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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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sie zu ihrem Wagen. Prüfend schaute er auf die leere Straße und den Hof, bevor er ins Auto stieg. Penny zuckte zusammen, als sie den Motor anließ und das Geräusch in dem leeren Lagerhaus widerhallte. Sie murmelte ein halbes Dutzend Ave Maria, als sie das Auto hinausfuhr. Dann hielt sie den Atem an, bis sie andere Autos und Menschen erblickte.
    »Puh.« Sie stieß einen Seufzer aus. »Das war aufregend.«
    »Wenn das eigene Leben bedroht ist, ist das kein Spiel, Penelope.« Sein Blick ging immer noch suchend umher.
    Geschickt lenkte sie das Auto in die Einfahrt vor einem schlichten Haus, parkte den Mustang im Schutz von Claires Lieferwagen und zog die Bremse an. Sie strich sich das Haar aus der Stirn und starrte einen Moment lang über die blanke Motorhaube.
    »Haben die Diamanten vielleicht eine Geschichte, die in Tess’ Tagebüchern steht?«
    »Hast du sie noch nicht gelesen?«
    »Nicht alle.« Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu. »Ich glaube, weil ich weiß, dass ich am Ende erfahren werde, wie sie gestorben ist.«
    »Der Tod ist eine Tatsache, der wir nicht ausweichen können, Liebes.« Seine Augen strahlten tiefes Mitgefühl aus. »Lies sie alle, und lass Tess ruhen.«
    Penny starrte auf ihren Schoß. Wieder einmal hatte er Recht, aber sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass nach der Lektüre auch ein Teil von ihr sterben würde. »Wirst du mir sagen, was sie dir noch hinterlassen hat?« Durch einen Vorhang dunkelroten Haars blickte sie ihn an.
    »Es sind nur persönliche Sachen«, stellte er nüchtern fest und spielte mit dem Siegelring an seinem Finger. »Dane und Tess waren der Ansicht, das würde mich trösten, wenn ich allein in der Zukunft wäre.«
    Aber du bist nicht allein, wollte sie sagen. Ich bin hier. Aber er hatte Tess geliebt, und der Gedanke, dass er sie vielleicht immer noch liebte, wütete in ihrer Brust wie ein wildes Tier. Sie hasste dieses Gefühl und versuchte, den stechenden Schmerz in den Griff zu bekommen.
    »Komm. Wir wollen es hinter uns bringen.«
    Sie holte eine Schachtel vom Rücksitz, und stirnrunzelnd bemerkte Ramsey eine jähe Traurigkeit in ihren grünen Augen. »Penelope?«
    »Claire hasst es, wenn ich zu spät komme.« Sie übersah geflissentlich seine Besorgnis und stieg aus. »Und sogar eine Verfolgungsjagd wäre keine ausreichende Entschuldigung.«
    Ram folgte ihr, ziemlich verwirrt, doch entschlossen, einige Antworten zu gewinnen

30
    Ein kleines Glöckchen bimmelte über seinem Kopf, und Ram blieb stehen, um die Straße zu beobachten, ehe er die Tür schloss. Es war der Laden eines Schneiders, erkannte er. Der Raum war mit Stoffballen gefüllt, die ihrer Farbschattierung nach in großen Kleiderschränken im Stil Queen Annes lagen. Spulen mit Borten und Besatzartikeln waren übersichtlich in Glasvitrinen angeordnet, umgeben von geschickt platzierten kleinen Handtaschen und farblich dazu passenden Schuhen. Ihm fielen die Hipplewhitestühle und Tische auf, und obwohl Ram nie zuvor in einem solchen Laden gewesen war, erinnerte ihn das Ganze an sein Jahrhundert.
    Eine kleine, schlanke Frau begrüßte Penelope mit einem strahlenden Lächeln. Ihr Blick ging kurz zu Ramsey, ehe sie Penelope durch eine Reihe von Türen führte. Ramsey folgte ihr auf den Fersen, bis die Schneiderin ihn mit einem Gesichtsausdruck ansah, der etwas Zwingendes an sich hatte und mit dem sie ihr Revier zu verteidigen schien. Mit sanfter Gewalt drückte sie ihm Penelopes Schachtel in die Hand und bedeutete ihm mit ihrem vielsagenden Blick, dass er in einem anderen Zimmer warten möge.
    Ein mattes Rot stieg seinen Hals hinauf. Obwohl er Penelope eigentlich nicht aus den Augen lassen wollte, tat er, worum Claire ihn bat. Als er sich umwandte, bemerkte er Penelopes kaum verhohlenes Lächeln.
    In dem Raum angekommen, wuchs sein Unbehagen noch, denn er war von allerlei weiblichem Tand und Flitterkram umgeben.
    Gerüschte und mit Bändern versehene Vorhänge schmückten die hohen Fenster. Der hauchdünne Stoff bewegte sich träge in dem sanften Windzug der Klimaanlage. Zerbrechliche Glasvitrinen standen links und rechts der Tür und trugen Porzellanfiguren, die Tiere des Waldes darstellten. Jeder seiner Schritte erschütterte diese Glasgehäuse. In seinem Bemühen, vorsichtig aufzutreten, wäre er beinahe über einen dicken Florteppich gestolpert. Er konnte sich gerade noch fangen, bevor er wie ein Elefant im Porzellanladen alles zerdeppert hätte. Hastig nahm er auf einem Sofa Platz, wobei

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