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Der Flug der Stoerche

Der Flug der Stoerche

Titel: Der Flug der Stoerche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Ewigkeit.
    Sarah kam mit einem schmalen Kupfertablett zurück, darauf eine Teekanne aus Metall, zwei kleine Tassen und trockene Kekse.
    Sie setzte sich auf den Bettrand und schenkte nach orientalischer Manier ein, die Kanne sehr hoch über der Tasse.
    »Louis«, sagte sie, »ich habe nachgedacht. Ich glaube, du bist auf einer falschen Fährte.«
    »Was meinst du?«
    »Die Vögel, die Wanderroute, die Ornithologen. Es geht um Mord. Und niemand mordet wegen irgendwelcher Vögel.«
    Das hatte mir schon ein anderer gesagt.
    »In dieser Sache, Sarah«, gab ich zurück, »gibt es nur ein einziges Verbindungsglied, und das sind die Störche. Wo sie mich hinführen, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, warum ihr Weg mit Leichen gepflastert ist. Aber es muß irgendeine Logik hinter dieser Gewalt ohne Grenzen geben.«
    »Wahrscheinlich steckt Geld dahinter. Irgendein schmutziger Handel zwischen allen diesen Ländern.«
    »Ganz sicher«, antwortete ich. »Max Böhm hat irgendwelche illegalen Geschäfte betrieben.«
    »Womit?«
    »Das weiß ich auch noch nicht. Diamanten, Elfenbein, Gold . auf jeden Fall waren es Reichtümer aus Afrika. Dumaz, der Schweizer Inspektor, der sich mit dem Fall befaßt, ist überzeugt, daß es um Edelsteine geht, und ich denke, er hat recht. Elfenbein war es sicher nicht, denn in Zentralafrika hat Böhm seinerzeit heftig und mit Erfolg gegen die Massaker an Elefanten protestiert. Gold hingegen findet man kaum auf der Route der Störche. Bleiben also die Diamanten: in Zentralafrika, in Südafrika . Max Böhm war schließlich jahrelang in den Minen beschäftigt. Trotzdem ist mir die Sache schleierhaft. 1977 hat Böhm seinen Beruf aufgegeben und nie wieder einen Fuß nach Afrika gesetzt und hat sich von da an nur noch um seine Störche gekümmert. Wirklich, Sarah, ich weiß es nicht.«
    Sarah zündete sich eine Zigarette an und zuckte die Achseln. »Aber du hast sicher irgendeine Vorstellung«, sagte sie.
    Ich lächelte. »Das stimmt. Ich glaube, daß der Handel weitergeht, und die Störche sind die Kuriere. Die Boten, wenn du so willst. Wie Brieftauben. Und ihre Botschaften transportieren sie mit Hilfe der Ringe.«
    »Mit was für Ringen?«
    »In Europa befestigen die Ornithologen Ringe an den Beinen der Vögel, auf denen ihr Geburtsdatum und ihre Herkunft, beziehungsweise, bei wilden Tieren, das Datum und der Ort der Beringung angegeben sind. Ich denke, daß die Ringe der Böhmschen Störche was ganz anderes erzählen .«
    »Was?«
    »Irgend etwas, wofür es sich zu morden lohnt. Rajko hatte es herausgefunden. Dein Bruder wohl auch. Ido hat wahrscheinlich sogar die Bedeutung der Botschaften entschlüsselt. Daher seine Aufregung und seine Hoffnung auf Reichtum.«
    Ich sah ein kurzes Aufblitzen in Sarahs Augen. Sie stieß eine Rauchwolke aus, sagte aber nichts. Einen kurzen Moment lang dachte ich, sie habe mich völlig vergessen. Dann stand sie auf.
    »Louis, im Augenblick sind deine Probleme nicht am Himmel. Schau lieber auf die Erde. Wenn du weiter so vor dich hin träumst, wirst du dich abknallen lassen wie ein Schakal.«
    Sie zog Jeans und ein T-Shirt an. »Komm mit mir«, forderte sie mich auf.
    Draußen war die Sonne auf dem Rückzug, die Hitze ließ nach. In der milden Luft erzitterten die Hügel am Horizont. Sarah ging mir voraus durch den Garten, auf halbem Weg zwischen dem Haus und dem Verschlag blieb sie stehen. Sie entfernte die Olivenzweige, die dort auf der Erde lagen, und fegte den Sand beiseite. Darunter kam eine Plane zum Vorschein. Sarah ergriff sie und befahl: »Hilf mir!«
    Gemeinsam zogen wir die Plane weg; darunter lag eine Falltür. Ich war während des Tages bestimmt zehnmal daran vorbeigegangen. Als Sarah die Klappe hob, blickte ich in ein regelrechtes Arsenal: Sturmgewehre, Faustwaffen, Munitionskisten. »Das Zeughaus der Familie Gabbor«, sagte Sarah spöttisch. »Wir hatten immer schon Waffen, aber Ido hat aufgerüstet und sich Sturmgewehre mit Schalldämpfer zugelegt.« Sie kniete nieder und zog einen verstaubten Golfsack hervor, klopfte den Staub ab und füllte ihn mit Waffen und Munition. »Gehen wir!« sagte sie.
    Wir nahmen meinen Wagen und fuhren zwischen den Fischteichen hindurch, und nach etwa einer halben Stunde kamen wir zu einem wüsten Gelände, übersät von schwarzen Felsbrocken, zwischen denen sich dürres Gestrüpp befand. Abfälle aller Art streiften unsere Beine, und im Wind trieben ekelerregende Düfte. Wir waren auf der Müllhalde der Kibbuzim. Ich

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