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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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Samstag?«
    »Der Grund ist überaus einleuchtend. Falls Sie eine Verabredung versäumen, so kann ich am Sonntagmorgen mit einem Steinwurf gleich zwei Vögel erledigen.« Er lachte in sich hinein und freute sich sichtlich an seinem Wortspiel. »Ihr Mann wird sicher nicht erfreut sein, wenn er mich sieht. Unser letztes Treffen war ja schon verhängnisvoll genug. Das nächste könnte womöglich tödlich enden.« Sein scharfer Blick hielt sie in seinem Bann, bis sie sich fürs Erste geschlagen gab.
    Montag, 18. September 1837
     
    Die Kinder schliefen bereits, als Charmaine völlig erschöpft ins Bett sank. Die letzte Woche war nicht leicht gewesen, und diese hatte bereits schlecht begonnen. Es hatte jeden Tag geregnet, sodass sie ständig ans Haus gebunden waren. Doch schlimmer war noch, dass John die Kinder so gut wie nie besuchte, was Langeweile und Verdruss zur Folge hatte. Sie fragten ständig nach ihm, aber er entschuldigte sich immer aufs Neue mit der vielen Arbeit während Pauls Abwesenheit und stempelte seinen Bruder somit zum Tyrannen. Ungeachtet dessen flüchtete sich auch Charmaine in diese Schwindelei, sobald die Kinder sich beklagten. Sie wusste nicht recht, wie es nach Pauls Rückkehr weitergehen würde, aber darum musste sie sich heute noch nicht sorgen. Paul hatte ihnen eine Nachricht geschickt, dass er noch eine Woche länger auf Espoir aufgehalten wurde. Falls es weiter regnete, hieß das, dass sie auch weiterhin ans Haus gefesselt waren und John noch eine Woche lang beschäftigt war. Charmaine hegte den starken Verdacht, dass er ihnen in einer Art Trotz aus dem Weg ging. Sicherlich könnte er genau wie früher hin und wieder etwas Zeit für die Kinder abzweigen, wenn es ihn wirklich interessierte.
    Wenn John sich einmal eine Meinung über jemanden gebildet hat, dann ändert er sie nur selten . Offenbar hatte er seine schlechte Meinung über sie nicht wirklich geändert. Und das trotz seiner Freundlichkeit bis zum letzten Sonntag. Wie hatte er es formuliert? Eine Art Waffenstillstand? Ein Waffenstillstand besiegelte das Abkommen zweier Feinde. Also betrachtete John sie noch immer als Feindin. Warum machte ihr das nur so zu schaffen?
    Sie hatte kurz erwogen, ihm seine lästerlichen Bemerkungen zu vergeben, da sie in der Hitze des Gefechts gefallen waren. Aber als sie einander auf dem Weg zur Messe begegnet waren, hatte sie den Gedanken sofort wieder verworfen. »Wie ich sehe, haben Sie gesiegt, Miss Ryan«, hatte er spöttisch bemerkt und Yvette dabei angesehen. Das war zu viel! Sie hatte innerlich gekocht und sich kaum auf die Messe konzentrieren können. Dieser Mann war unverbesserlich. Nein, schlimmer noch, barbarisch, ohne Grundsätze und unfähig, sich mit zivilisierten Menschen zu verständigen. Ein solcher Mann verdiente keine Gnade.
    Dennoch ging er ihr nicht aus dem Kopf, und sie dachte oft an Millie Thornfields Bemerkung, als diese ihr einmal das Bad gerichtet hatte. »Meine Mum mag Master John. Sie sagt, dass ein Mann, der seine Schwestern und Brüder so sehr liebt, ein gutes Herz hat.« Ob Johns Liebe zu den Kindern echt war? Oder waren seine Absichten hinterlistig? Stand er auf der Seite der Engel oder des Teufels? Sie schüttelte ihr Kissen auf und beschloss, auch weiterhin wachsam zu bleiben.
    Donnerstag, 21. September 1837
     
    Mit Mühe erklomm der kleine Pierre die Stufen der Veranda und schwankte ein bisschen, als er oben angekommen war. Dem Aussehen nach hatte er keine Ähnlichkeit mit dem jüngsten Lord der Insel, sondern eher mit einem Gassenkind ohne Familie und Obdach. Sein Gesicht war schwarz verschmiert, seine Kleider waren beschmutzt und die Schuhe voller Matsch. Keuchend und stolz schleppte er eine Angel, die doppelt so groß war wie er selbst, durch die Säulenhalle.
    Urplötzlich wandelte sich der Tag zur Nacht, und nur ein paar Sekunden später öffnete sich der Himmel und schickte wahre Sturzfluten auf die Erde hinunter. Charmaine war überzeugt, dass ihre schlimmsten Befürchtungen wahr geworden waren. Sie nahm ihre Wanderung durch das Wohnzimmer wieder auf, bis einige Unruhe sie ins Foyer lockte.
    »Oh, Miss Ryan, sehen Sie nur, was uns der Sturm ins Haus geblasen hat.« Travis Thornfield schob ihr das verdreckte Kerlchen hin. »Ich glaube, er braucht unbedingt Ihre Hilfe.«
    »Ich kümmere mich um ihn«, erwiderte sie ohne Zögern. Als die Ängste schwanden, zitterte sie vor Erleichterung. »Wo hast du nur gesteckt, Pierre? Weißt du, wo ich überall nach dir gesucht

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