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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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besorgt, wie viele Süßigkeiten Lyn ihm wohl zusteckte. Ihre Finger
stießen auf eine weitere Münze. Fünf Pence. Bitte, bitte, laß noch etwas mehr Geld da sein.
    Schließlich hatte sie insgesamt drei Pfund beisammen, die in Münzen im Auto verstreut herumlagen – eine unter der Fußmatte, eine hinten im Sitz, eine weitere auf der Ablage unter Lyns Sonnenbrille. Erleichtert fuhr sie zu einer Tanksäule, tankte und konnte endlich ihren Weg fortsetzen.
    Als sie in Aldeburgh ankam, brach gerade ein Gewitterregen los. Es war sehr heiß. Joss fuhr auf das Grundstück, kletterte steif aus dem Wagen und lief unbeholfen zum Haus der Gowers. Die Tür wurde geöffnet, noch bevor sie klingeln konnte. »Ich habe Sie vom Fenster aus gesehen, Kind.« Dot zog sie herein. »Sind sie naß geworden? Sie hätten einen Schirm mitnehmen sollen!«
    Innerhalb kürzester Zeit war sie abgetrocknet, beruhigt und in einen bequemen Sessel in Edgars Büro gesetzt worden; in der Hand hielt sie ein Glas mit kaltem Zitronensaft. Edgar hatte abwartend hinter seinem Schreibtisch gesessen, während seine Frau sich um Joss kümmerte, und erst als Dot es sich schließlich auf dem Sofa beim Fenster bequem machte, gesellte er sich zu ihnen.
    Mit ernster Miene griff er nach seinem Glas. »Sie erwartet ein Kind«, sagte er dann mit einem Blick auf Dot und schüttelte langsam den Kopf. »Das hätte ich mir denken können.«
    »Das ist nicht zu übersehen.« Dot klang ungeduldig.
    Er seufzte. »Also, Joss, was kann ich für Sie tun?«
    »Was meinen Sie damit? Warum ist es bedeutsam, daß ich schwanger bin?«
    Edgar Gower zuckte die Achseln. »Vielleicht sollten Sie mir erst einmal erzählen, warum Sie mich um Hilfe bitten.«
    »Sie wissen, was in Belheddon passiert. Sie wissen, was meine Mutter und meine Großmutter verfolgt hat. Sie wissen, was mit meinen Brüdern passiert ist. Sie wissen von den Rosen.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich weiß einige Dinge, Kind. Vielleicht nicht so viel, wie Sie hoffen. Erzählen Sie mir, was passiert ist. Von Anfang an.«
    »Nachdem Sie mir letztes Jahr die Adresse von John Cornish gegeben hatten, bin ich zu ihm gegangen. Ich habe immer wieder
versucht, Sie anzurufen und Ihnen zu danken. Meine Mutter hat mir das Haus testamentarisch vermacht. Sie schrieb, wenn ich mich innerhalb von sieben Jahren nach ihrem Tod meldete, sollte ich es erben. Wie Sie wissen, habe ich das getan. Für uns kam es genau im richtigen Augenblick. Mein Mann hatte seinen Job verloren, und wir hatten keinen Pfennig Geld. Wir sind eingezogen, obwohl das Haus etwas heruntergekommen war, und da leben wir jetzt. Ich, mein Mann, meine Schwester – das heißt, meine Adoptivschwester – und mein Sohn Tom.« Sie bemerkte kaum, daß Dot sich vorbeugte und ihr das leere Glas aus der Hand nahm. In der Stille, die im Zimmer herrschte, war es fast schockierend, als das Klirren der Eiswürfel plötzlich aufhörte. »Ich habe im Haus Tagebücher und Briefe gefunden. Offenbar wurden meine Mutter und meine Großmutter von etwas verfolgt. Sie hatten Angst. Und jetzt …«
    Sie konnte nicht weitersprechen. Sie befürchtete, in Tränen auszubrechen, und griff in ihre Rocktasche, wo sie zusammengeknüllte Papiertücher fand.
    »Und jetzt sind Sie es, die Angst hat.« Edgars Stimme klang sachlich und unemotional. »Ich habe Ihren Brief bekommen, Joss. Es tut mir leid, ich habe es nicht geschafft, Ihnen gleich zu antworten. Vielleicht wußte ich nicht recht, was ich schreiben sollte. Ich fühle mich sehr schuldig.« Nach einer Pause fuhr er fort: »Können Sie mir sagen, was vorgefallen ist, seitdem Sie eingezogen sind?«
    »Rosen.« Das Lachen, mit dem sie diese Bemerkung begleiten wollte, glich einem Schluchzen. »Es klingt so dumm – von Rosen verfolgt zu werden.«
    »Und wie werden Sie von Rosen verfolgt?« Ohne daß Joss es bemerkte, warf Edgar seiner Frau einen besorgten Blick zu. Sie saß mit geschürzten Lippen da; in der Hand hielt sie noch immer Joss’ Glas.
    »Einfach so. Sie tauchen überall auf. Getrocknete Rosen – nein, sie sind nicht immer getrocknet. Manchmal sind sie auch frisch und kalt – fast schleimig …« Sie schauderte. »Auf meinem Schreibtisch. Auf dem Tisch, auf meinem Kopfkissen …«
    Wieder seufzte Edgar auf. »Zumindest sind Rosen harmlos. Sie haben nie etwas anderes gesehen?«

    Zuerst schüttelte den Kopf, aber dann antwortete sie schulterzuckend: »Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht. Aber manchmal frage ich mich, ob Tom etwas

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