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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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bloßen Kriecher.
    Andererseits basierte er auf eiskalter Berechnung: Die einzige Überlebenschance des Sphäroiden bestand darin, so dicht heranzukommen, dass Malvina die schweren Waffen der Schwarzen Rose nicht einsetzen konnte. Und mit einem einzigen genau gezielten Hieb oder einem Glückstreffer konnte das Beil auch einen weit größeren Mech außer Gefecht setzen.
    So geschickt sie war, der Angriff kam derart überraschend für Malvina, dass er ihr keinen Raum für Manöver ließ. Sie konnte nur erneut nach dem Beilschaft greifen, als die Klinge auf ihren Sichtschirm fiel. Sie zog den l ink en Ellbogen des Würger zurück und schwang den Mecharm in Richtung des Tomahawk, um die Mündung ihrer verbliebenen Autokanone auf die Brustpartie des kleineren Mechs zu setzen und ihn mit zehn Zentimeter dicken Granaten zu Metallstaub zu zerblasen.
    Doch der Tomahawk wickelte seinen linken Arm, der in einer voll modulierten Greifhand endete, um den rechten Oberarm der Schwarzen Rose und presste sich an deren rechte Rumpfseite. Damit war er außer Reichweite der Langstreckenraketen Malvinas -nicht, dass sie diese auf Berührungsdistanz hätte einsetzen können -, und zudem zu tief und zu rechts für einen Angriff mit den schultermontierten Lichtwerfern. Und zu Malvinas plötzlicher, zähneknirschender Wut war die Maschine so auch zu nahe, um die Autokanone überhaupt ins Spiel zu bringen: Die Mündungen schlugen nur hilflos gegen die Seitenpanzerung des Tomahawk.
    Plötzlich barst ihre Wut. Sie lachte. »Na schön, Countess Tara Campbell«, sagte sie laut, denn auch sie hatte ihre Gegnerin erkannt. Die Northwinder Gräfin war bekannt für ihre Maschine mit dem Highlanderemblem einer gepanzerten Faust, die ein Schwert an der blanken Klinge emporhielt, und den Flecken blau-grünen Campbell-Tartans auf der Panzerung. Hinzu kamen das für einen Sphäroiden erstaunliche Geschick und der Mut dieser MechKriegerin.
    Sie legte den rechten Arm ihres Mechs über den Rücken des anderen und drückte. »Wenn ich dich nicht erschießen kann, zerquetsche ich dich eben!«
    Das Cockpit erstrahlte in blauem Licht.
    * * *
    Die Platten der Mechpanzerung knirschten, und auf der Konsole vor ihr warnten blinkende rote Lämpchen vor einem bevorstehenden Bruch des Tomahawk-Rumpfes unter dem grausamen, unnachgiebigen Druck. In Gedanken ging sie eine Liste von Optionen durch, wie sie reagieren könnte, fand aber nichts, was Erfolg versprach. Tara Campbell fragte sich plötzlich, ob es wirklich richtig gewesen war, mit ihrem Fünfundvierzig-Tonnen -Tomahawk einen BattleMech anzugreifen, der fast hundert Tonnen wiegen musste.
    Die Antwort lautete jedoch immer noch ja. Die Meldungen besagten, dass Malvinas falkenköpfige Monstrosität für einen Mech dieser Größe ungewö hn lich schnell war. Unglücklicherweise war der Tomahawk für einen Mech seiner Größe ungewöhnlich langsam. Und auch wenn das Arsenal der Jadefalkin für einen überschweren Mech eher kläglich schien - es entsprach doch dem, was man von einem schweren oder sogar einem wirklich harten mittelschweren erwartete -, es war doch mehr als genug, um Tara und ihre Maschine innerhalb von Sekunden zu zerfetzen, wenn sie die Chance erhielt. Obwohl Tara sicher war, dass sie mindestens eine dieser großen Ultra-Autokanonen mit ihrem ersten Hieb außer Gefecht gesetzt hatte. Ziemlich sicher.
    Mit einem beinahe melodischen, aber nichtsdestoweniger Angst einjagenden Geräusch dellte sich das Panzergehäuse über dem linken Schulteraktivator ein. Es wird eng, dachte sie. Sie spielte mit dem Gedanken auszusteigen, war sich aber nicht sicher, ob die Rettungsautomatik sie nicht geradewegs gegen Malvinas BattleMech schleudern würde. Sie bemerkte, dass sie durch zusammengebissene Zähne tonlos >Garryowen< summte, die Regimentsmelodie der 7. Miliz...
    Blaues Licht hüllte sie ein. Sie hob den Kopf und sah den Kopf des Jadefalken-Mechs in ein blaues Leuchten gebadet.
    »Ist das ein privater Tanz, Tara C«, fragte Tara Bishop über Funk, »oder darf ich abklatschen?«
    * * *
    Malvina stieß einen wortlosen Falkenschrei purer Wut aus. Sie hatte sich so in die keineswegs unangenehme Aufgabe vertieft, Tara Campbell zu erdrücken, dass sie inzwischen die 360°-Anzeige ihres Sichtschirms ignoriert hatte. Jetzt stand ein feindlicher Rudeljäger nur Meter hinter ihr.
    Der Sphärenmech brachte nur zwei Drittel der Masse des bereits belanglosen Tomahawk auf die Waage. Ein Insekt, das man gedankenlos zerquetschte.

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