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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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ich noch, es lohnt nicht, eine Seite zu füllen. Wenn ich all die Gedanken wiedergeben wollte, die mir am Vormittag
durch den Kopf gezogen sind, müsste ich die ganze Nacht schreiben. Dabei war es nur das Übliche. Die Stille im Haus, keine Hoffnung auf ein Geräusch, geschweige denn ein Wort.
    Wozu brauche ich zwei Telefone, wenn niemand Zeit hat, mit mir zu sprechen, und ich niemanden erreichen kann? Josch ist in der Luft, Heidrun im Sender. Und die Nachbarn gehen ihrer Arbeit nach. Tagsüber ist das Haus tot.
    Die Stille machte die Wohnung so eng, dass sie mich erstickte. Nach Mittag ertrug ich es nicht länger. Ich fuhr in die Stadt, nur um mich zu überzeugen, dass ich nicht allein bin im Universum. Es wimmelte in den Straßen von anderen. Denn wenn ich allein bin, sind es «andere».
    Wenn ich mit Josch unterwegs bin, ist das nicht so. Wir waren am vergangenen Mittwoch im Theater an der Kö. Da waren Menschen in den Schadow Arkaden und der Umgebung. Heute war es eine fremde Spezies. Ich gehörte nicht dazu, wurde nicht wahrgenommen. Niemand grüßte mich, niemand schenkte mir ein Lächeln im Vorbeigehen.
    Mit Josch hatte ich die Auslagen der Juweliere angeschaut und Gefallen geheuchelt für ein Armband. Ich dachte, ich sollte es mir kaufen, ehe mein lieber Mann das tut. Er tut es bestimmt, obwohl ihm längst aufgefallen sein müsste, dass ich mich nicht mehr mit dem Kram behänge. Wozu auch? Niemand registriert, wenn ich mir ein Vermögen um den Hals oder ein Handgelenk lege, an die Finger oder die Ohren stecke.
    Achttausend Euro sind ein hoher Preis für ein bisschen Glitzer und ein paar Minuten freundlicher Behandlung. Ich wusste, dass ich Aufmerksamkeit bekäme, sobald ich den Laden betrat. Aber ich wollte mich nicht erniedrigen auf die Kaufkraft einer Kreditkarte. Also ging ich nicht hinein. Vielleicht wollte ich auch Josch nicht enttäuschen. Ich bin sicher, er wird das Ding kaufen, um mir bei nächster Gelegenheit eine vermeintliche Freude zu machen. Er begreift nicht, was ich wirklich brauche.
    Ich bestellte einen Kaffee und ein Stück Kuchen in den Arkaden. Der Kuchen war zu süß. Aber er gab mir das Gefühl, für einige Sekunden wichtig zu sein für eine junge Serviererin. Anschließend bummelte ich durch ein paar Läden.
    Und dann sah ich ihn wieder, den Mann, der mir letzten Freitag bis vors Haus gefolgt war und dann so tat, als habe er mich mit einer Nachbarin verwechselt. Seine Erklärung hätte mich schon am Freitag stutzig machen müssen. Aber ich hatte nicht weiter darüber nachgedacht.
    Nun war ich mir im ersten Augenblick nicht völlig sicher. Er stand draußen nahe dem Eingang, war anders gekleidet als am Freitag und hielt den Kopf gesenkt. Aber als ich den Laden verließ, musste ich dicht an ihm vorbei. Und da erhielt ich Gewissheit. Es war derselbe Mann.
    Ich setzte mich auf eine Bank und beobachtete ihn. Er gab sich den Anschein, als warte er auf jemanden. Wiederholt schaute er auf die Uhr und tat ungeduldig. Dabei beobachtete er mich unentwegt, das sah ich genau. Er ließ mich nicht aus den Augen.
    Ich fragte mich, ob Josch ihn beauftragt haben könnte, auf mich zu achten. Aber das wäre widersinnig. Wenn Josch befürchten sollte, dass ich mir etwas antue, dann müsste er unsere Wohnung überwachen lassen. So gut sollte mein Mann mich kennen, um zu wissen, dass ich mich wie ein Tier verkrieche und nicht die Öffentlichkeit suche. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass Josch etwas ahnt, folglich hat er keinen Grund, mir einen Aufpasser auf die Fersen zu schicken.
    Ich ging zur Treppe. Der Mann wählte dieselbe Richtung. Ich verließ die Arkaden, er blieb hinter mir. Auf der Blumenstraße war er fast auf gleicher Höhe. Es war ein sonderbares Gefühl, irgendwie erregend. Ich wurde von einem Mann verfolgt und wusste nicht, warum. Ich überlegte, ob ich ihn noch einmal ansprechen sollte. Aber ich hatte Angst, dass er mich auslachte, vielleicht fragte, was ich mir einbilde, und danach einfach wegging.
    An der Ecke Martin-Luther-Platz kehrte ich um. Er blieb stehen, verharrte ein paar Sekunden lang unschlüssig. Dann folgte er mir erneut, obwohl er inzwischen bemerkt haben musste, dass ich auf ihn aufmerksam geworden war.
    Vielleicht ging es darum. Vielleicht sollte ich ihn bemerken, ihn noch einmal ansprechen, auf eine Erklärung drängen und ihm damit die Möglichkeit einräumen, sich zu offenbaren.
    Einen flüchtigen Moment erwog ich, dass ich ihm gefiel und er nur schüchtern sei. Aber

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