Der Flug des Falken
natürlicher Gesichtsausdruck zu sein. Nicht gerade, was man von einem Buchhalter erwartete, nicht einmal von einem verdeckt arbeitenden.
»Gibt es eine bessere Zeit, sich zu vergewissern, dass die Mittel der Republik verantwortungsbewusst genutzt werden, Countess? Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin nicht hier, um Sie zu überprüfen.«
»Wen dann?«, fragte Tara B. mit der für sie typischen Direktheit.
Seine leicht abgeschrägten Augen betrachteten sie gelassen. »Kapitänin Bishop - ich hoffe, ich habe keinen unverzeihlichen Fehler begangen und Sie verwechselt?«
»Ich bin Kapitänin Tara Bishop.«
Er nickte. »Diese Information, Kapitänin Bishop, ist vertraulich und nur bei eindeutigem Bedarf weiterzugeben. Ich entschuldige mich für das Sicherheitsgetue. Ich kann Ihnen jedoch mitteilen«, stellte er mit einem Blick zu Tara Campbell fest, »dass meine Nachforschungen Ereignisse vor Erhalt der Information der Jadefalken-Flotte und Ihrer Anwesenheit auf Skye betreffen. Das dürfte Ihre Frage beantworten.«
»Ich verstehe«, antwortete Tara. Und dem war auch so. Jasek Kelswa-Steiners Desertion mit der nahezu kompletten Republikanischen Skye-Miliz.
Ohne Vorwarnung warf sie ihm das Etui mit seinem Abzeichen zu. Er griff daneben, ließ es fallen, und hob es mit einem verlegenen Grinsen auf. Auf Tara B.s strenger Miene zeigte sich ein Schmunzeln.
Aber sie war noch immer nicht bereit, locker zu lassen. »Hören Sie, Mister System- und Ressourcenprüfer Laveau...«
»Bitte, Paul. Oder Mister Laveau, wenn es sein muss. Der Rest hört sich allzu grauslich an.«
»Paul. Bei allem Respekt, aber sind Sie für diese Aufgabe nicht ein paar Gehaltsstufen zu niedrig angesiedelt?«
Er zuckte die Achseln. »Da haben Sie natürlich
Recht, Kapitänin. Eine Untersuchung dieser Tragweite würde normalerweise ein Ritter der Sphäre übernehmen. Aber wie Sie sich gewiss bereits denken können, die Republik der Sphäre sieht sich derzeit mit erheblich mehr Krisensituationen konfrontiert, als sie Ritter zur Verfügung hat. Ich war eben verfügbar. Die nächste Welt, auf der eine Krise ausbricht, wird sich vermutlich mit einem Lagerarbeiter zufrieden geben müssen.«
»Worin genau bestehen Ihre Geschäfte mit der Countess?«, fragte Bishop. »Ich denke, Sie werden mir zugestehen, dass ich Bedarf an dieser Information habe.«
»Ich habe den überdeutlichen Eindruck, dass es mir nicht bekommen würde, das zu verneinen, Kapitänin«, stellte er fest. »Gut so. Ein Mensch braucht loyale Freunde, und ein Mensch im Rampenlicht der Öffentlichkeit gewissenhafte Assistenten. Die Sache ist schnell geklärt: Ich bin gekommen, um Ihre Chefin um einen Gefallen zu bitten.«
»Einen Gefallen?«, wiederholte Tara Bishop.
»Fragen Sie«, forderte ihn Tara Campbell auf. »Aber ich muss Sie warnen, ich habe nicht viel Spielraum, ob Sie jetzt der Kampfbuchhalter des Exarchen sind oder nicht.«
»Ich benötige nichts weiter als Ihre freundliche Mithilfe. Ich kenne mich auf Skye nicht aus. Was das angeht, so weiß ich auch nicht wirklich etwas über Sie: Ich bin kein Bürokrat mit Leib und Seele, der sich einbildet, aus der Aktenlage irgendwelche stich-haltigen Informationen über etwas so Lebendiges wie einen Planeten zu erhalten - geschweige denn einen Menschen.«
Tara Bishop stieß einen bewundernden Pfiff aus. »Das Diplomatische Corps der Republik hat einen schweren Verlust erlitten, als Sie sich für die Buchhaltung entschieden haben, Mister Laveau. Mit Ihrem Talent könnten Sie auf Sudeten den Pazifismus predigen.«
Laveau lachte begeistert. »Meinen Sie wirklich? Meine Urgroßmutter sagt immer, ich würde mich noch mal um Kopf und Kragen reden. Ich weiß es zu schätzen, Kapitänin Tara Bishop, wenn ich auch glaube, dass Sie mir lediglich schmeicheln. Tatsächlich benötigt ein Buchhalter im Feld eine ganze Menge Talente, und viele davon werden in der Stellenausschreibung gar nicht erwähnt.«
»Da Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben, ist Ihnen sicher nicht entgangen, dass ich hier ziemlich beschäftigt bin«, bemerkte Tara. »Aber ein bisschen Zeit kann ich vermutlich doch für Sie erübrigen. Ihre Arbeit ist ja auch für die Republik wichtig.«
»Nicht annähernd so wichtig wie die Ihre, Countess. Trotzdem, könnte ich jetzt bitte noch etwas mehr von Ihrer Zeit in Anspruch nehmen?«
Tara seufzte und dachte nach. »Warum nicht? Wollen wir uns setzen?«
»Wie wäre es mit einem Ausritt?«, fragte er.
»Einem
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