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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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nach. Sie hatte sich die Haare gekämmt und den Abdruck von Toms soßenverschmierten Fingern vom Gesicht gewaschen. »Liebes, dieses Haus hat eine hochnoble Geschichte, die Jahrhunderte zurückgeht. Du kannst stolz darauf sein, hier als Schloßherrin zu regieren!«
    »Das bin ich auch.« Joss stellte das Babyphon an und setzte sich an den Tisch. »David, nachher gehe ich mit dir in die Kirche. Sie ist sehr schön. Heute morgen haben die Frauen sie für Weihnachten hergerichtet und geschmückt.« Sie lächelte. »Janet hat gesagt, dieses Jahr bräuchte ich noch nicht mitzuhelfen, weil wir gerade erst eingezogen sind.«
    »Stell dir das vor!« Luke schüttelte in gespielter Verwunderung den Kopf. »Joss, erinnerst du dich an den alten Witz von den Blumenfrauen, die im Portal hängen? In ein paar Wochen wirst du eine Säule der Kirchengemeinde sein.«
    Während Luke sprach, musterte David Joss’ Gesicht. Sie hatte abgenommen, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Unter ihren Augen waren dunkle Ringe, und obwohl sie lachte, bemerkte er eine Anspannung an ihr, die ihm Sorgen bereitete. Erst zwei Stunden später hatte er Gelegenheit, allein mit ihr zu sprechen. Sie hatte Tom in den Kinderwagen gesetzt und schob ihn über die Auffahrt zu dem schmalen, überwachsenen Pfad, der zur Kirche führte.
    »Das ist das Grab meines Vaters.« Sie deutete auf den Grabstein.

    »Arme Joss.« David steckte die Hände tief in die Taschen. »Du mußt sehr enttäuscht gewesen sein, daß er und deine Mutter schon tot sind.«
    »Enttäuscht ist noch untertrieben.« Sie blieb stehen; Tom deutete auf ein Rotkehlchen, das wenige Meter vor ihm auf einem Grabstein gelandet war. »Hast du mehr über den Namen herausgefunden? «
    »Belheddon«, sagte er nachdenklich. »Der Name ist uralt. Es gibt natürlich unendlich viele Schreibweisen, wie bei den meisten englischen Ortsnamen, aber im Grunde ist er derselbe wie im Domesday Book. Das geht auf 1087 zurück. Wie weit soll ich denn zurückgehen?« Er grinste sie an und stieß seinen Atem in einer Wolke aus, so daß Tom auflachte.
    »Du hast etwas von den Kelten gesagt. Eisenzeit? Bronzezeit?«
    »Das war nur eine Vermutung, Joss, und leider bin ich bei der genauen Definition nicht weitergekommen. Es besteht die Möglichkeit, daß der Name von belwe abstammt, was auf Mittelenglisch soviel wie Brüllen bedeutet. Heddon heißt mit großer Wahrscheinlichkeit wirklich Heidehügel. Vielleicht haben hier einmal brüllende Kühe geweidet! Aber da müßtest du einen Archäologen fragen. Es gibt archäologische Stätten hier in der Gegend – in einem Buch habe ich gesehen, daß mehrere ganz in eurer Nähe sind –, aber wer kann bei Namen schon Genaues sagen? Möglicherweise haben auch die Römer ihre Spuren hinterlassen, aber das weiß ich noch nicht.«
    »Warum sollte der Teufel hier leben, David?«
    Sie stand mit dem Rücken zu ihm und beobachtete das Rotkehlchen. David verzog das Gesicht. Ihre Stimme klang anders als sonst, gezwungen munter.
    »Ich bezweifle, daß er das tut.« Als sie sich schließlich zu ihm umdrehte, fragte er: »Wovor hast du Angst, Joss?«
    Sie zuckte die Schultern und machte sich an Toms Haltegurten zu schaffen. Er hatte zu weinen begonnen. »Ich weiß es nicht. Normalerweise bin ich ja geistig ganz gesund. Und ich liebe das Haus. Es ist nur – irgend etwas stimmt hier nicht.«
    »Aber doch nicht der Teufel!« Er sprach wie ein strenger Lehrer, aber in seinem Ton schwang auch ein leicht spöttischer Vorwurf mit.

    »Nein, natürlich nicht.« Sie tröstete Tom, klang aber keineswegs überzeugt.
    »Joss, wenn der Teufel wirklich irgendwo hier auf Erden leben sollte, glaube ich kaum, daß er sich ausgerechnet Belheddon aussuchen würde, nicht einmal als Landsitz.« Er lächelte, so daß sich tiefe Falten um seine Augen bildeten. »Allein schon deswegen, weil es viel zu kalt hier ist.«
    Sie lachte. »Und ich lasse dich hier draußen herumstehen und frieren. Komm, gehen wir hinein.«
    Das metallene Schnappschloß fühlte sich selbst durch ihre Handschuhe hindurch eisig an. Mühsam drehte sie den kreisrunden Griff, um die Tür zu öffnen, und schob den Kinderwagen in das dämmerige Licht des Kirchenschiffs.
    »Das ist wirklich eine wunderschöne alte Kirche«, sagte David nach einer Weile bewundernd.
    Joss nickte. »Ein- oder zweimal bin ich sogar beim Gottesdienst hier gewesen. Die Abendmesse hat mir immer schon gefallen. « Sie führte ihn zur hinteren Wand. »Sieh mal, hier sind

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