Der Fluch von Melaten
Tiefflug überquert und näherten uns jetzt in einem Bogen dem Flughafen Köln/Bonn. Für einen Zuschauer am Boden mussten wir aussehen, als wären wir aus der Nachmittagssonne gekommen, die ihre Kraft zu diesem Zeitpunkt erst richtig entfaltete, denn in Deutschland war es sicherlich noch wärmer als auf der Insel.
Neben mir saß Justus Schmitz. Er wirkte auf mich wie ein Mann, der schreckliche Angst vor dem Fliegen hatte, so zitternd und auch blass hockte er neben mir.
Wir beide wussten, dass es nicht allein am Fliegen lag, sondern an dem, was ihm zu schaffen machte. Die Furcht war nicht vergangen. Manchmal hatte ich den Eindruck gehabt, als würde er wieder normal, dann aber hatte ich sein Seufzen gehört, und dann war er wieder zusammengebrochen.
Mit meinem Chef, Sir James, hatte ich mich kurzgeschlossen. Gegen eine Reise nach Köln hatte er nichts einzuwenden gehabt. Er kannte mich. Ich flog nicht zum Vergnügen, schon gerade nicht in Zeiten wie diesen, und auch er verließ sich dabei auf mein Gefühl, das mich so gut wie noch nie getrogen hatte. Ich war überzeugt davon, dass es auch in diesem Fall so sein würde.
Als wir aufgesetzt hatten und über die Landebahn der Andockstelle entgegenrollten, atmeten die meisten Passagiere auf. Jetzt fingen sie auch wieder an zu sprechen. Während des Flugs waren sie ziemlich still gewesen.
»Alles okay?«, fragte ich Justus.
»Ich lebe.« Er verzog den Mund und schüttelte den Kopf. »Aber ich fühle mich wie gerädert. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, nicht mehr ich selbst zu sein.«
»Das geht vorbei.«
»Sind Sie immer Optimist, John?«
»Normalerweise schon.«
»Na denn...«
Er schwieg wieder und lauschte der Aussage des Kapitäns, bei dem ich mir vor dem Verlassen der Maschine meine Beretta zurückholte. Dann gingen wir durch den Tunnel auf die ersten Kontrollen zu, die nach den schlimmen Vorfällen einfach sein mussten.
Der Flughafen war mir nicht unbekannt. Nur wurde ich diesmal nicht von Harry Stahl abgeholt.
Um in die Stadt zu fahren, mussten wir ein Taxi oder einen Leihwagen nehmen, wofür ich plädierte.
Der Flughafen ist übersichtlich. Ich landete gern hier, denn es gab keine langen Wege. Einiges hatte sich seit meinem letzten Besuch hier verändert, aber ich fand mich trotzdem zurecht und entschied mich für einen Golf als Leihwagen.
Justus Schmitz telefonierte mit seiner Partnerin und erklärte ihr, dass er den Urlaub aus dienstlichen Gründen abgebrochen hatte, was nicht so ganz stimmte.
Als er sein Gespräch beendet hatte, hielt ich schon die Wagenschlüssel in der Hand.
»Alles in Ordnung«, sagte er.
»Wollen Sie sich noch mit Ihrer Partnerin treffen?«
»Nein, vorerst nicht. Außerdem lebt sie in Düsseldorf und ist in ihrem Job stark eingespannt. Ich denke, dass sie mal ganz froh ist, allein sein zu können.«
»Wenn Sie das sagen.«
»Das muss so sein.«
Wir begaben uns dorthin, wo die Leihwagen standen. Den Zoll hatten wir ohne Probleme hinter uns gebracht, und da hatte uns schon Justus Ausweis geholfen.
Ich trug in meiner schmalen Reisetasche auch nur das Nötigste bei mir und hatte mir auch kein Hotelzimmer bestellt. Das würde ich später noch erledigen, wenn ich länger in Köln blieb, doch daran konnte ich nicht glauben.
»Soll ich fahren, John?«
»Gern. Sie kennen sich aus.«
»Das stimmt allerdings.«
Ich machte es mir auf dem Beifahrersitz bequem und hoffte, dass Justus in der Lage war, sich auf den Verkehr zu konzentrieren, denn Köln ist alles andere als ein leeres Dorf.
Je näher wir der Innenstadt kamen, desto angespannter wurde er. Wir mussten auf die andere Rheinseite und wollten die Zoobrücke nehmen, um über sie bis in die City zu gelangen.
Ich merkte, dass er immer nervöser wurde. Schweiß bildete sich auf seinem Gesicht, und so bot ich mich an, das Steuer zu übernehmen.
»Ja, das wäre gut.«
Es tauchte zum Glück eine Stelle auf, an der wir halten und die Plätze wechseln konnten.
»Was macht Ihnen zu schaffen?«, fragte ich.
»Alles.«
»Auch die Stimme?«
Als er genickt hatte, reihte ich mich in den fließenden Verkehr ein, der allerdings auf der Brücke kurz zum Stocken kam, weil es mal wieder einen Auffahrunfall und anschließenden Stau gegeben hatte.
Nach drei Minuten rollten wir weiter. An der linken Seite sah ich die neue Köln-Arena, die wie ein großer Henkeltopf aussieht, und aus der Ferne grüßte nicht nur der Dom, sondern auch der neue Turm des Media-Centers, und ich musste
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