Der Flug des Falken
die Zetas auf dem zerwühlten und dampfenden Hang um Aleksandr Hazens Mech scharten. Der Feuerfalke IIC lag vergessen abseits, ein qualmendes, zertrümmertes Wrack. Der Anblick versetzte Tara einen Stich.
Elementare rissen das Falkenkopf-Cockpit mit ihren handähnlichen Greifern auf. Vorsichtig hoben sie den Leichnam ihres Kommandeurs heraus und legten ihn in die offene rechte Hand des Schwarzfalke mit den Geister-bär-Insignien, der auf die Knie sank, um ihn in Empfang zu nehmen. Dann zogen sie sich durch die Straßen von Weston Heights zurück, in denen Qualm und Explosionen zeigten, dass ihre Kameraden mit den Stahlwolf-BattleMechs fochten, die in ihrem Rücken abgesprungen waren.
Gewiefte Strategin, die sie war, hatte Anastasia Kerensky nur eine Hand voll Truppen abwerfen lassen: Gerade genug, um Aleksandrs Flanke zu bedrohen und selbst den störrischen Jadefalken klar zu machen, dass der Kampf verloren war. Aber das war nicht genug, um ihren Versuch zu gefährden, sich einen Teil der kostbaren Jadefalken-Landungsschiffe zu holen. Sie war zufrieden, den Kampf für den Augenblick den Stahlwölfen dort zu überlassen und stimmte Tara Campbeils Befehl an die erschöpften Highlander und Garryowens zu, das Feuer einzustellen.
Als Aleksandr Hazens Ehrengeleit außer Sicht war, drehte sie ihren Mech zu Taras Tomahawk um und öffnete das Kanzeldach. Der Ryoken II war von feindlichen Treffern schwer mitgenommen. Seine rechte Hand, die Anastasia in einer Parodie des Highlandersaluts hob, war von Partikelstrahlen halb zerschmolzen.
Auch Tara drehte den Mech um und fuhr das Kanzeldach hoch. Die beiden verfeindeten Feldherrinnen standen einander persönlich gegenüber.
»So trifft man sich wieder, kleine Countess«, rief Anastasia Kerensky herüber. »Sie sind auf ihre unterernährte, knabenhafte Art immer noch so hübsch, wie es die Trivids behaupten.«
»Und Sie sind immer noch so unübersehbar, wie es in den Augenzeugenberichten steht«, gab Tara zurück. »Auch wenn ich mich frage, ob Sie wirklich in der Lage sind, ohne Mech zu kämpfen.«
Die Wölfin verzog ärgerlich das Gesicht, dann lachte sie. »Ich überlasse Ihnen das letzte Wort. Es ist wenig genug.«
»Im Namen der Republik der Sphäre«, erklärte Tara im nüchternsten Ton, den sie zustande bekam, »danke ich Ihnen für Ihre Unterstützung. Und - auch dafür danke, dass Sie mir das Leben gerettet haben.«
Anastasias Lachen war hell und böse. »Aah, kleine Countess, und wenn ich mein eigentliches Ziel verfehlt habe? Die Vorstellung, wie Sie sich mit dieser Frage quälen, wird mich noch lange amüsieren.«
Das Cockpit des Ryoken II schloss sich, und der Mech setzte sich scheppernd den Berg hinab in Bewegung. »In Ordnung, ich gehe auf Vogeljagd«, drang Kerenskys Stimme aus Taras Helmlautsprecher. »Denken Sie daran, dass mein Wort ebenso sicher ist wie das Ihre.«
»Mein Wort gilt«, erwiderte Tara, »aber sobald Sie dieses System verlassen haben... falls sich unsere Pfade je wieder kreuzen, bringe ich Sie um.«
»Dazu müssen Sie mich erst einmal fangen«, schoss die Wölfin zurück. »Und dann... werden wir sehen, wer wen tötet.«
Ihr BattleMech stampfte davon und ließ Tara allein zurück.
Drei Stunden später hoben die JadefalkenLandungsschiffe von ihrer primären Landezone ab.
Bei ihrem Start tauschten sie Geschützfeuer mit Stahlwolf-Mechs und Panzern aus, bis die Flammensäulen ihrer Triebwerke sie durch die schwarze Wolkendecke hoben, aus der nun dichter Regen fiel, als wollte er den verbrannten und blutgetränkten Boden Skyes reinwaschen. Gleichzeitig erhob sich das Gier-falken-Schiff von seiner LZ am noch immer qualmenden Hemphill-Tagebau.
Die Schlacht um Skye war vorüber. Der große Ja-de-falken-Desant hatte sein letztes Ziel verfehlt.
New Aberdeen, Skye Präfektur IX, Republik der Sphäre
16. August 3134
»Und sie ist wirklich fort?« Tara Bishop saß halb in ihrem zu einer Art Liege hoch geklappten Krankenbett. Vor dem Fenster schien Skyes gelbe Morgensonne auf den ersten Schnee.
Tara Campbell nickte und steckte den riesigen Blumenstrauß, den sie mitgebracht hatte, in eine Vase auf der Ablage gegenüber dem Bett. »Sie ist wirklich fort, zusammen mit all ihren kleinen Stahlwelpen. Sie haben die Umlaufbahn zwölf Stunden nach dem Abflug der Jadefalken verlassen und Kurs auf den Piratensprungpunkt genommen, über den sie gekommen sind, um die Falken nicht zu alarmieren. Und natürlich auch, um die Geschütze ihres Nigh-tlord zu
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