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Der fremde Sohn (German Edition)

Der fremde Sohn (German Edition)

Titel: Der fremde Sohn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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kühnsten Träumen nicht vorstellen können.
    Plötzlich war alles andere ausgelöscht, die Jahre voller Not und Hass und Demütigungen, in denen er sich gewünscht hatte, er wäre tot. Dieser Kuss, dieser wundervolle, niemals enden wollende Kuss änderte alles. Für einen einzigen Augenblick mit ihr hätte er das Leiden seines bisherigen Lebens noch einmal durchgemacht. Max entspannte sich und versank in Glückseligkeit. Sie hatte die Führung übernommen. Sie hatte gesagt, sie wolle keinen Sex.
    Was?
    Max erstarrte. Wie hatte sie das gemeint? Er löste sich von Dayna, die ihn verwirrt ansah und errötete. Ihre geweiteten Pupillen glänzten wie schwarze Knöpfe.
    »Was stimmt nicht mit mir?«, fragte er.
    »Was?« Dayna wischte sich den Mund ab.
    »Warum willst du keinen Sex mit mir? Was stimmt nicht mit mir?«
    Daynas Gesicht entspannte sich wieder, und ihre Lippen, die eben noch ein Teil von ihm gewesen waren, verzogen sich zu einem breiten Lächeln. »Sei nicht albern«, sagte sie und drückte seinen Arm. »Ich meinte nur, noch nicht. Nicht hier. Es soll doch alles stimmen, nicht wahr? Es muss ein besonderer Ort sein.«
    Er verstand das nicht. Er verstand überhaupt nichts mehr. »Warum magst du mich überhaupt?«, wollte er wissen. »Wo mich doch sonst niemand mag?« Die Worte schienen tausendfach in dem schäbigen kleinen Raum widerzuhallen. Eigentlich war es nicht der rechte Ort für all das, doch zugleich war er irgendwie genau richtig. Er passte zu ihrem Leben, zu der schicksalhaften Verbindung zwischen ihnen.
    Dayna nahm Max’ Gesicht in ihre warmen Hände. Es war ein Augenblick voller Spannung, so dass Max kaum zu atmen vermochte. »Weil du anders bist«, sagte sie, und nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Und weil du bist wie ich.«
    Dann küsste sie ihn noch einmal, und Max hatte das Gefühl, er sei gestorben und dies sei der Himmel.

Montag, 27. April 2009

    W as halten Sie davon?« Dennis trank seine dritte Tasse Kaffee innerhalb einer Stunde. Er hatte einen Großteil der Nacht damit zugebracht, in seinem Haus auf und ab zu laufen – diesem bedrückenden Reihenhaus, das er sich gerade noch hatte leisten können, nachdem er Kaye ausgezahlt und dafür gesorgt hatte, dass es Estelle an nichts fehlte. Niemand konnte ihm nachsagen, er sei ein schlechter Vater, auch wenn er seine Tochter seit über einem Monat nicht mehr gesehen hatte.
    »Die treiben Spielchen mit uns. Bestimmt sind sie jetzt gerade mit ihren Kumpeln zusammen und tun sich groß damit, dass sie in der Zelle gesessen haben.«
    Dennis fragte sich, wie Jess es fertigbrachte, so munter und ausgeschlafen zu wirken. Wenn sie nicht jung verheiratet gewesen wäre, hätte er wohl einen Versuch bei ihr unternommen.
    Dennis suchte die Akten von Samms und Driscoll heraus. Natürlich hatten die beiden schon früher Ärger mit der Polizei gehabt, Samms wegen einer Spritztour mit einem gestohlenen Wagen und Driscoll, nun ja, er hatte so gut wie kein Verbrechen ausgelassen, mit Ausnahme von Mord. »Ich glaube nicht, dass es einer von ihnen war.« Er ließ die Unterlagen wieder auf den Schreibtisch fallen. Vor lauter Müdigkeit und zu viel Koffein geriet sein Herz ins Stolpern, fing sich jedoch nach einigen Schlägen wieder. »Gott, fühle ich mich beschissen.«
    »Sind Sie sicher, was die beiden angeht?«
    »Wir wissen nicht einmal, ob die Jugendlichen, die auf den Überwachungsaufnahmen waren, überhaupt zu unserer Bande gehören.«
    »Das heißt noch nicht, dass diese beiden nicht beteiligt waren.«
    »Alles, was wir haben, sind die Aussagen von ein paar Schulkindern. Zwei von ihnen glaubten, sie hätten Samms und Driscoll bei der Schule herumhängen sehen, aber letztlich können wir uns nicht darauf verlassen.«
    »Wir können die Möglichkeit aber nicht ausschließen. Immerhin sind die beiden der einzige Ansatzpunkt, den wir haben.«
    Dennis lächelte so freundlich, wie er konnte, auch wenn es ihm schwerfiel. »Lassen Sie dieses Mädchen noch mal kommen. Ich will sie binnen einer Stunde hier haben.«
    »Halten Sie das für klug?«
    »Nein.« Dennis trank seinen Becher leer und machte sich wieder auf den Weg zum Kaffeeautomaten. »Aber eins kann ich Ihnen sagen: Sie hat uns nicht die Wahrheit erzählt.«
    »Ach? Heute Morgen wissen wir aber alles ganz genau, wie?« Jess nippte an ihrem Kräutertee.
    Dennis blieb in der Tür stehen. »Die Laboruntersuchung hat bestätigt, dass das Blut auf dem Küchenmesser tatsächlich von Max war, und die Obduktion

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