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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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sie nach kurzem Zögern hinzu, als ob sie sich besinnen müsste.
    »In meinem Zimmer! Was, zum Teufel, hat er da zu suchen?«
    »Er versteckt sich, nehme ich an!«
    »Was soll das heißen … nehme ich an? Ich gebe dir genau zwei Minuten … ganz genau zwei Minuten, um den Stinker dort herauszuholen. Hast du mich verstanden, junge Lady?«
    »Aber …«
    »Kein Aber!«, brüllte er. »Tu gefälligst, was ich dir sage!«
    »Paul«, unterbrach ihn Charmaine, »die Kinder waren viel zu lange ohne Aufsicht. Ich muss dringend nach oben.«
    »Nein! John macht schon Probleme genug. Ich lasse nicht zu, dass uns jetzt auch noch die Kinder stören.«
    Er starrte Yvette an. »Du gehst jetzt nach oben und sorgst dafür, dass dein Bruder auf der Stelle mein Zimmer verlässt, und zwar samt seiner stinkenden Hose!«
    Im Gefühl, eine überzeugende Vorstellung geliefert zu haben, verließ Yvette den Raum. Vor der Tür traf sie John, der sich auf die Knöchel biss, um nicht laut zu lachen.
    »Du musst das unbedingt wiedergutmachen«, flüsterte sie. »Er schnappt sonst noch über.«
    John verkniff sich das Lachen und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann klopfte er an den Türrahmen. »Darf ich eintreten?«
    »Was willst du?«, knurrte Paul.
    Charmaine ging einen Schritt zur Tür. »Ich werde Sie beide allein lassen. Ich muss mich um Pierre kümmern.«
    John war derselben Meinung. »Nach allem, was ich gerade von Yvette gehört habe, hat er Miss Ryans Fürsorge dringend nötig.«
    Pauls Miene verdüsterte sich, und sein Groll steigerte sich umso mehr, als John sich zu amüsieren schien, bis er schließlich eine wahre Kanonade französischer Flüche vom Stapel ließ.
    »Immer mit der Ruhe, lieber Bruder«, sagte John. »Was soll denn Miss Ryan denken, zumal sie die Sprache ja nicht versteht? Man könnte meinen, dass wir hinter ihrem Rücken über sie redeten.«
    »Sehr richtig, John, lass dich bloß nicht entmutigen!«, zischte Paul und bleckte die Zähne.
    »Das liegt nicht in meiner Absicht.«
    »Du lüsterner, verabscheuungswürdiger …«
    »Wie verabscheuungswürdig muss ich sein, bis du wieder davonrennst?«
    »Du … du willst also, dass ich gehe? Ist es das?«
    »Ich will einzig, dass du Miss Ryan in Frieden lässt«, sagte John. »Wir haben alle miterlebt, wie du sie heute Abend unter Druck gesetzt hast und unter vier Augen mit ihr sprechen wolltest. Ich nenne das Einschüchterung, und dem will ich ein Ende setzen.«
    »Seit wann bist du ihr Ritter?«
    »Sagen wir lieber, dass ich sie inzwischen schätzen gelernt habe«, antwortete John.
    »Lassen wir das, John, und kommen wir auf den Punkt.«
    »Der Punkt ist, dass du eifersüchtig bist«, stellte sein Bruder fröhlich fest. »Das festzustellen können wir uns sparen. Klar?«
    »Wunderbar, John, ganz wunderbar.« Paul hob die Hände und ging zur Tür.
    »Wohin gehen Sie denn?«, rief Charmaine. Alles, was sie geordnet glaubte, schien erneut aus dem Gleich gewicht geraten.
    »Vor die Tür!«, rief Paul. »Ich muss an die Luft!«
    »Aber, Paulie, draußen wartet ein Hurrikan.«
    »Diese Gesellschaft ist mir jedenfalls lieber als deine!« Mit diesen Worten war er fort.
    »Er geht doch nicht wirklich nach draußen, oder?«, fragte Charmaine besorgt.
    »Ich wünschte, er täte es«, erwiderte John kühl.
    Ihre Bestürzung wandelte sich in Zorn. Der grausame Ton krönte noch das Elend, das dieser Mann ihr heute angetan hatte. »Oh, wie sehr ich Sie verachte!«
    »Eines Tages wird sich das ändern.«
    Das klang wie ein Versprechen, doch sie ballte nur zornig die Fäuste.
    Er trat dicht vor sie hin. »Wissen Sie eigentlich, wie dunkel Ihre Augen werden, wenn Sie wütend sind? Wie Ihre Nasenspitze bebt, wenn Sie sich ereifern?« Er berührte ihre Nase mit dem Finger.
    Als sie ihn wegschubste, schlossen sich seine Finger um ihr Handgelenk und bogen ihr den Arm auf den Rücken. Dabei zog er sie an sich, bis sich ihre Körper an den geheimsten Stellen berührten. Charmaine stemmte sich gegen seine Brust und wandte ihr Gesicht ab. Doch er schlang ihre Haarsträhnen um seine Hand und zog ihren Kopf sanft nach hinten. Quälend langsam senkten sich seine Lippen herab, bis sie die ihren berührten – ein unendlich sanfter, fordernder Kuss in einer eisernen Umarmung, der sie nicht entkommen konnte. Seine Lippen wanderten weiter zu ihrem Hals, und sie fühlte, wie er Luft holte und ihren Duft einatmete. Wieder versuchte sie, sich zu befreien … und stolperte nach hinten, als er sie

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