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Der Fluß

Der Fluß

Titel: Der Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ketil Bjørnstad
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Gespenster im Skoog-Haus aus irgendeinem Grund weniger unheimlich sind als das arme, unbeachtete Gespenst in Synnestvedts Wohnung.
    »Wir werden sicher gut miteinander auskommen«, sagt Marianne Skoog und richtet dann den Blick auf Rebecca.»Dich habe ich schon einmal gesehen«, sagt sie und reicht ihr die Hand.
    »Ja, wahrscheinlich damals, als ich mit Anja um den Juniormeister Klavier konkurriert habe.«
    Marianne Skoog nickt. »Wie schön, daß Aksel eine Freundin gefunden hat. Du kannst ihn natürlich jederzeit besuchen. Hier wird es nun etwas mehr Rock ’n’ Roll geben, aber Aksel kennt ja die Hausordnung.«
    »Wir sind kein Paar«, sagt Rebecca und drückt kurz meine Hand.
    »Dann habt ihr etwas mit den Rollen mißverstanden«, lacht Marianne Skoog. »Ihr seht aus wie füreinander geschaffen. Aber dazu sollte sich ein älteres Semester wie ich nicht äußern.«
    »Wir sind gute Freunde«, sagt Rebecca, während sie die Hecktür des Autos öffnet und nach einem der Pappkartons greift. »Herzensfreunde. Lebensfreunde. Das kann sehr wichtig sein in Zeiten wie diesen.«
    »Was für Zeiten?« sagt Marianne Skoog und greift ebenfalls nach einem Karton. Ich nehme die beiden letzten, staple sie aufeinander.
    »Moderne Zeiten.«
    Marianne Skoog nickt. »Verstehe, was du meinst. Ich war vorige Woche im Råsunda-Stadion und habe die Rolling Stones gehört. Das Publikum hat sich anders verhalten als in meiner Jugend. Aber es gefällt mir.«
    »Sie gehen auf Rockkonzerte?« sagt Rebecca, offensichtlich beeindruckt.
    »Natürlich. Anja hat euch sicher erzählt, daß ich im vergangenen Jahr mit einer Freundin in Woodstock war?«
    »Tatsächlich?« Rebecca läßt beinahe ihren Karton auf der Treppe fallen. Marianne Skoog zeigt den Weg in den ersten Stock.
    »Sie erzählte nie etwas«, sage ich.
    Marianne Skoog bleibt einen Moment stehen. »Das ist seltsam. Aber vielleicht gefiel es ihr nicht, daß ich so weit weg gefahren bin, auch wenn es nur für ein paar Tage war. Ich wollte damit meine Eigenständigkeit erklären. Weder Anja noch Bror konnten Rock ertragen. Ich bin vor allem gefahren, um Joni Mitchell zu hören. Leider kam sie nicht.«
    »Ich liebe Joni Mitchell«, sagt Rebecca.
    »Hast du ›Ladies of the Canyon‹ gehört?« frage Marianne Skoog. »Da ist ein Spitzensong über Woodstock drauf, obwohl sie nicht dort war.«
    Rebecca schüttelt den Kopf. »Ich werde das rauskriegen«, sagt sie.
    Ich merke, daß sich die beiden sympathisch sind. Sie haben beide etwas Burschikoses.
    »Ich möchte übrigens auch Ärztin werden«, sagt Rebecca. »Du weißt also, was ich mache?« sagt Marianne Skoog überrascht.
    »Verein Sozialistischer Ärzte«, sagt Rebecca. »Ihr seid wahnsinnig engagiert. Eine Freundin von mir war vor kurzem bei Ihnen, um … na, Sie wissen schon. Sie haben ihr einige sehr gute Ratschläge gegeben. Sie wußte wirklich nicht mehr weiter.«
    »Wie heißt sie?«
    Rebecca nennt den Namen. »Margarethe Irene Floed.«
    » Die? « entfährt es mir.
    »Ja, aber das war nach dir, du Wicht«, sagt Rebecca in überraschend scharfem Ton. »Sie hatte eine ernste Affäre mit einem Trottel von Mann, kurz bevor sie nach Wien ging.«
    Wir stehen alle drei mit unseren Kartons vor Anjas Zimmer.
    »Ich erinnere mich an sie«, nickt Marianne Skoog. »Schön, wenn ich ihr helfen konnte.«
    Ich merke, daß wir alle beim Betreten des Zimmersandächtig werden, so als gingen wir in eine Kirche. Hier lebte sie ihr Leben.
    Wir stellen die Kartons ab.
    »Hier werde ich also hausen«, sage ich, um den Druck wegzunehmen.
    Aus den Augenwinkeln beobachte ich Rebecca. Sie saugt jedes Detail in sich. Ich kann ihre Gedanken lesen. Dies ist eigentlich kein gemütliches Zimmer, wirkt spartanisch wie eine Gefängniszelle. Keine positiven Schwingungen, hätte Cathrine gesagt. Immerhin hat Marianne Skoog eine Vase mit rosa Nelken auf den Tisch gestellt. Nicht gut ausgesucht, diese Blumen, denke ich. Bei dem schrecklichen Begräbnis von Anja nur zwei Wochen nach der Beisetzung von Bror Skoog war der Kirchenboden mit Nelken übersät. Billige Trauer, denke ich. Eine Ausnahme bildeten nur die Rosen von Marianne und von mir.
    Keiner von uns sagt etwas. Als würde uns der Respekt vor der Toten die Sprache rauben. Sogar Marianne Skoog, die einen so offenen und frischen Ton anschlug, hat Probleme. Erst jetzt fällt mir auf, daß das Fenster eine Aussicht hinunter zum Fluß hat. Es steht offen, und ich kann das entfernte Rauschen hören.
    »Wie

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