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Der Flug der Stoerche

Der Flug der Stoerche

Titel: Der Flug der Stoerche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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ihn verwendet, um die Kaffeesetzlinge zu pflanzen - und durchstach ihm beide Trommelfelle .«
    »Und dann?« stammelte ich fassungslos.
    »Dann ... hat in Bagandou niemand mehr eine Kaffeebohne gestohlen.«
    »War jemand bei ihm?«
    »Nein . er war allein . Max Böhm hat sich vor keinem gefürchtet.«
    Einen M’Baka mitten auf dem Dorfplatz zu foltern, und das ohne irgendeinen persönlichen Schutz. Böhm war in der Tat ein unverfrorener Bursche.
    »Im nächsten Jahr ist er wiedergekommen«, fuhr Joseph fort. »Und diesmal, um die Diamantenminen zu beaufsichtigen . immer noch im Auftrag von Bokassa . Die Adern zogen sich bis jenseits der SCAD hin ... das ist ein großes Sägewerk am Rand des Dschungels . Kennst du den Urwald, Chef? Nein? Glaub mir, der ist absolut undurchdringlich . « Mit seinen breiten Händen formte Joseph das Blätterdach und rollte das r, daß es klang wie ein Kavallerieangriff. »Aber Böhm fürchtete sich nicht . Böhm fürchtete sich nie . Er wollte in den Süden hinunter . und er suchte einen Führer . ich kenne den Wald gut, auch die Pygmäen . ich kann sogar die Aka- Sprache . deswegen hat Böhm mich ausgewählt .«
    »Arbeiteten auch Weiße in den Minen?«
    »Nur einer . Clement . Ein Irrer, der eine Aka geheiratet hat . Er hatte überhaupt keine Autorität . es war die totale Anarchie .«
    »Damals wurden also schöne Steine zu Tage gefördert?«
    »Die schönsten Diamanten der Welt, Chef . Man brauchte sich bloß im Sumpf danach zu bücken ... Deswegen hat Bokassa Böhm geschickt . « Joseph lachte kurz und schrill auf. »Bokassa, weißt du, war vernarrt in Edelsteine!«
    Wieder nahm er einen Schluck Kaffee und betrachtete versonnen meine Croissants. Ich hielt ihm den Teller hin. Er bediente sich und sprach mit vollem Mund weiter.
    »In dem Jahr ist Böhm vier Monate geblieben . am Anfang hat er den starken Mann markiert und Neger verdroschen . Später organisierte er den Betrieb neu und führte neue Techniken ein . Es lief wie geschmiert, das kannst du mir glauben ... Mit dem Beginn der Regenzeit ist er nach Bangui zurückgekehrt . Und später kam er jedes Jahr zur selben Zeit wieder ... >Überwachungsbesuch< hat er das genannt .«
    »Und damals hat er die Drahtzange benutzt?«
    »Ah, du kennst die Geschichte, Chef . Die Sache mit der Zange war allerdings wirklich übertrieben. Ich hab’ nur einmal gesehen, wie er einem die Sehne durchgeschnitten hat, im Lager der Sicamine ... Und das war nicht, um einen Dieb zu bestrafen, sondern einen Vergewaltiger . Ein Schwein, das ein kleines Mädchen mißbraucht und mitten im Dschungel für tot hat liegenlassen.«
    »Was ist passiert?«
    Der angewiderte Ausdruck in Josephs Gesicht wurde deutlicher. Er nahm sich noch ein Croissant.
    »Es war schrecklich. Absolut schrecklich. Zwei Männer hielten den Mörder auf dem Bauch fest, die Beine in der Luft . er sah uns an wie ein Tier in der Falle . und lachte immer wieder auf, als könnte er es nicht glauben . Dann kam Ngakola mit seiner großen Zange . klappte sie auf und setzte sie über der Ferse des Vergewaltigers an und durch trennte ihm mit einem einzigen Schnitt die Sehne ... zack! ... der Kerl hat gebrüllt ... dann ein zweiter Schnitt, und das war’s ... die Sehnen waren ab ... ich hab’ seine Füße gesehen, Chef ... und traute meinen Augen nicht . sie hingen ihm über die Knöchel . so . und die Knochen schauten raus . überall Blut . ein Schwärm von Fliegen . und das ganze Dorf hat geschwiegen . Max Böhm stand auf dem Platz . das Hemd voller Blut . und sein Gesicht war weiß und naß vom Schweiß . Wirklich, Chef, das vergesse ich nie . Und dann, ohne ein Wort, hat er den Mann mit einem Fußtritt umgedreht und seine Zange geschwungen und dem Vergewaltiger den Schwanz abgeschnitten .«
    Grauen erfaßte mich. »Derart brutal war Böhm?!« stieß ich mit zugeschnürter Kehle hervor.
    »Er war hart, ja . Aber auf seine Weise gerecht . Er hat nie aus Sadismus oder Rassismus gehandelt.«
    »Max Böhm war kein Rassist? Er hat die Schwarzen nicht gehaßt?«
    »Überhaupt nicht. Böhm war ein Scheißkerl, aber kein Rassist. Ngakola hat mit uns zusammengelebt und uns respektiert. Er sprach Sango und liebte den Urwald. Ganz zu schweigen vom schagat.«
    »Von was?«
    »Vom schagat. Dem Arsch. Böhm war total versessen auf schwarze Frauen.« Joseph schwenkte seine gespreizte rechte Hand auf und ab, als hätte er sich bei der bloßen Vorstellung verbrannt.
    »Hat Böhm Diamanten gestohlen?« fragte

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