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Der Fremde vom anderen Stern

Der Fremde vom anderen Stern

Titel: Der Fremde vom anderen Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joann Ross
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lächelte über seine Ausdrucksweise. „Natürlich. Gleich hier rechts." Sie wies auf eine Tür, die in eine Wand mit leuchtendbunter Blumentapete eingelassen war.
    „Im Schränkchen über dem Waschbecken ist noch eine Zahnbürste."
    Dann ging sie zu einem Wandschrank, öffnete die Tür und holte einige Kleidungsstücke heraus. „Sie brauchen ja auch noch ein paar warme Sachen, bis wir Ihr Hab und Gut wiedergefunden haben.
    Mein Bruder Dylan kommt oft zu Besuch. Sie haben Glück, daß er Ihre Kleidergröße hat."
    Als sie sich umwandte, stand er neben dem Bett. Für einen Mann, der noch vor ein paar Stunden fast zu Tode gefroren war, sah er erstaunlich vital und viel zu aufregend aus. Er hatte breite Schultern, und seine sonnengebräunte Brust war kräftig und muskulös. Er treibt bestimmt viel Sport, vermutete Charity, An seinem ganzen Körper war nicht ein Gramm Fett zuviel, seine Hüften waren schmal, sein Bauch flach und ...
    Himmel! Offensichtlich war sie nicht die einzige, die noch immer an ihren sinnlichen Traum denken mußte. Charity atmete tief durch und zwang sich, den Blick einige Zentimeter tiefer auf seine schlanken, durchtrainierten Beine zu richten. Als sie ihm wieder in die Augen schaute, bemerkte sie, daß er sie mit unverhohlenem Interesse beobachtete. Hastig legte sie den Stapel Kleidungsstücke aufs Bett und verließ fluchtartig den Raum.
    Das ist allein meine Schuld, warf sich Starbuck traurig vor. Aus irgendeinem Grund hatten ihre anerkennenden, bewundernden Blicke seinen Körper zu höchst unsarnianischen Reaktionen getrieben. Doch darüber wollte er lieber erst später nachdenken.
    Aber warum hatte sie das derart aus der Fassung gebracht? Schließlich war seine eigene Erregung nur die Antwort auf die Gedanken und Gefühle, die er bei ihr wahrgenommen hatte. Warum nur hatte ihr Gesicht plötzlich die Farbe des sarnianischen Mondes bekommen? Und warum hatte sie das Zimmer verlassen, als sei ihr eine Meute wilder Hunde auf den Fersen?
    Ihr Verhalten war in höchstem Maße unlogisch.
    Seufzend ging er ins Badezimmer und schaute sich neugierig um. An den Wänden sah er überall wundervolle violette Blumen mit dunkelgrünen Blättern. Wenn alle menschliche Behausungen so gestaltet waren, konnte er gut verstehen, warum seine Mutter soviel Zeit in ihrem Gewächshaus verbrachte. Blumen schienen den Menschen mehr zu bedeuten, als ihm die Hologrammakten vermittelt hatten. Er nahm sich vor, nach seiner Rückkehr auf Sarnia mindestens eine Wand im Haus seiner Mutter mit Blumen zu schmücken.
    Zögernd betrachtete er die Duschkabine und versuchte sich daran zu erinnern, was er sich über die Körperpflege der Menschen angeeignet hatte. Im Gegensatz zu den Sarnianern reinigten sie sich mit Wasser, nicht mit Schall. Vorsichtig drehte er einen der Metallknöpfe und sprang zurück, als das heiße Wasser auf seine Haut traf. Er probierte auch den zweiten Knopf, und als die Temperatur angenehm war, genoß er das entspannende Gefühl des fließenden warmen Wassers auf seinem Körper. In einer Nische in der Wand entdeckte er ein rosafarbenes, duftendes Rechteck. Das war wohl die Reinigungssubstanz. Er befeuchtete den kleinen Quader und rieb sich damit ein. Dann schloß er die Augen und ließ sich von dem warmen Naß massieren.
    Nach einer Weile drehte er das Wasser ab und verließ die Duschkabine.
    Als ihm klarwurde, daß es keine unsichtbaren Lufttrockner gab, sah er sich erneut um und fand einen Stapel weicher lila Handtücher, die ebenfalls mit Blumen bedruckt waren. Er nahm eines davon und trocknete sich ab.
    In dem Metallschränkchen entdeckte er die Zahnbürste, die Charity Prescott ihm versprochen hatte.
    Zum Glück stand auf der Verpackung, wozu das Gerät zu benutzen war, sonst wäre er wohl nie darauf gekommen. Auf die gleiche Art entschlüsselte er die Bestimmung der Zahncreme.
    Nachdem er sich auf diese ihm recht primitiv anmutende Weise die Zähne geputzt hatte, kämmte er sich und zog die Kleidungsstücke an, die Charity ihm gegeben hatte. Dann verließ er das Bad, ging durch den Flur und kam schließlich in einen warmen, gemütlichen Raum.
    Vor dem Kamin lag die Katze, deren Bekanntschaft er bereits gestern abend gemacht hatte. Das Tier räkelte sich auf einem Teppich, der – wie Starbuck bei näherem Hinsehen feststellte - aus einzelnen bunten Stoffstreifen hergestellt war.
    Langsam trat er ans Fenster und schaute hinaus. Es schneite immer noch, dicke weiße Flocken fielen wie Federn zu Boden.

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