich habe schon ein Bedürfnis nach Ruhe. Und nach Schlaf.« Und Sicherheit. Das sprach sie nicht aus, doch die Angst war da; die Angst, wieder ins Haus zurückzukehren. Sie schloß die Augen und ließ den Kopf auf das Kissen sinken.
    Er beobachtete sie genau, konnte aber nicht feststellen, ob sie ihre Erinnerungen bewußt unterdrückte. Oder ob sie ihm einfach nichts sagen wollte. Er hatte den Eindruck, daß es sich um eine echte Amnesie handelte, hervorgerufen durch Schock. Das Interessante würde sein, genau herauszufinden, wodurch sie ausgelöst worden war.
    Er stand auf und strich die Bettdecke glatt. »Also, viel Spaß im Urlaub. Wir sehen uns wieder, sobald Sie zurück sind. Ich möchte nur nachschauen, wie es Ihnen dann geht.«
     
    »Paris?« Luke blickte sie erstaunt an.
    Er hatte einen Proteststurm erwartet gegen den Vorschlag, Tom und Ned und das Haus zu verlassen, nicht aber diesen plötzlichen und beinahe fieberhaften Wunsch, ins Ausland zu verreisen.
    »Wir müssen ja nicht so lang wegfahren. Die Ärzte haben recht. Das ist genau, was ich brauche.« Zunächst war ihr unwohl gewesen bei dem Gedanken, Tom und Ned bei Lyn zu lassen, aber der Plan, daß Lyn mit den Kindern nach Oxford zu den Großeltern fuhr, hatte sie beschwichtigt. Sie wußte, wie sehr Tom seine Omi Liz liebte, und das riesige Haus der Großeltern konnte drei Gäste und zwei kleine Katzen leicht aufnehmen. Das Häuschen der Davises in London dagegen wäre aus allen Nähten geplatzt, so sehr Alice und Joe sich auch gefreut hätten, Lyn und die Kinder bei sich zu haben.

    »Ich vermute, mit dem Geld vom Wein könnten wir uns das leisten.« Luke lächelte. »Das einzig wirkliche

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