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Der Flug der Stoerche

Der Flug der Stoerche

Titel: Der Flug der Stoerche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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hörte ein metallisches Klirren hinter mir und drehte mich um. Sarah kniete auf dem Boden und prüfte die Waffen, die sie vor sich ausgebreitet hatte.
    Sie lächelte und setzte zu einem Vortrag an: »Die beiden Sturmgewehre sind israelische Waffen. Leichte
    Maschinengewehre, Uzi und Galil. Die Klassiker. Auf der ganzen Welt gibt es nichts Besseres. Sie schlagen sämtliche Kalaschnikows und M16 um Längen.« Sarah öffnete eine Munitionsschachtel und legte sich mehrere lange, spitz zulaufende Patronen auf die Handfläche. »Sie verschießen Kaliber 0.22 Long Rifle, wie die traditionellen Jagdgewehre, aber die Munition ist stahlummantelt und enthält mehr Pulver.« Sarah schob ein bananenförmiges Magazin in die Galil und zeigte mir die Seite der Waffe. »Hier hast du zwei verschiedene Positionen: normal und automatisch. Wenn du auf Automatik schaltest, kannst du innerhalb von Sekunden fünfzig Kugeln abfeuern.« Auf den Knien überzog Sarah die
    Umgebung mit einem imaginären Flächenfeuer, dann legte sie die Maschinenpistole beiseite. »Jetzt zu den Revolvern. Die beiden Monster, die du hier siehst, sind die größten Automatikkaliber, die es gibt: sie verschießen Kaliber 0357 Magnum und 0.44 Magnum.« Sarah griff nach dem silberfarbenen Revolver mit Griffschalen aus Elfenbein und legte ein Magazin ein. Die Waffe war fast so lang wie ihr Unterarm. »Die 44er faßt sechzehn Schuß. Es ist die stärkste Faustwaffe der Welt. Mit ihr bringst du ein Auto mit hundert Stundenkilometern zum Stehen.« Sie streckte den Arm aus und zielte auf einen Punkt in der Ferne, offenbar ohne jede Mühe - ihre körperliche Kraft verblüffte mich. »Das Problem ist, daß sie ständig klemmt. Diese Pistolen hier sind sehr viel handlicher im Gebrauch. Mit der 9-Millimeter-Beretta schießen die meisten amerikanischen Bullen.« Sarah warf das Magazin einer schwarzen Pistole aus, einer perfekt geformten Waffe, die hervorragend in der Hand lag. »Eine italienische Pistole, sie hat die berühmte Smith and Wesson Model 38 fast völlig verdrängt. Sehr empfehlenswert. Präzise, leicht, schnell. Die 38er hat eine Kapazität von sechs Patronen, die Beretta hingegen faßt sechzehn Schuß. Ein echter Waffengefährte. Aber die allerbesten sind diese hier«, fuhr sie fort. »Österreichische Pistolen: die Glock 17 und die Glock 21. Die Waffen der Zukunft, die vielleicht sogar die Beretta übertrumpfen werden.« Sie nahm eine Pistole in die Hand, die der Beretta ähnlich sah, aber nachlässig gefertigt wirkte, als fehlte ihr der letzte Schliff. »Zu siebzig Prozent aus Kunststoff. Ein Wunder an Leichtigkeit.« Sie gab sie mir in die Hand, und tatsächlich wog die Waffe nicht schwerer als eine Handvoll Federn. »Ein Phosphoreszenzvisier, das auch bei Nacht absolute Zielgenauigkeit garantiert, und ein Magazin mit sechs Schuß. Ästheten lehnen sie ab, weil sie nicht sehr schön ist. Aber für mich gibt es nichts Besseres. Die Glock 17 schießt mit 9-Millimeter-Parabellum, die einundzwanzig mit 0.45 Zoll. Die Glock 21 ist weniger präzise, aber mit der Munition setzt du jeden Gegner außer Gefecht - egal, wo du ihn erwischst.«
    Sarah reichte mir eine Handvoll Kugeln. Schwer, gedrungen, bedrohlich.
    »Die beiden Glocks gehören mir«, sagte sie. »Die einundzwanzig schenke ich dir. Aber paß auf, der Abzug ist speziell auf meinen Zeigefinger eingestellt. Für dich wird er vielleicht zu locker sein.«
    Ungläubig betrachtete ich die Waffe, dann sah ich sie an: »Woher weißt du das alles, Sarah?«
    Sie lächelte wieder: »Wir sind im Krieg, Louis. Vergiß das nie. Im Alarmfall hat jeder von uns zwanzig Minuten, um sich an einer geheimen Sammelstelle einzufinden. Alle Arbeiter im Kibbuz sind potentielle Soldaten. Wir sind ausgebildet, gut trainiert, allzeit kampfbereit. Anfang des Jahres sind noch die Scud-Raketen über unsere Köpfe hinweggefegt.« Sie nahm die 9-Millimeter, legte die Waffe ans Ohr und schob eine Kugel in den Lauf. »Schau mich nicht so erschrocken an - im Augenblick bist du in größerer Gefahr als ganz Israel.«
    Ich preßte die Zähne zusammen, nahm die Glock in die Hand, dann fragte ich: »Die bulgarischen Killer waren mit ziemlich raffinierten Waffen ausgerüstet. Sturmgewehr, Laserzielfernrohr, Nachtsichtgerät ... Was sagst du dazu?«
    »Nichts. Besonders raffiniert ist das nicht. Alle Industriestaaten der Welt rüsten ihre Armeen mit solchem Material aus.«
    »Du meinst, die beiden Killer könnten Soldaten in Zivil

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