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Der Fluch von Melaten

Der Fluch von Melaten

Titel: Der Fluch von Melaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fest.
    Es würde etwas passieren. Es musste so kommen. Grundlos hatte ihn die andere Seite nicht vorgewarnt.
    Jetzt fiel ihm auch die Stille auf, die ihn wie ein Druck umgab. Es sang und zwitscherte kein Vogel mehr. Kein Eichhörnchen huschte über den Rasen. Selbst der Wind war eingeschlafen und spielte nicht mehr mit den leicht gefärbten Blättern in den Kronen der hohen Bäume.
    Schweigen überall...
    Die Geräusche der Straße jenseits der Mauer schienen von ihr zurückgehalten zu werden, denn der Verkehrslärm war nicht mal als Rauschen zu vernehmen.
    Dafür erlebte Ernst in seinem Kopf einen Druck, der ihm Schmerzen brachte. So war es auch in der Nacht gewesen. Erst der Druck, dann die wispernde Stimme, danach die bleiche Erscheinung.
    Und so war es auch hier!
    Wienand hielt den Atem an, als er plötzlich in seinem Kopf das Flüstern hörte. Es war die gleiche Stimme wie in der Nacht. So hell und trotzdem nicht zu verstehen. Es war die Stimme einer Frau. Sie erwischte ihn von allen Seiten, aber Ernst blieb auf der Stelle stehen und schaute nur nach vom.
    Über den herumliegenden alten Grabsteinen, die niemand mehr haben wollte, ragte die Mauer der Kapelle auf. Er sah den kleinen Turm, das schmutzige Fenster und glaubte, innerhalb des Mauerwerks eine Bewegung zu erkennen.
    Dann traf ihn die Stimme!
    Ein Zischeln in seinem Kopf. Ein geheimnisvolles Flüstern, das an Deutlichkeit immer mehr zunahm.
    »Wie schön, dass du gekommen bist, Ernst. Ich freue mich darüber, denn bald werden wir vereint sein, so wie ich es mir schon immer vorgestellt habe.«
    Er hatte sie sprechen gehört. Nicht normal. In seinem Kopf musste sich eine Tür geöffnet haben. Trotz dieser verständlichen Worte wusste Ernst Wienand nicht, um wen es sich dabei handelte. Die Frauenstimme hatte er erkannt. Das war auch alles gewesen.
    »Wer bist du...?«
    »Marietta...«
    Er dachte über den Namen nach, und ihm fiel ein, dass er ihn noch nie in seinem Leben gehört hatte. Zumindest nicht so, dass er mit ihm in einen Zusammenhang gebracht werden konnte.
    »Wo... wo... kommst du her?«, flüsterte er ins Leere hinein.
    Ernst Wienand erhielt die Antwort. »Aus der Vergangenheit... aus dem Reich der Toten...«
    »Nein, das ist...«
    »Doch, glaube mir. Und ich bin froh, dich gefunden zu haben, Ernst. Sehr froh.«
    Auf diese Erklärung konnte er sich auch keinen Reim machen. Es war ihm alles so fremd und mit dem normalen Verstand nicht zu begreifen.
    Wienand blieb auf der Stelle stehen, aber er bewegte den Kopf, weil er sehen wollte, ob sich in seiner Umgebung etwas verändert hatte. Er hatte die Stimme gehört, und er wollte die Sprecherin sehen, doch er sah sie nicht.
    Weil dies so war, glaubte er jetzt, dass sie zu ihm aus dem Reich der Toten gesprochen hatte. Eine wie sie lebte einfach nicht in seiner Welt, das war unmöglich, und allmählich überkam ihn eine Kälte, die mit dem normalen Frieren nicht zu vergleichen war.
    Die Stimme ließ ihn in Ruhe, und so konnte er sich wieder sammeln. Er wünschte sich zwar weit weg aus dieser unheimlichen Umgebung, doch er wusste auch, dass dies nicht möglich war. Und so musste er sich den Dingen stellen.
    »Ich kenne keine Marietta«, sagte er mit leiser Stimme und wieder ins Leere hinein.
    »Aber ich kenne dich...«
    »Warum nur...«
    »Du bist es!«, hörte er die Stimme jetzt zischen, als wollte sie etwas Besonderes ausdrücken.
    »Was bin ich?«
    Er wusste, dass die Antwort erfolgen würde, aber sie erreichte ihn anders, als er sich das vorgestellt hatte. Es gab keine akustische. Dafür sah er etwas.
    Im alten Mauerwerk der Kapelle bewegte sich etwas. Wienand konnte seinen Blick nicht abwenden, und er glaubte auch zunächst, sich zu irren.
    Nein, das war kein Irrtum. Die alte Patina auf dem Mauerwerk erhielt einen anderen Glanz. Etwas Bleiches drang von innen her nach außen und legte sich wie ein Schatten darüber. Es sah aus wie ein Tuch, doch von diesem Gedanken löste sich Ernst Wienand sehr schnell, als er diesen weißen dünnen Stoff sah, der sich auch in seinen Träumen gezeigt hatte.
    Das Kleid... ein Körper... ein Gesicht...
    Marietta!
    Dann hörte er wieder die Stimme. »Du bist es – ja, du bist es, Ernst. Das weiß ich. Und so kann ich dich endlich haben...«
    »Was bin ich?« Er wollte die Frage schreien, doch nur ein Flüstern wehte aus seinem Mund.
    Marietta hatte die Frage trotzdem verstanden. »Mein Sohn«, zischelte sie, »du bist mein Sohn...«
    ***
    Wir hatten den Rhein schon im

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