Der Fluss Der Abenteuer
machen wir nur mit Oola?«
Unterdessen besprach man im Familienkreis, was mit ihm geschehen solle. Bill wollte ihm etwas Geld geben und ihn fortschicken. Man könne sich auf dem kleinen Boot nicht mit ihm belasten, meinte er.
Frau Cunningham war dafür, ihn probeweise dazube-halten. »Laß ihn wenigstens so lange bleiben, bis er ein bißchen Fleisch auf den Knochen hat, Bill. Mir geht es immer durch und durch, wenn er mich so scheu mit seinen großen Augen anguckt, als erwarte er jeden Augenblick Schläge.«
Philipp würde ihn überhaupt nicht mehr loswerden«, erwiderte Bill bedenklich. »Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie lästig es ist, wenn ein Eingeborener sich an einen hängt.«
»Mich würde er nicht stören«, sagte Philipp ruhig.
»Was meint ihr andern denn?« Frau Cunningham sah sich fragend im Kreise um.
»Wir würden ihn gern behalten«, antwortete Lucy sofort, und Dina und Jack nickten bestätigend. »Wenn Tala sich erst einmal an ihn gewöhnt hat, wird er ihn bestimmt gern haben und sich freuen, daß er eine Hilfe hat. Schick ihn bitte nicht fort, Bill!«
Dina hatte sich so weit wie möglich von Philipp entfernt hingesetzt und gab sich Mühe, nicht an die Schlange zu denken, die er bei sich trug. Sie war immer noch aufgeregt, beherrschte sich aber.
Bill beobachtete sie zufrieden. »Was meinst du denn, Dina?« fragte er nun.
»Ich finde Oola sehr nett und habe nichts dagegen, daß er bleibt. Wenn er nur etwas sauberer wäre. Er stinkt!«
»Nun, dagegen gibt's Wasser und Seife. Also gut, ich will es mit ihm versuchen. Tala soll darauf achten, daß er sich ordentlich wäscht und ein sauberes Lendentuch trägt.« Bill rief mit lauter Stimme nach Oola.
Oola ließ den Löffel fallen, den er gerade in der Hand hielt, und rannte mit wild klopfendem Herzen aufs Deck.
Was würde man nun mit ihm machen? Ängstlich stellte er sich vor Bill hin und schlug die Augen nieder.
»Oola, wir wollen dich bei uns behalten, solange wir auf dem Boot sind«, sagte Bill. »Du sollst alles tun, was Tala dir sagt. Ich bin der große Boß, Tala ist der kleine. Verstanden?«
»Großer Boß, sehr, sehr gut!« Der Junge hob den Kopf.
Seine Augen leuchteten. »Oola so froh! Oola wird viel arbeiten.« Dann wandte er sich an Philipp und rief strahlend:
»Ich bleibe bei dir, Herr!«
Bill rief Tala herbei. Tala mußte wohl gelauscht haben, denn er kam verdächtig schnell. Nachdem er sich schweigend verbeugt hatte, blieb er mit mürrischer Miene stehen, um zu hören, was Bill ihm zu sagen hatte.
»Tala, Oola wird bei uns bleiben, solange wir auf dem Boot sind. Paß auf, daß er sich ordentlich wäscht und nicht stiehlt. Gib ihm Arbeit und sage mir dann, wie er sich anstellt.«
Tala verbeugte sich zum Zeichen, daß er verstanden habe. Dann warf er einen mißmutigen Blick auf Oola, der dicht neben Philipp stand und mit gesenktem Kopf zu-hörte.
»Das ist alles, Tala«, schloß Bill. »Nachher wollen wir weiterfahren. Ich sage dir noch, wann es losgehen soll.«
Wieder verbeugte sich Tala und ging schweigend davon. Da wurde er noch einmal zurückgerufen. »Tala, Tala, Tala!« hörte er eine laute Stimme. Rasch kehrte er sich um. Aber es war nur Kiki, der rief. Nachdem er sich eine Weile still verhalten hatte, konnte er unmöglich noch länger schweigen. »Tala!« schrie er. »Wisch dir die Füße ab.
Eins, zwei, drei, marsch!« Darauf ließ er einen durchdrin-genden Pfiff ertönen.
Oola fuhr erschrocken zusammen, und die anderen hielten sich die Ohren zu. Aber Talas Stimmung wurde sofort besser. Er brach in schallendes Gelächter aus und schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
»Das ist ja nicht zum Aushalten!« rief Frau Cunningham entsetzt. »Kiki, mach nicht solchen Radau!«
»Radau, Radau!« wiederholte Kiki entzückt über den Aufruhr, den er hervorgerufen hatte.
Erst als Jack ihm einen Klaps auf den Schnabel gab, wurde er still. Gekränkt flog er in eine Ecke und murmelte allerlei vor sich hin.
»Bring Oola jetzt fort, Tala, und sorge dafür, daß er von Kopf bis Fuß sauber wird«, sagte Bill. ,,Er stinkt.«
Tala hatte bisher nichts davon bemerkt, aber nun schnüffelte er naserümpfend. »Oola stinkt! Puh!« rief er verächtlich.
»Puh!« krähte Kiki und kam aus seiner Ecke hervor.
»Puh! Stinkt! Puh!«
Lachend ergriff Tala den widerstrebenden Oola und zog ihn mit sich fort.
Als die beiden außer Hörweite waren, fragte Jack:
»Hast du gestern abend eigentlich etwas über Raya Uma erfahren, Bill?
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