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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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dann im Schatten am Kopf der Bootstreppe abgestellt hatte und Hor-Aha nach ein paar kurzen Worten mit Si-Amun gegangen war, um die Verteilung und Unterbringung der überlebenden Soldaten zu überwachen, waren auch Ahmose, Tetischeri und Aahotep da. Si-Amun bemerkte sie zuerst gar nicht. Sie waren noch auf dem Pfad unter dem Weinspalier, Ahmose sah zu. Tetischeri stand wie eine Königin mit Aahotep neben sich, die mit beiden Händen das Gewand unter ihrem Kinn umklammert hielt.
    Si-Amun half den Dienern beim Ausladen des Sarges, den sie ehrerbietig unter einem Baum abstellten, dann erteilte er einen Befehl. Die Barke wurde losgebunden, der Steuermann kletterte an Bord, ergriff das Steuerruder, und dann drehte das Boot schwerfällig auf das Westufer zu. Erst jetzt wandte sich Si-Amun um und stellte sich den bangen Blicken seiner Familie. Er lief zu ihnen, und sie breiteten die Arme aus. Einen Augenblick lang genoss er die vertraute Berührung, das weiche Fleisch und ihren Duft, der ihn lebhaft an seine Kindheit erinnerte, dann trat er einen Schritt zurück. »Ihr müsst tapfer sein«, sagte er. Ahmose blinzelte.
    »Das Ganze war von Anfang an zum Scheitern verurteilt«, sagte er stockend. »Das haben wir alle gewusst. Aber ich hatte gehofft, Vater würde am Leben bleiben. Wir haben so viel gebetet …« Er schluckte krampfhaft. »Ich habe mich nach besten Kräften bemüht, alles für ihn auf der Reihe zu halten.«
    »Macht den Sarg auf«, sagte Tetischeri tonlos. Si-Amun zögerte.
    »Er hat eine schlimme Kopfwunde«, warnte er, doch sie schob ihn beiseite. Aahotep nahm ihren Arm, und dann traten sie zusammen in den gleißenden Sonnenschein. Auf Si-Amuns Nicken hin zückte der Mann, der den Sarg bewachte, sein Messer und stemmte den Deckel auf. Ahmose trat zu den Frauen, doch Si-Amun ging zu Kamose und hockte sich mit gesenktem Kopf neben seine Bahre. Als er wieder aufsah, lag seine Mutter auf den Knien und säuberte den Leichnam von Sand. Sie schrie nicht, als sie sah, was sie nach Si-Amuns Ansicht sehen würde. Als Seqenenres Gesicht mit der klaffenden Wunde freigelegt war, wurden ihre Hände ruhig.
    Lange kniete Aahotep so da und streichelte das aufgedunsene schwarze Fleisch, und Tetischeris Schatten lag bewegungslos über ihr, dann stand Aahotep auf, bückte sich und gab Seqenenre einen Kuss auf den offenen, verzerrten Mund. Sie richtete sich auf. Ihre bebenden Hände fuhren zum tiefen Ausschnitt ihres Hemdkleides, und mit der uralten Geste der Trauer riss sie es vom Ausschnitt bis zur Mitte auf, dann sank sie in den Dreck neben dem Pflaster und ließ Staub auf ihren Kopf rieseln.
    Tetischeri machte auf den Fersen kehrt und schritt auf die beiden jungen Männer zu, Ahmose folgte ihr. Ihr Gesicht war versteinert vor Wut. Hinter ihr konnte Si-Amun zwei Sem-Priester sehen, die mit gesenktem Kopf und fest in ihre Gewänder gehüllt, damit sie keinen Unachtsamen ansteckten, vom Haus des Todes angehastet kamen.
    »Bist du schlimm verwundet?«, fragte Tetischeri Kamose mit steifen Lippen.
    »Nein, Großmutter«, antwortete er. »Ein Speer in die Seite und ein Messer in die Wange, mehr nicht. In ein, zwei Wochen bin ich wieder wie neu.« Sie nickte einmal und richtete den Furcht einflößenden Blick auf Si-Amun.
    »Aahmes-nofretari ruht sich noch aus«, sagte sie. »Sie hat gestern gegen Sonnenuntergang einen Sohn geboren. Geh zu ihr, wenn du kannst. Sie weiß noch nicht, dass ihr wieder daheim seid.« Mit diesen Worten ließ sie die anderen stehen und ging hoch erhobenen Hauptes ins Haus zurück, das Rückgrat gerade, die Schultern gereckt. Si-Amun wusste, dass niemand von ihnen sie weinen sehen würde. Er stand auf und ging zum Sarg, wo die Sem-Priester den Leichnam prüften.
    »Kann er einbalsamiert werden?«, fragte er herrisch. Einer der Priester antwortete mit abgewandtem Gesicht, damit er Si-Amun nicht anhauchte.
    »Es ist noch nicht zu spät, Fürst«, sagte er. »Der Sand hat den Verwesungsprozess hinausgezögert, aber die Wunde da können wir nicht schließen. Die Haut ist schon zu trocken zum Nähen.« Si-Amun war unendlich erleichtert.
    »Das ist unwichtig«, sagte er. »Gebt euer Bestes. Bringt ihn fort.« Er hielt den Anblick des schwarzen, zerschlagenen Gesichtes nicht länger aus. Abrupt ging er zu Aahotep. Sie lag auf den Knien, die staubigen Hände im Schoß. Erde haftete an ihrem Haar und auf der Schminke ihres Gesichts. Si-Amun hockte sich vor sie, doch sie wandte sich ab.
    »Lass mich allein, Si-Amun«,

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